Du bist der Typ Mensch, der bei Entscheidungen stets die Vor- und Nachteile abwägt und dennoch zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis kommt? Dann versuche doch einmal auf deine Intuition zu hören und diese in deine Entscheidungen miteinzubeziehen!

Was hat es mit der Intuition auf sich? Welche Rolle spielt diese im Berufsleben? Und: Wie kann man die eigene Intuition schulen? Wir zeigen euch anhand von Fallbeispielen, wie das Bauchgefühl Menschen in die Irre führen kann.

Was ist Intuition?

Mit diesem Wort bezeichnet man eine Eingebung oder eine Ahnung. In der Umgangssprache ist häufig auch von Empathie, Instinkt, einem schlechten oder guten Gefühl die Rede oder davon, dass jemand einen guten „Riecher“ für etwas hat. Die Gabe der Intuition ist dem Klischee nach etwas typisch weibliches. In einer Studie hat sich jedoch gezeigt, dass das Talent bei beiden Geschlechtern ungefähr gleich ausgeprägt ist. Wer aus dem Instinkt heraus handelt, hört auf sein Bauchgefühl oder auf seine innere Stimme anstatt Fakten oder logische Argumentationen für Entscheidungen heranzuziehen.

  • Das Unterbewusstsein spielt bei der Intuition eine große Rolle: Wir schlussfolgern nicht und wägen keine Argumente ab, sondern entscheiden uns spontan für die angenehmste oder beste Lösung.
  • Die Intuition basiert auf dem Langzeitgedächtnis: Wir sammeln Erfahrungen und werten diese bewusst oder unbewusst aus. Die Konsequenz solcher Erfahrungen ist ein gut ausgeprägter Instinkt.

Einige Menschen stehen ihrer Intuition – entweder zu Recht oder zu Unrecht – kritisch gegenüber: Beispielsweise haben sie bereits negative Erfahrungen mit Bauchentscheidungen gemacht und treffen deshalb jede Entscheidung auf Basis logischer Argumente. Manchmal jedoch müssen Entscheidungen sehr schnell getroffen werden, und nicht immer erlaubt die Faktenlage Schlussfolgerungen.

Wann im Job spielt Intuition eine große Rolle?

  • Bereits beim Lesen einer Stellenanzeige kann Intuition ein zentraler Faktor sein, der entscheidet, ob wir uns bewerben oder nicht: Jemand bewirbt sich nicht auf eine Jobanzeige, da ihm der Instinkt sagt, dass er sich in dem Unternehmen nicht wohl fühlen wird. Dies kann aber nicht nur eine schlechte Vorahnung sein, sondern die Zurückhaltung kann auch auf einer rationalen Überlegung oder Argumentation basieren: „Ich habe schlechte Erfahrungen mit Großraumbüros.
  • Beim Vorstellungsgespräch: Obwohl alles passt, kann es dazu kommen, dass ein Bewerber eine interessante Stelle nicht annimmt. Der Grund: Er hat ein schlechtes Gefühl bei der Sache. Beispielsweise sind ihm die Personaler unsympathisch, oder er hat den Eindruck, nicht gut in das Unternehmen zu passen.
  • Bei Personaleinstellungen: Bereits auf Basis des persönlichen Eindrucks sagt die Intuition dem Personaler, der noch nicht einmal den Lebenslauf gelesen hat, dass der Bewerber die Aufgabe erfolgreich meistern wird: Die gepflegte Person mit kerzengerader Haltung und positiver Ausstrahlung erscheint ihm als besonders kompetent und scheint menschlich am besten in das Team zu passen.
  • Beim Setzen von Prioritäten: Hat man einen Stapel Arbeit vor sich, ist neben den konkreten Anweisungen, die man erhalten hat, oder Erfahrungen mit der jeweiligen Tätigkeit manchmal auch Intuition wichtig.
  • Sie spielt auch eine große Rolle, wenn es darum geht, abzuschätzen, wie die Stimmung im Team gerade ist. Arbeiten alle gerade konzentriert? Dann macht es keinen Sinn sie jetzt herauszureißen. Ist die Stimmung angespannt? Dann gilt es Vorsicht walten zu lassen.
  • Bei der Auswahl eines Mitarbeiters für ein bestimmtes Projekt: Viele Manager hören auf ihre Intuition, wenn es um die Verteilung der Aufgaben im Team geht. Oder anders gesagt: Auf der Basis der Erfahrungen, die sie bislang mit einem Mitarbeiter gemacht haben, wird eine Person für die Aufgabe ausgewählt.
Intuition im Job
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Intuition und rationales Denken

  • Wer ein Studium abgeschlossen und vielleicht auch viele Fortbildungen absolviert hat, dessen Instinkt ist angereichert mit jeder Menge Fachwissen. Zu einer eher fachlichen Intuition sind natürlich aber auch alle fähig, die eine Berufsausbildung abgeschlossen oder anderweitig Fachwissen erworben haben. Mit Hilfe des Fachwissens, gepaart mit etwas Fingerspitzen- oder Bauchgefühl, kann abgeschätzt werden, ob ein bestimmtes Vorhaben von Erfolg gekrönt sein wird.
  • Eine gute Intuition ist eine wichtige Kompetenz für Führungskräfte (etwa in den oben genannten Beispielsituationen wie Vorstellungsgesprächen oder der Auswahl einer Person für ein Projekt). Da eine rein intuitive Entscheidung im Berufsleben nicht selten verpönt ist, wird ein Instinkt häufig als professionelle Berufserfahrung verkauft.

Intuition kann auch in die Irre führen

Aber aufgepasst: Wer ausschließlich auf sein Gefühl hört, anstatt Fakten in seine Entscheidungen miteinzubeziehen, begeht einen großen Fehler.

Beispiel für das „gute Gefühl“:

Der Arzt stellt eine Sprechstundenhilfe ohne jegliche Berufserfahrung ein, da er bei dieser Person aufgrund ihres Wesens ein besonders gutes Gefühl hat. Nach der ersten Arbeitswoche jedoch kündigt diese, da ihr der Job zu stressig ist.

Beispiel für das „schlechte Gefühl“:

Dem Ingenieur stehen 7 Alternativen für die Realisierung eines Projekts zur Verfügung. Er hat jedoch bei allen ein schlechtes Gefühl.

An manchen Tagen reagieren wir beispielsweise aufgrund chronischen Stresses oder Übermüdung negativ auf unterschiedliche Reize. Wer bei allem ein schlechtes Gefühl hat, sollte hinterfragen, ob er vielleicht einen schlechten Tag hat oder einmal wieder einen Urlaub bräuchte.

Beispiel für das Ausklammern der Intuition:

Der Arzt aus dem ersten Beispiel will beim nächsten Mal alles richtig machen und nicht mehr auf sein Gefühl hören. Deshalb stellt er eine Person ein, die vieljährige Erfahrung als Sprechstundenhilfe mitbringt, ihm jedoch absolut unsympathisch ist. Im Laufe der Zeit merkt er, dass er diese Person als Mitarbeiterin auf Dauer nicht ertragen kann.

Wie kann man die eigene Intuition schulen?

Wie oben schon erwähnt, basiert die Intuition auf unserem Langzeitgedächtnis. Das bedeutet: Je mehr Erfahrungen wir gesammelt haben, desto besser wird unser instinktives Verhalten mit der Zeit. Doch nicht jeder alte Mensch besitzt automatisch eine gute Intuition: Es kommt wirklich darauf an, wie viele Erfahrungen der jeweilige Mensch gesammelt hat. Hat jemand im Laufe seines Lebens viele unterschiedliche Stellen besetzt, besitzt er ein gutes Händchen für Vorstellungsgespräche und Dinge, die den Inhalt der jeweiligen Tätigkeiten selbst betreffen. Wer hingegen sein Leben lang nur eine Stelle ausgeübt hat, der konnte zwar innerhalb dieses Jobs sein Gefühl schulen, doch hatte er keine Gelegenheit über den Tellerrand hinausblicken.

Fazit: Sammle so viele Erfahrungen wie möglich, um deine Intuition zu schulen. Oder: Wem eine besonders gute Intuition in die Wiege gelegt wurde, der muss manche Erfahrungen erst gar nicht sammeln.

Wieviel Intuition im Job tut gut?

Das Berufsleben ist ein Teil des Lebens, welcher geprägt ist von rationalen Entscheidungen. Auch wenn Forscher herausgefunden haben, dass sich Bauchentscheidungen positiv auf unsere Zufriedenheit auswirken (Quelle), stehen viele Personen der Intuition im Job skeptisch gegenüber. Eine gesunde Skepsis Bauchentscheidungen gegenüber ist auch gerechtfertigt, denn schließlich wünscht sich jeder Mitarbeiter einen fairen Chef, der nicht ausschließlich auf diverse Eingebungen hört, sondern seine Angestellten gerecht behandelt und dessen Entscheidungen nicht willkürlich, sondern nachvollziehbar sind.

Wie wir an den Beispielen oben gesehen haben, kann Intuition auch eine Falle sein: Sie kann uns in die Irre führen und uns schließlich bereuen lassen, auf unser Bauchgefühl gehört zu haben. Doch auch das völlige Ausklammern unseres Bauchgefühls kann fatale Konsequenzen haben: Denn wir alle sind Menschen, haben eine Psyche, und negative Gefühle wirken sich langfristig auch auf unsere Gesundheit aus.

Deshalb unser folgender Tipp: Bei wichtigen Entscheidungen solltest du erst einmal in dich hineinhorchen. Was sagt dir dein Bauchgefühl? Daraufhin solltest du eine Liste mit Pros und Contras erstellen. Wäge alle Vor- und Nachteile ab und entscheide dich schließlich für die bessere Variante oder das geringere Übel. Auf diese Weise kommen sowohl Intuition als auch eine sachliche Argumentation zum Tragen, und du kannst dir sicherer sein, dass deine Entscheidung für Andere nachvollziehbar ist.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir die männliche Form (generisches Maskulinum), z. B. „der Mitarbeiter“. Wir meinen immer alle Geschlechter im Sinne der Gleichbehandlung. Die verkürzte Sprachform hat redaktionelle Gründe und ist wertfrei.