10 Fragen zu ChatGPT – Fluch oder Segen?
Suchmaschinen ersetzen häufig den Einsatz von Experten. Doch wenn es um ChatGPT geht, wird teils von einer Halbierung der Arbeitszeit gesprochen: Sprachmodelle der Künstlichen Intelligenz helfen dabei, Informationen übersichtlich strukturiert schreiben zu lassen. Doch nicht nur Lehrer, die es mit technikaffinen Kindern zu tun haben, fürchten sich vor den Konsequenzen der Nutzung dieses Programms. Auch Arbeitnehmer bestimmter Berufsgruppen haben jetzt schon Angst vor Jobverlust. In diesem Artikel beleuchten wir Fragen zu den Vorzügen und Schattenseiten der Software des US-Unternehmens OpenAI.
Inhaltsverzeichnis
Was ist ChatGPT?
Es handelt sich um einen „sprach- und textbasierten Chatbot“. Unter ChatGPT (Generative Pre-trained Transformer) versteht man den Prototyp eines Chatbots, also eines Dialogsystems, das auf Text basiert. Dieses 2022 veröffentlichte System, das zur Künstlichen Intelligenz zu zählen ist, ist auf maschinellem Lernen aufgebaut. Entwickelt hat dieses Programm das US-Unternehmen OpenAI.
Kurz gesagt: ChatGPT kann mit dir in eine Art Dialog treten und auf deinen Wunsch hin Texte erstellen.
Chatbot und Künstliche Intelligenz: Was kann ChatGPT?
Laut Wikipedia kannte im Januar 2023 bereits jede vierte Person in Deutschland das Programm ChatGPT von OpenAI. Von der Bekanntheit etwa von Suchmaschinen ist es damit noch weit entfernt. Doch was hat diese Sprachmodell-Software auf dem Kasten?
Wie sieht ein üblicher Befehl aus, den ChatGPT umsetzt?
„Verfasse einen Artikel zum Thema y mit 6 Zeilen.“
Nennen wir ein paar Beispiele, um die Funktionen des Programms zu veranschaulichen:
- Durch Beobachtung kann es der KI gelingen, etwa das nächste Wort vorherzusagen, das vermutlich ein User eingeben wird. Auch die Suchmaschine Bing verwendet bereits GPT, um dem Nutzer ein angenehmeres Suchen zu ermöglichen.
- Genutzt wird das Programm aber auch ganz konkret zur Textstrukturierung und Texterstellung. Die Anwendungsgebiete hierfür sind breit gefächert: Von faulen Schülern, die damit ihre Hausaufgabe erledigen lassen, über Studenten, denen es beim Lernen helfen kann, bis hin zur professionellen Texterstellung in Marketing, PR, Werbung oder Journalismus. So ist Künstliche Intelligenz nun praktisch von Jung bis Alt für alle zum Greifen nah.
Der Vorteil dabei: ChatGPT stellt keine Ansprüche auf geistiges Eigentum. Dennoch können einzelne Textbausteine natürlich als Plagiate betrachtet werden, da es aufwändig ist, Software zu optimieren, bis sie in einer solchen Qualität vorliegt. Generell ist die Quellen- und Urheberrechtsproblematik diesbezüglich noch nicht geklärt.
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Welche Vorteile, welche Nachteile bietet ChatGPT?
Nur eine kurze Registrierung ist erforderlich, und schon kann man die Sprachmodell-Software ChatGPT von OpenAI kostenlos nutzen – so ist es zumindest derzeit noch. Die kostenpflichtige Version ChatGPT Plus ermöglicht es dem Nutzer, unbequeme Wartezeiten zu umgehen.
Das Erfordernis des aktiven Mitdenkens entsteht nicht nur dann, wenn das Programm „falsche oder fehlerhafte Informationen oder schablonenhafte Antworten“ von sich gibt: So müssen immer wieder Chatbots aus dem Verkehr gezogen werden, weil sich zu viele Kunden darüber aufregen. Der aufmerksame menschliche Blick und ein Mitdenken sind also immer mindestens gefordert, wenn man mit ChatGPT arbeitet.
ChatGPT: Was kann die künstliche Intelligenz, was kann sie nicht?
WDR zitiert einen Fall, in dem ein Chatbot der Anfrage „Ich möchte mich umbringen“ mit der Antwort „Wie kann ich dir dabei helfen?“ begegnete – dieses Beispiel ist ein gefundenes Fressen für Personen, die KI ohnehin krank und menschenfeindlich finden. Bei solchen Fällen handelt es sich jedoch um ältere Beispiele, da KI zwischenzeitlich für solche Notfälle gerüstet ist. Es zeigt jedoch ein Grundproblem: Das „Zwischen-den-Zeilen-Lesen“ funktioniert bei der KI mal besser, mal schlechter.
Wie kann man die Risiken im Griff behalten?
Viel moderne Technologie wird verteufelt – wie auch Suchmaschinen, die häufig dazu führen können, dass Halbwissen zu einflussreich wird.
Wesentlich drastischer mögen jedoch die Emotionen bei ChatGPT ausfallen: Es mag sein, dass sich das Grundgerüst eines Textes mit der Hilfe von Sprachmodell-KI aufbauen und somit wertvolle Zeit sparen lässt. Die Kernaussagen eines Textes jedoch sollten weiterhin dem eigenen Gehirn entspringen, denn sonst sitzen wir irgendwann bei einem Pitch oder Interview einem Menschen gegenüber – und da ist kein Sprachmodell, das unserer Ideenlosigkeit und mangelnder Kreativität auf die Sprünge hilft.
Wer könnte seinen Job aufgrund eines Sprachmodells verlieren?
Kundenservice-Mitarbeiter
ChatGPT – das bedeutet weniger „Papageienarbeit“: Niemand gibt gern wie ein Roboter andauernd dieselben Inhalte wieder, sodass sich solche Aufgaben leicht von Chatbots übernehmen lassen. So verlieren Service-Angestellte mit zahlreichen Routine-Tätigkeiten am ehesten ihre Jobs.
Texter, Marketing-Experten
Auch die Auftragslage weniger begabter Texter ist gefährdet: Kategorienbeschreibungen, bei denen ein Schema F befolgt werden muss, sind ein Beispiel für eine Einsatzmöglichkeit von ChatGPT von OpenAI. Doch auch für Presseartikel, die vom menschlichen Texter häufig recht lieblos getextet werden, ist das Tool geeignet.
Standard-Texte schreiben lassen, den Support entlasten oder einfach als Mittel zum Brainstorming – ChatGPT lässt sich im Marketing vielfältig nutzen wie auch zahlreiche andere Toos aus der KI.
Generell sind mittlere Angestelltenpositionen ebenfalls mit Sorge zu betrachten. Wenn die Erstellung von Pressemitteilungen, E-Mails und Newslettern von ChatGPT abgenommen werden kann, wird die Arbeit von Angestellten in mittleren Positionen in vielen Branchen nicht mehr benötigt.
Programmierer
Da sich auch Code mit der Software schreiben lässt, sind zudem die Jobs zahlreicher Programmierer gefährdet. Wer häufig damit beschäftigt ist, einfachen Code zu schreiben, sollte sich anderweitig umsehen, denn ChatGPT kann beispielsweise auch von Menschen programmierte Codes auf Fehler überprüfen.
Wie wird ChatGPT unsere Arbeitswelt verändern?
Zeitliche Entlastung: „Der Kunde ist König“ – mit dieser Einstellung gehen auch heute noch viele Kunden an Firmen heran, mit denen sie zu tun haben. Oft ist es Betrieben auch nicht optimal gelungen, auf ihren Websites Wissen übersichtlich strukturiert darzustellen, sodass sich Kunden rasch zurechtfinden. Auf häufig gestellte Fragen können Chatbots dann Antworten geben und auf diese Weise Personal entlasten, sodass weniger repetitive Aufgaben anfallen, die das Personal nur zermürben.
In den meisten Bereichen wird sich wohl die Spreu vom Weizen trennen: Betriebe, die sich zu sehr auf ChatGPT und ähnliches verlassen, geraten leicht aus dem Ruder oder werden als weniger qualitativ arbeitend eingeschätzt. Somit werden diese Unternehmen auch weniger vielversprechende Zukunftschancen haben. Es sei denn, der Einsatz von KI wird kontinuierlich von Menschen überwacht und weiteroptimiert.
Allerdings kann ChatGPT auch helfen, Gewinne zu maximieren und genervtes Personal glücklicher zu machen. Werden Chatbot-Resultate etwa mit der Arbeitsqualität einer Person mit mangelnder Freude an ihrem Beruf verglichen, der aufgrund von Konzentrationsmangel und Burnoutsymptomen entsprechend viele Fehler unterlaufen, schneidet die KI vermutlich nicht schlecht ab. Setzt man den Chatbot vor allem an solchen Stellen ein, kann er langweilige, repetitive Arbeit beim Personal verringern. Dadurch ließe sich die Mitarbeiterzufriedenheit steigern und das Personal stünde für wichtigere Aufgaben zur Verfügung. Allerdings bedeutet das auch einen niedrigeren Bedarf an geringer qualifizierten Arbeitskräften.
Zusammenfassend lässt sich also prognostizieren, dass in den Branchen IT / Softwareentwicklung, Marketing / Content-Erstellung sowie Journalismus / Recherche aber auch im Bereich Sekretariat, Callcenter und Kundenservice Jobs wegfallen dürften.
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Gibt es Alternativen/Konkurrenz zu ChatGPT?
Eine Alternative ist das Programm Bloom, das mit 176 Milliarden Parametern trainiert wurde. Es ist somit besser trainiert als ChatGPT, in 46 Sprachen verfügbar und beherrscht 13 Programmiersprachen. Auch hierbei handelt sich ebenfalls um Open-Source-Software. Das Programm besitzt zudem die Fähigkeiten, Texte zusammenzufassen und Übersetzungen zu produzieren. Wer jedoch die Cloud nutzen will, muss dafür einen hohen Preis zahlen: 40 Dollar die Stunde kostet das Vergnügen.
Künstliche Intelligenz: Ist ChatGPT eine Gefahr für Google?
Die Basis von GPT sind Transformer – ein von Google Brain vorgestelltes Maschinenlernmodell. Wer diesen Hintergrund kennt, für den ist klar, dass ChatGPT keine „Gefahr für Google“ sein kann.
Außerdem arbeitet Google an dem „Language Model for Dialogue Applications“ (Lamda). Einsatz findet dieses bereits in der App „AI Test Kitchen“. Diese ist jedoch derzeit nur auf Android-Smartphones verfügbar. In Kürze soll allerdings ein auf Lamda basierender, eigener Chatbot auf den Markt gebracht werden: „Bard“.
Künstliche Intelligenz mit 100 Millionen aktiven Nutzern: Ist ChatGPT der große KI-Durchbruch?
Als Nutzer einfach mal kurz den Browser anwerfen und Inhalte nach eigenem Gusto schreiben lassen – ohne die eigenen grauen Zellen zu bemühen? Künstliche Intelligenz, wie sie ChatGPTs Texte bietet, ist bei weitem noch nicht gut genug, um wachsame Menschen zu überzeugen. Oder vielleicht nur, wenn es sich bei dem Kontext um Bing o.ä. handelt.
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Digitalisierung – Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt
Wer jedoch gerade an einer kreativen Blockade leidet, kann die Software nutzen, um eine leere Datei mit etwas Text zu füllen. So lässt sich die eigene Schreibhemmung senken. Wie das Handelsblatt berichtete, investierte Microsoft Milliarden, um die Software weiter zu verbessern – so bleibt die Zukunft des Tools spannend.
Fazit
Auf jeden Fall ist es in höchstem Maße beeindruckend, was KI-Chatbots mittlerweile in puncto Texterstellung leisten können. Grammatikalisch und orthografisch nahezu einwandfrei formuliert die KI Texte zu vorgegebenen Themen. Die Qualität der Texte hängt stark von der Qualität des Briefings ab, das man dem Programm zur Verfügung stellt. Je klarer du formulierst und definierst, wie dein gewünschter Text aussehen soll, desto qualitativ hochwertiger ist in der Regel das Ergebnis. Problematisch bleibt die Quell- und Urheberrechtsfrage: Die KI nutzt dem User unbekannte Quellen, die nicht öffentlich gemacht werden. Der User kann selbst nicht mehr gewichten, welche Bedeutung er welcher Quelle zumisst. Doch je nach Anwendungsbereich ergeben sich für intelligente Chatbots vielfältige Einsatzzwecke, zunächst sicherlich in erster Linie in der eher einfacheren, repetitiven Texterstellung bzw. im Kundensupport.
Quellen:
mdr.de, faz.net, handelsblatt.com, futurezone.de, businessinsider.de
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