Destillateur – Fachkraft für Hochprozentiges
Chemie, Physik, Mathematik haben dich in der Schule interessiert? Und du findest es spannend, Lebensmittel herzustellen und sehr exakt zu arbeiten? Dann könnte der Beruf des Destillateurs eine echte Option für dich sein. Als Fachkraft für Hochprozentiges lernst du, wie man qualitativ hochwertige Spirituosen herstellt.
Inhaltsverzeichnis
Ausbildung: Voraussetzungen, Dauer, Verdienst
Destillateur bzw. Destillateurin ist ein klassischer Ausbildungsberuf. Die duale Ausbildung dauert drei Jahre und findet im Betrieb und in der Berufsschule statt. In ganz Deutschland gibt es momentan nur eine Berufsschule, die diesen Unterricht im Rahmen von länderübergreifenden Fachklassen anbietet: das Fritz-Henßler-Berufskolleg in Dortmund. Dort findet der Unterricht dann als Blockunterricht in zwei Blöcken von je 6-7 Wochen pro Ausbildungsjahr statt. Rein formell wird kein bestimmter Schulabschluss als Zugangsvoraussetzung gefordert. In der Praxis besitzen jedoch die meisten Azubis dieser Fachrichtung mittlere Reife oder Hochschulreife.
Ausbildungsplätze bieten Brennereien und Likörhersteller an, und genau diese Betriebe sind dann auch später deine potenziellen Arbeitgeber. Achtung: Wer als Destillateur arbeitet, muss im Schichtdienst tätig sein. Grund dafür sind die Maschinen in der Produktion, die rund um die Uhr laufen und überwacht werden müssen. Du solltest dir also vorstellen können, auf Dauer in Tag- und Nachtschichten zu arbeiten. Das hat Auswirkungen auf dein Privatleben, die du vorher gut bedenken solltest.
Während der drei Ausbildungsjahre verdient ein Lehrling zum Destillateur zwischen 580 und 900 Euro, je nach Bundesland unterschiedlich (Quelle: Bundesagentur für Arbeit). Später liegt ein durchschnittliches tarifliches Bruttomonatsgehalt zwischen ca. 2.300 und 2.430 Euro (Quelle: Bundesagentur für Arbeit / Tarifsammlung des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Soziales, Familie und Integration).
Was macht ein Destillateur?
Die Herstellung von Spirituosen ist das Kerngeschäft eines Destillateurs. Ein grundlegendes Interesse für Alkoholika sollte deshalb bei dir schon vorhanden sein, falls du mit dem Gedanken spielst, diese Ausbildung zu beginnen. Das musst jetzt nicht heißen, dass du dir jedes Wochenende hemmungslos die Kante gibst und du später selbst dein bester Kunde werden willst. Aber wer Branntweine und Liköre herstellt, muss ab und an auch verkosten. Deshalb verträgt sich eine komplette Abstinenz nicht mit diesem Berufsbild. Und grundsätzlich ist es ja eine gute Voraussetzung für Zufriedenheit im Job, wenn man sein Produkt – im gesunden Maße – liebt.
Mit Liebe zum Detail
Wie bei der Lebensmittelproduktion generell ist auch bei der Herstellung hochwertigen Alkohols Detailverliebtheit wichtig. Schon allein die vielfältigen Hygienevorschriften in diesem Bereich erfordern ein sehr gewissenhaftes Arbeiten. Es sollte dir also Spaß machen, sehr genau zu sein, Zutaten bis aufs Milligramm exakt abzuwiegen und chemische Prozesse zu beobachten. Ein gewisser Forschergeist ist für diese Tätigkeit sicher auch nicht verkehrt. Waren in der Schule die Chemiestunden dein Lieblingsunterricht, wo es rauchte und krachte und Flüssigkeiten ihre Farbe wechselten, dann könntest du dich in diesem Job wohl fühlen.
Faible für Hexenküche
Experimentieren gehört zum Job dazu. Denn Weinbrand, Likör oder Rum werden aus natürlichen Zutaten hergestellt. In der Regel musst du dich an das vorgegebene Rezept halten, aber nur durch Variationen entsteht Neues – und da heißt es auch ab und an Ausprobieren. Der Destillateur arbeitet mit Kräutern, Früchten und Pflanzen, stellt aus ihnen hochprozentige Essenzen her und mischt die einzelnen Zutaten mit Zucker, Wasser, Aromastoffen und ätherischen Ölen. Ein guter Geruchs- und Geschmackssinn sind dabei unerlässlich.
Naturwissenschaftliches Interesse
Chemie, Physik und Mathematik sind Schulfächer, die dir die Grundlagen für den inhaltlichen Bereich der Tätigkeit geliefert haben sollten. Denn als Destillateur musst du Dichte, Säure und Alkoholgehalt von Flüssigkeiten bestimmen. Und du musst verstehen, wie die Produktionsmaschinen arbeiten. Diese technischen Geräte musst du bedienen, warten und säubern sowie desinfizieren. Dafür benötigst du einiges an technischem Verständnis und solltest Interesse für Naturwissenschaften mitbringen.
Rechtliche Kenntnisse
Doch ein Destillateur schmeckt, experimentiert und kontrolliert nicht nur den ganzen Tag. Er muss auch fundierte Kenntnisse im Lebensmittelrecht und im Alkoholsteuergesetz (früher: Branntweinmonopolgesetz) besitzen. Wie in allen Lebensmittelbereichen gibt es genaue Vorgaben für die Herstellung der Erzeugnisse, Verstöße werden streng geahndet. Und natürlich gibt es mittlerweile auch eine EU-Spirituosen-Verordnung. Darin sind Begriffsbestimmung, Bezeichnung, Aufmachung und Etikettierung von Spirituosen festgelegt. Darüber hinaus finden sich darin Vorschriften zum Schutz geografischer Angaben von Spirituosen. Hinzu kommt: Wer alkoholhaltige Getränke vertreibt, sollte sich zumindest in den Grundzügen der Besteuerung dieser hochprozentigen Waren auskennen.
Prost!
Doch wie sieht eigentlich der Markt aus? Was trinken die Deutschen gerne? Laut einer Umfrage (vgl. Statista 2018 / VuMa 2018), bei der der Konsum eines hochprozentigen Getränks ab einer Häufigkeit von einmal im Monat gezählt wurde, zählen Kräuterliköre zu den beliebtesten Spirituosen. Demnach tranken im Jahr 2018 immerhin rund 12 Prozent der deutschen Bevölkerung über 14 Jahren mindestens einmal pro Monat Kräuterlikör. Auf Rang zwei findet sich Wodka, dicht gefolgt von Halbbitterlikören (wie Ramazotti oder Averna).
All diese Spirituosen fallen rein theoretisch in das Aufgabengebiet des Destillateurs. Was du in der Praxis tatsächlich herstellst, hängt natürlich vom Portfolio deines Arbeitgebers ab. Hier gibt es im deutschsprachigen Raum einige große Kräuterlikörproduzenten, aber auch viele traditionelle, kleinere Familienunternehmen. In den letzten Jahren entstanden in Deutschland zudem mehrere Whiskey- oder Gin-Destillerien, die als kleine Start-Ups gegründet wurden, rasch erfolgreich waren und sich nun stetig vergrößern.
Arbeitsmarktchancen
Sucht man aktuell nach Stellenangeboten für Destillateure, finden sich beispielsweise auf der Website der Agentur für Arbeit nur acht offene Arbeitsstellen – deutschlandweit. Auch in anderen Online-Stellenportalen erhält man ähnliche Ergebnisse. Der Beruf ist eben generell sehr spezialisiert, in der Branche sind viele Prozesse bereits automatisiert und es gibt prinzipiell nicht allzu viele Stellen. Allerdings stehen diese auch einer relativ geringen Zahl an Absolventen gegenüber, schließlich gibt es in ganz Deutschland nur eine Berufsschule mit dem entsprechenden Angebot. Im Jahr 2017 starteten beispielsweise nur 21 Azubis ihre Ausbildung zum Destillateur in Deutschland (Quelle: Bundesagentur für Arbeit).
Bist du bereits ausgebildeter Destillateur, kannst du dich am Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie zu Berlin weiterbilden lassen zum Destillateurmeister. Als Vorbereitung auf die IHK-Prüfung besucht man vorab am Institut einen ca. zehnwöchigen Kurs, der einen bestens für die IHK-Prüfung präpariert. Allerdings hat das seinen Preis: Rund 10.000 Euro muss man aktuell für diese komplette Qualifizierungseinheit hinblättern.
In Bayern kann man sich beispielsweise darüber hinaus zum „Edelbrandsommelier“ fortbilden. Die Genuss Akademie Bayern bietet einen entsprechenden Kurs an, der über 15 Tage läuft und mit dem entsprechenden Zertifikat (nach Seminararbeit und Prüfung) abschließt. Die Teilnehmer beschreiben und bewerten die sensorische Qualität von Bränden, werden aber auch in den Bereichen Marketing und Präsentation geschult. Die Kurskosten belaufen sich aktuell auf 1.800 Euro.
Ähnliche Berufe
Generell hätte dich das Berufsbild des Destillateurs sehr interessiert, aber die sehr eingeschränkten Ausbildungsmöglichkeiten und die begrenzten Beschäftigungsaussichten schrecken dich ab? Dann könntest du vielleicht Berufe mit einem ähnlichen Aufgabenprofil spannend finden. Hierzu zählen beispielsweise der Chemielaborant, oder aber der Brauer bzw. Mälzer. Beide Berufe erfordern Genauigkeit, chemisches und physikalisches Interesse und Wissen und sind über eine klassische Ausbildung zu erreichen. Vielleicht wäre das ja etwas für dich.
Fazit
Destillateur ist ein abwechslungsreicher und interessanter Beruf. Er bietet zudem die Möglichkeit, sich fachlich fortzubilden oder zu spezialisieren. Wer sich für die Ausbildung interessiert, sollte es lieben, exakt und genau zu arbeiten – wie generell in der Lebensmittelproduktion. Er muss außerdem gute Kenntnisse in Chemie und Physik sowie mathematisches Interesse mitbringen. Die späteren Beschäftigungsmöglichkeiten sind begrenzt. Wer diesen Beruf jedoch mit Herzblut und Freude ausübt und ein Faible für die eigenen Produkte entwickelt, hat gute Chancen, eine spannende Tätigkeit zu finden. Als Arbeitgeber bieten sich nicht nur große Spirituosenproduzenten an, sondern auch kleinere Edelbrandhersteller oder Whiskey-Destillerien.
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