Schon von ihren früheren Lehrern oder ersten Arbeitgebern bekommen Studenten diese Empfehlung zu hören: „Immer arbeiten.“ Ob dieser Rat tatsächlich so klug ist, wollen wir in diesem Artikel überprüfen. Anhand einzelner Beispiele zeigen wir, worauf es beim Jobben wirklich ankommt und wie du das Bestmögliche aus jeder Stelle herausholst.

Nicht nur aus finanziellen Gründen und wegen des leichteren Berufseinstiegs ist das Jobben während des Studiums sinnvoll: Selbst wenn der Job im schlimmsten Fall schlecht bezahlt und fachlich wenig interessant ist, kann genau das so manchen Studenten dazu ermutigen, in seinem Studium noch bessere Leistungen zu erbringen, um es später einmal besser zu haben.

Arbeit als Student – unterschiedliche Möglichkeiten

Die Arbeitsmöglichkeiten, die sich dir als Student eröffnen können, wollen wir an dieser Stelle gar nicht aufzählen. Neben den klassischen Jobs im Marketing oder Finance finden sich in manchen Stellenbörsen nämlich auch höchst individuelle Stellenanzeigen für Studenten wie „Helfer im heimischen Garten“ oder „Assistent eines Theaterschauspielers“.

Es gilt, sich im Laufe der Zeit den eigenen, unverwechselbaren Lebenslauf zu basteln und den Karrierestart bewusst zu gestalten: Während sich ein Politikwissenschaftsstudent beispielsweise ehrenamtlich in der Politik engagiert und seine Brötchen als Assistent eines Behinderten verdient, will eine Kommunikationswissenschaftsstudentin einen Praxisbezug herstellen und arbeitet als Werkstudentin in einer Marketing-Agentur.

Neben der möglichst zu den eigenen Talenten passenden Wahl von Stellen ist jedoch auch die Beschäftigungsform wichtig. Da jede ihre Vor- und Nachteile mit sich bringt, wollen wir in den nächsten Absätzen auf diese eingehen.

Werkstudentenstelle

Diese Nebenjobs sind häufig sehr anspruchsvoll und bieten den Studenten oftmals eine Option auf Übernahme nach Abschluss des Studiums. In der Regel beträgt das Arbeitsvolumen unter der Woche 20 Stunden, in den Semesterferien auch bis zu 40. Kennzeichnend für eine Werkstudentenstelle sind die folgenden Bedingungen:

  • Man verdient mehr als ein Praktikant.
  • Weder Arbeitgeber noch der Studierende müssen Beiträge zur Arbeitslosen-, Kranken- und Pflegeversicherung leisten.
  • Die Immatrikulation an einer Hochschule ist zwingende Voraussetzung für diese Beschäftigungsform.

Beispiel: Theresa will gern einen Praxisbezug zu ihrem Germanistikstudium herstellen und arbeitet deshalb als Korrektorin für einen Verlag. Die Stelle ist ausschließlich für Studenten ausgeschrieben, doch viele Kollegen von Theresa sind Akademiker, die in Teilzeit tätig sind. Wie auch die anderen Mitarbeiter kommt Theresa in den Genuss der vielen Zusatzleistungen des Verlags wie Sonderurlaub aufgrund von Heirat, Einladungen zu Firmenfeiern oder einem Nikolausgeschenk.

Herkömmliche Teilzeitstelle

Die Stellenanzeigen für solche Nebenjobs richten sich nicht primär an Studierende. Das bedeutet zum einen, dass nicht selten geringere fachliche Ansprüche gestellt werden. Auch in diesen Fällen kann es bei gegenseitigem Interesse zu einer anschließenden Übernahme kommen. Doch bergen diese Stellen auch den Nachteil in sich, dass sich ein Absolvent – wenn er in die Übernahme nach dem Studium eingewilligt hat – von Anderen anhören muss: „Aber dafür hättest du ja nicht studieren müssen.“

Beispiel: Da Simon bereits zwei Semester eines anderen Faches belegt und diesen Studiengang dann abgebrochen hat, erhält er in den letzten beiden Semestern seines aktuellen Studiums kein BAföG mehr und ist darauf angewiesen, zu jobben. Da er seinen Traumjob nicht bekommen hat, arbeitet er als Bürokraft in einer Anwaltskanzlei und macht sich dort recht gut. Ihm wird angeboten, nach dem Studium ein Sekretariat zu übernehmen.

Minijob

Studenten, die sich zu einer solchen Beschäftigungsform entschließen, können dabei den unterschiedlichsten Personengruppen begegnen: Rentnern, Schülern oder Hausfrauen. Unser Tipp: Wenn du dich auf diese Form des Arbeitens festgelegt hast, dann nimm nicht unbedingt gleich den erstbesten Minijob an, sondern beobachte den Arbeitsmarkt eine Weile, bis du eine Stelle gefunden hast, die dich wirklich interessiert.

Beispiel: Im letzten Semester schreibt Ina – wie auch ihre Kommilitonen – ihre Abschlussarbeit und möchte in der Prüfungszeit nicht mehr so viel arbeiten. Aus diesem Grund ist sie in einem Elektrofachmarkt für das Einsortieren der Ware verantwortlich. Da sie dieser Minijob jedoch sehr langweilt, hält sie weiter nach Stellen Ausschau und findet schließlich eine für sie interessante Minijob-Position, in welcher sie für einen Onlineshop Produktbeschreibungen erstellt.

Selbstständigkeit

Nicht immer funktioniert die Geschäftsgründung nach dem Motto „Ich habe eine geniale Geschäftsidee und baue mir mein eigenes Business auf“: Manche Firmen bevorzugen Freelancer, weshalb Studierende zur Ausübung des jeweiligen Nebenjobs eine freiberufliche Tätigkeit bei dem Finanzamt anmelden müssen.

Beispiel: Stefan, ein Philosophiestudent, hat in einem Kleinanzeigenportal eine Stellenanzeige gefunden, in der ein Texter gesucht wird. Er bewirbt sich erfolgreich. Dann erfährt er, dass er seine Leistungen stets in Rechnung stellen muss, da die Stelle auf Freelance-Basis läuft.

Ehrenamt

Nicht nur, um ein Stipendium zu bekommen, sind Ehrenämter sinnvoll. Studierende können die unterschiedlichsten Hoffnungen mit einem Ehrenamt verbinden: etwa in einen Bereich hineinschnuppern oder erste Referenzen sammeln zu können und damit die künftigen Karrierechancen zu verbessern, neue Freunde zu finden oder einfach nur Freude am Helfen.

Beispiel: Der vielinteressierte Timo will später gern als Grafiker arbeiten und hat autodidaktisch entsprechende Fähigkeiten erworben. Da er Geschichtswissenschaft studiert, ist es nicht einfach für ihn, eine Stelle zu finden. Eine Initiative, die auf Bundesebene tätig ist und daher vielerlei Stellen im Homeoffice zu vergeben hat, sucht ehrenamtliche Grafiker und bietet den aktiven Mitarbeitern die Möglichkeit, am Ende eines jeden Jahres ein Referenzschreiben für die ausgeübte Tätigkeit zu erhalten. Für Timo ist das der Anfang einer Karriere als Grafiker.

Stellen an der Uni

Diesen Bereich wollen wir gesondert erwähnen, da im Rahmen dieser Tätigkeiten häufig viel Wert darauf gelegt wird, dass Studium und Arbeit miteinander vereinbar sind. Das Renommee dieser Stellen ist hoch, und sie können den Beginn einer Uni-Karriere darstellen, doch die Bezahlung ist recht schlecht. Ob als Bibliotheksmitarbeiterin oder Assistentin eines Professors – achte bei der Auswahl des Nebenjobs darauf, dass die Stelle dir Vorteile in Hinblick auf deine Zukunft an der Uni oder auch in einem Betrieb bringen kann.

Beispiel: Georg, Lehramtsstudent, hat sich bei der Studienberatung seiner Uni beworben. Im anspruchsvollen Assessment Center kann er sich erfolgreich gegen andere Kandidaten durchsetzen und erhält die Stelle. Allerdings findet er im Laufe der Zeit heraus, dass er als Absolvent nicht mehr in diesem Bereich tätig sein möchte.

Saisonarbeit

Manche Studenten arbeiten ausschließlich in den Semesterferien. Der Vorteil an der Sache ist, dass Abwechslung angesagt ist, wenn jedes Semester in einem anderen Betrieb gearbeitet wird. Außerdem kannst du dir, wenn es sich um eine kurzfristige Beschäftigung handelt, im nächsten Jahr die Steuern zurückholen.

Der Nachteil: Bereits während des Studiums wird der Lebenslauf der Saisonarbeiter unübersichtlich, und bei zukünftigen Arbeitgebern kann der Eindruck entstehen, man könne sich nicht festlegen. Deshalb können wir dir raten, wenn möglich bei einem Saisonarbeitsplatz zu bleiben und nicht dauernd zu wechseln.

Beispiel: In der Weihnachtszeit sucht eine Unfallversicherung studentische Unterstützung. Für Sven, der ausschließlich als Saisonarbeiter tätig ist – am liebsten über eine Zeitarbeitsfirma, die sich auf Studenten spezialisiert hat –, stellt dies einen von vielen Jobs dar.

Praktikum

Wer in einen neuen Bereich einsteigen möchte, muss dafür häufig ein Praktikum absolvieren, um sich erste Kenntnisse anzueignen. In vielen Fällen sind Praktika sogar verpflichtend vorgeschrieben, während freiwillige Praktika im Lebenslauf gern gesehen werden – wenn ihre Zahl überschaubar ist.

Das Pflichtpraktikum

Beispiel: Stefan will gern Soziale Arbeit an der FH studieren. Zu den Studienvoraussetzungen gehört das Ableisten eines 6-wöchigen Praktikums. Dieses leistet er in einer Werkstätte für behinderte Menschen ab.

Das freiwillige Praktikum

Beispiel: Die Germanistik-Studentin Eva möchte später als Redakteurin tätig sein und macht deshalb bereits im Grundstudium Praktika bei unterschiedlichen Lokalzeitungen.

Vorteile des Arbeitens neben dem Studium
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Die Vorteile des Arbeitens neben dem Studium

Studentenjobs können dir später zu einer wertvollen Position verhelfen

  • In der Marketing-Agentur, in welcher du als Student tätig warst, hast du ein paar wertvolle Kontakte geknüpft, aufgrund derer dir als Absolvent ein Personalverantwortlicher eine Junior-Position zutraut.
  • Dein Minijob im E-Commerce ist später für dich das Sprungbrett zu einer gut dotierten Festanstellung bei einer Konkurrenzfirma.
  • Du hast bereits als Studentin in einer Patentanwaltskanzlei gejobbt? Prima, auch wenn es sich nicht um deine Traumstelle gehandelt hat, kann dich die Erwähnung dieser Stelle in einer Bewerbung in späteren Jahren vor der Arbeitslosigkeit bewahren.
  • Oder: Du wirst schlicht von dem Arbeitgeber deiner Werkstudentenstelle übernommen.

Gute Noten und Arbeiten – ein Widerspruch in sich?

Manchen Studenten reicht ihr BAföG aus, andere erhalten viel Geld von ihren Eltern, um sich voll auf das Lernen konzentrieren zu können. Damit das Studium nicht unter dem Nebenjob leidet, sollte es auch wirklich nur ein solcher sein. Doch in manchen Studienphasen sind auch die 20 Stunden einer Werkstudentenstelle zu viel, um Seminararbeiten schreiben, lesen und Vorlesungen besuchen zu können. Gibt es keine Möglichkeit, die Stunden zu reduzieren, kann es aufgrund solcher Umstände zur Kündigung einer tollen Stelle kommen.

Einen Königsweg, eine solche Situation zu meistern, gibt es nicht. In späteren Vorstellungsgesprächen wirst du sicherlich Verständnis für diese Entscheidung erhalten, es sei denn, du hast die Stellen zu oft gewechselt.

Ein qualifiziertes Arbeitszeugnis – wichtig für dein berufliches Fortkommen

Besonders die Arbeitszeugnisse für diejenigen Positionen, die dir in Hinblick auf die Zeit nach deinem Studium einen wertvollen Praxisbezug bieten, sind häufig deine Eintrittskarte in einen inhaltlich verwandten Job bei einer neuen, spannenden Firma. Auch für Studenten gilt: Wenn du mit deinem Zeugnis nicht zufrieden bist, dann lege dein Veto ein!

Last but not least: Finanzielle Unabhängigkeit ist Gold wert!

Wer immer die eigene Mutter anpumpen muss, wenn er Bücher braucht oder sich einfach einmal schöne Schuhe gönnen will, ist im Gegenzug häufig darauf angewiesen, viele Wünsche der Eltern zu erfüllen: Streitet man sich einmal mit den Eltern, wird man vielleicht eher einlenken, da man befürchtet, sonst kein Geld mehr von Mama und Papa zu bekommen.

Die Zeit der Schwarzen Bretter ist vorbei – online suchen

Als Student hat man jede Menge Möglichkeiten, tolle Jobs zu finden. Nicht nur die gängigen Stellenportale bieten reichlich spannende Arbeitsgelegenheiten: Wer besonders effizient suchen möchte, schaut sich auf der Website der eigenen Hochschule um: Viele Unis führen nämlich eigene Jobbörsen, welche von Arbeitgebern aus der Region fleißig genutzt werden, um motivierten studentischen Nachwuchs zu finden – ob als Werkstudent, Aushilfe, Praktikant oder für eine Tätigkeit im Ausland.

Fazit

Wenn du während deines Studiums jobbst, dann verbessert das nicht nur deine Karrierechancen nach dem Studium, sondern bietet dir die Gelegenheit, Lebenserfahrung zu sammeln und – falls du es mit dem Studentenwerk zu tun hast – später einmal weniger BAföG zurückzahlen zu müssen. Für viele selbstverständlich: Der Verdienst eines Studentenjobs ermöglicht dir so manchen schönen Urlaub oder ein eigenes Auto.

Das meiste Geld kannst du übrigens bei einer Werkstudentenstelle oder einer herkömmlichen Teilzeitstelle verdienen, doch auch als Freiberufler kannst du ein hohes Einkommen erzielen, wenn deine Auftragslage gut ist.

Ob Werkstudent, Minijobber oder Selbständiger – bei der Wahl eines Jobs sollte nicht in erster Linie seine Beschäftigungsform Ausschlag gebend sein, sondern eher, ob dich die Arbeit wirklich interessiert und wie gut die Bezahlung ist.

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