Verliebt am Arbeitsplatz – das gibt es wirklich! So schreibt Careerbuilder, dass sich stolze 30 Prozent der Paare am Arbeitsplatz kennenlernen würden. Doch Liebe wird nicht immer erwidert, und Annäherungsversuche tragen manchmal nicht zur Freude der betroffenen Personen bei.

In diesem Artikel spielen wir die unterschiedlichen Szenarien durch, in welchen Liebe am Arbeitsplatz vorkommen kann, und in welchen Fällen gar von sexueller Belästigung die Rede sein muss. Am Schluss des Artikels geben wir dir noch ein paar Tipps, die dich bei einer Büroliebe vor Misserfolgen wie einer Abmahnung oder gar Kündigung bewahren können.

7 Szenarien der Liebe am Arbeitsplatz

Szenario 1: Beziehung am Arbeitsplatz

Gehen wir einmal vom optimalen Fall aus: Du hast dich in deinen Kollegen oder in deine Kollegin verliebt, und es kommt zu einer Liebesbeziehung. Die übrige Belegschaft des Büros wird bestimmt schon gemerkt haben, dass es zwischen euch gefunkt hat.

Unsere Empfehlung: Es besteht kein Grund, eure Liebe offiziell kundzutun, es sei denn, ihr arbeitet in derselben Abteilung. Die anderen Kollegen oder die Vorgesetzten könnten sich hintergangen fühlen, wenn ihr es ihnen nicht erzählt, denn sie werden mit Sicherheit merken, dass etwas anders ist. Versuche, dich weiterhin so professionell wie möglich zu verhalten. Auch die anderen Kollegen wollen wahrgenommen werden und wünschen sich, dass man ihnen zuhört und sie mit dem erforderlichen Respekt behandelt.

Szenario 2: Trennung nach einer Liebesbeziehung zwischen Kollegen

Endet die Beziehung zweier Leute, die sich am Arbeitsplatz kennen gelernt haben (und das ist bei jeder zweiten der im Job entstandenen Beziehungen der Fall (Quelle)), hat dies nicht selten die berufliche Veränderung mindestens eines der beiden zur Folge: Man will dem jeweils anderen aus dem Weg gehen, und alleine das Büro erinnert an die zerbrochene Liebe. Außerdem: Das endlose Getuschel hinter dem Rücken ist fast sicher, sollten die Kollegen von der Beziehung gewusst haben.

Manchen ehemaligen Paaren, die sehr an ihrem Job hängen, gelingt es jedoch, „Schwamm drüber“ zu sagen und weiterhin erfolgreich für das bisherige Unternehmen tätig zu sein. Sollte jedoch einer der beiden aufsteigen oder bereits vor Beginn der Beziehung den höheren Posten besetzen, können für den anderen Part des ehemaligen Pärchens Nachteile entstehen.

Szenario 3: Netter Büroflirt

Nicht immer ist gleich von Liebe die Rede. Wenn Frau und Mann zusammentreffen, und es funkt, kann daraus ein oberflächliches Flirten entstehen. Ein solches Verhalten ist zwar nicht ganz korrekt und aus Sicht vieler Menschen wohl eher unangebracht, doch kann Flirten durchaus förderlich für das Betriebsklima sein und dazu beitragen, dass Mann oder Frau gleich viel lieber zur Arbeit erscheint und mit mehr Enthusiasmus arbeitet.

In vielen Fällen sind die Übergänge zwischen reinem Humor und Flirten fließend, weshalb der Flirt häufig gar nicht der Rede wert ist: Es handelt sich um oberflächliches Geplänkel zwischen Kollegen. Entwickelt jedoch einer der beiden Gefühle für den Anderen, wird die Sache schon etwas komplizierter, vor allem dann, wenn der Andere nicht genauso fühlt (siehe auch weiter unten).

Szenario 4: Der One Night Stand

Beispiel: Heiter und feucht-fröhlich war sie, die Betriebsfeier. Ohne es geplant zu haben, landest du mit einem Kollegen im Bett, den du zwar schon immer ganz nett und attraktiv fandst, mehr aber auch nicht. Am nächsten Morgen wissen beide, ohne es auszusprechen, dass es bei diesem einen Mal bleiben wird.

Je nachdem, wieviel die beiden beruflich miteinander zu tun haben, kann sich ein One Night Stand zwischen Kollegen negativ auf das Betriebsklima auswirken. Sitzen die beiden Turteltauben etwa in der gleichen Abteilung, kann eine Unsicherheit darüber entstehen, wie man mit dem jeweils anderen umgehen soll.

Oder das Gegenteil ist der Fall: Der Zwischenfall lockert das Verhältnis der beiden Kollegen zueinander auf und wirkt sich positiv auf die Produktivität der beiden Mitarbeiter aus. Die beiden tauschen sich ehrlicher über die Arbeit aus, was der Arbeitsqualität zugutekommt. Und: Niemand der anderen Kollegen muss je erfahren, was geschehen ist.

Szenario 5: Die Affäre im Büro

Nicht immer bleibt es bei einem One Night Stand. Entwickelt sich aus dem einmaligen Stelldichein eine dauerhafte Affäre rein physischer Natur, ist es ratsam, diese vor Kollegen und Vorgesetzten geheim zu halten, soweit es geht. Der Grund: Nicht alle Mitarbeiter werden Verständnis für eine solche Beziehung haben, vor allem dann nicht, wenn einer der beiden mit einer anderen Person liiert ist. Und: Den Chef geht es nichts an, mit wem du dein Bett in manchen Nächten teilst.

Nach Beendigung einer solchen Affäre kann bei mindestens einem der Beteiligten der Wunsch nach einem Arbeitgeberwechsel entstehen, da man dem Anderen nicht aus dem Weg gehen kann, dies aber möglicherweise gern möchte.

Szenario 6: Unglücklich verliebt in den Kollegen oder Chef

Eine unerfreuliche Situation liegt vor, wenn du dich unglücklich in einen anderen Mitarbeiter oder Vorgesetzten verliebt hast. Sobald klar ist, dass der oder die Andere nicht genauso fühlt oder bereits vergeben ist, geben sich die Betroffenen meist Mühe, die eigene Verliebtheit zu vertuschen. Und: Nicht selten entsteht bei jemandem, dessen Liebe nicht erwidert wird, ein Kündigungswunsch.

Beispiel: Jurastudentin Julia, 25, arbeitet in einer Anwaltskanzlei. Sie hat sich, ohne es zu wollen, in ihren verheirateten Vorgesetzten verliebt. Aus Angst, ihre heimliche Liebe könnte auffliegen, kündigt sie das Arbeitsverhältnis vorzeitig. Bei ihrem nächsten Vorstellungsgespräch erfindet sie Ausreden für ihre Kündigung.

Szenario 7: Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz

Wer über weniger Intuition verfügt als im oben erläuterten Fall der unerwiderten Liebe, mag sich im Ton oder bei Berührungen vergreifen und fällt damit in die Kategorie der sexuellen Belästigung. Dass eine solche in vielen Fällen nicht aufgrund von Verliebtheit geschieht, zeigt der Leitfaden der Antidiskriminierungsstelle auf. Wahre Ursachen für sexuelle Belästigung im Büro sind laut dieser Quelle Machtdemonstration oder Konkurrenz bzw. Respektlosigkeit. Doch auch einem Tollpatsch in Sachen Liebe kann sexuelle Belästigung vorgeworfen werden.

Unter diese fallen beispielsweise folgende Verhaltensweisen:

  • obszöne, vulgäre Spitznamen
  • mehrdeutige Witze oder Sprüche, die fehl am Platz sind
  • Ein Büro-Vorgesetzter äußert den Wunsch, die Angestellte möge in Zukunft ausschließlich weit ausgeschnittene Oberteile tragen
  • Jegliche Berührungen außerhalb der Handinnenflächen (wie dem förmlichen Händeschütteln), der Schulter oder dem Arm.

Es kann individuell unterschiedlich empfunden werden, was sexuell belästigend wirkt, und übrigens können auch Männer Opfer sexueller Belästigung werden. Dies ist jedoch weitaus seltener der Fall, wie zahlreiche Quellen belegen.

Der Unterschied zwischen harmloser Neckerei und sexueller Belästigung

Ein Beispiel: Sven, ein alteingesessener Verlagsmitarbeiter mittleren Alters, ist für seinen frivolen Humor bekannt. Er nennt seine Arbeitskollegin, die erst seit einem Jahr für das Unternehmen arbeitet, gern „Schatzi“. Diese empfindet diesen Kosenamen nicht als unangenehm, da sie den Kollegen mittlerweile kennen gelernt hat und solche Äußerungen als Humor einstuft.

In diesem Beispiel liegt keine sexuelle Belästigung vor, es sei denn, der Kollegin ist dieser Spitzname irgendwann unangenehm. In diesem Fall kann sie den Mitarbeiter darum bitten, dies sein zu lassen.

Liebe im Büro und das Arbeitsrecht
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Wie sieht es arbeitsrechtlich aus?

Wer eine Liebe im Büro beginnt, mag sich fragen, ob so etwas eigentlich grundsätzlich erlaubt ist. Laut Arbeitsrecht.org kann eine Liebe am Arbeitsplatz nicht grundsätzlich verboten werden. Grund dafür ist das allgemeine Persönlichkeitsrecht. In den USA allerdings sieht das Arbeitsrecht anders aus: Dort kann eine Büroliebe vertraglich untersagt werden.

Sexuelle Belästigung hingegen ist in Deutschland strafbar, da sie die Würde der betroffenen Person verletzt. Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz verpflichtet den Arbeitgeber gemäß § 3 Abs. IV, bei einem Vorfall einzugreifen. Dies kann mittels einer Abmahnung oder – in schlimmeren Fällen – auch anhand einer Kündigung erfolgen. Um solchen und weiteren unangenehmen Situationen vorzubeugen, ist es ratsam, unsere im Folgenden gesammelten Tipps zu berücksichtigen.

Tipps für dich

  • Wenn es dir gelingt, Berufliches und Privates zu trennen, wirst du nie vor dem Problem stehen, wie du mit deiner Büro-Liebe umgehen sollst. Doch: Wo die Liebe hinfällt, kann keiner bestimmen oder vorhersehen.
  • Führst du eine Beziehung im Büro, so berücksichtige folgende Empfehlung: Händchenhalten oder Küssen sollten erst nach Feierabend geschehen. Zwar hast du das Recht dich frei zu entfalten, doch die Arbeit sollte nicht unter der Beziehung leiden.
  • Versuche deine Intuition zu schulen: Wenn du dich in eine Person aus deinem Job verliebt hast, versuche dich in die Person hineinzuversetzen. Denkst du, dass er oder sie auf dich steht? Nur wenn du dir dessen relativ sicher bist, kannst du versuchen, die Kollegin oder den Kollegen zum Abendessen einzuladen. Sagt der Kollege nein, musst du den Korb akzeptieren und solltest daraufhin keine weiteren Annäherungsversuche starten.
  • Humor ist schön und gut für das Betriebsklima, doch versuche deine Zunge während der Arbeitszeit zu kontrollieren und empathisch zu sein. Denn: Nicht jeder Kollege hat Sinn für Humor und könnte die eine oder andere Aussage bzw. Berührung als sexuelle Belästigung verstehen. Verhalten dich also politisch korrekt, höflich und anständig – zumindest so lange, bis du deinen Kollegen gut genug kennst, um einschätzen zu können, ob er oder sie deinen Humor versteht.
  • Hattest du einmal eine Beziehung am Arbeitsplatz, die in die Brüche gegangen ist, so mache nicht den Fehler und verliebe dich erneut in einen anderen Arbeitskollegen, sonst erweckst du den Eindruck, du würdest deinen Job als Singlebörse zweckentfremden (dieser Tipp gilt natürlich auch für Herren). Noch schlimmer: Du lässt mehrere Büro-Flirts nebenherlaufen. Bleibe daher bei einer einzigen Liebe im Büro.
  • Verwende nie deinen beruflichen E-Mail-Account, um mit deinem Liebling zu flirten! Der Grund: In manchen Arbeitsverträgen ist die private Nutzung des Internets untersagt, und selbst, falls diese geduldet sein sollte, ist es nicht ratsam, wenn du deinem Arbeitgeber so viele private Daten über dich selbst aushändigst.

Fazit

Liebe am Arbeitsplatz kann für alle Beteiligten schön sein, wenn man sich den Kollegen und Vorgesetzten gegenüber dabei fair verhält. Dazu gehört auch, dass man bei Liebeskummer andere Mitarbeiter nicht dauernd darum bittet, Verhaltenstipps bezüglich der Liebesdinge zu geben.

Nicht nur für alle Singles gilt: Bevor du deine wahre Seite zeigst, solltest du andere Mitarbeiter zudem ausreichend kennen gelernt haben, um einschätzen zu können, ob dein Humor gut ankommt oder gar als sexuell belästigend empfunden wird.

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Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir die männliche Form (generisches Maskulinum), z. B. „der Mitarbeiter“. Wir meinen immer alle Geschlechter im Sinne der Gleichbehandlung. Die verkürzte Sprachform hat redaktionelle Gründe und ist wertfrei.