Schon Immanuel Kant sagte, der Mensch könne nur durch Erziehung zum Menschen werden. Eine entsprechend wichtige Rolle kommt Erziehern zu: Sie prägen die früheste Kindheit von Personen, also jene entscheidenden Jahre, in denen nicht selten die Weichen für ein ganzes Leben gestellt werden.

Du liebst Kinder und die Beschäftigung mit ihnen? Kinderspiele zu organisieren und Lieder zu singen macht dir Spaß? Wenn du zudem über jede Menge Fingerspitzengefühl, eine Engelsgeduld und gute Nerven verfügst, dann solltest du dir überlegen, ob du den gefragten Beruf des Erziehers ergreifen möchtest, den es in seiner heutigen Form seit den 70er Jahren gibt.

Allgemeines zum Beruf

Was macht ein Erzieher?

Als Erzieher kann man in einem Kindergarten bis zur Leitung aufsteigen. In diesem Fall nehmen Organisation und Büroarbeit sehr viel Raum ein. In allen anderen Fällen stehen vor allem die folgenden Aufgaben im Zentrum:

Betreuung und Förderung: Im Zentrum der Tätigkeit steht es, auf junge Menschen aufzupassen und ihre Fähigkeiten zu fördern. Dies geschieht beispielsweise mittels Spielen, Sport, Musik und Kunst – also mit Dingen, die Kindern ermöglichen, ihre Intelligenz, ihre Motorik und eine soziale Kompetenz entwickeln zu können.

Beobachten: Auch die Beobachtung der Kinder gehört zum Tätigkeitsbereich. Verhält sich das Kind normal, oder ist es vielleicht verhaltensauffällig?

Pflegen: Erzieher sorgen dafür, dass es den Kindern rundum gut geht, was bedeuten kann, dass sie sie füttern, wickeln oder auch zum Schlafen legen.

Dokumentation: Beispielsweise kann es erforderlich sein, einen Bericht für ein Jugendamt zu erstellen.

Kontakt zu den Eltern: Wichtig ist, dass zwischen dem Kinderbetreuungspersonal und den Eltern ein Vertrauensverhältnis besteht, denn sehr häufig tragen nicht nur die anderen Kinder, sondern auch die Mitarbeiter einer Einrichtung sowie die allgemeine Stimmung und Atmosphäre dazu bei, dass ein Kind glücklich ist.

Da Kinder hohe Ansprüche an ihre Betreuer stellen, gehören auch die folgenden Aufgaben zur Tagesordnung:

  • Streit schlichten
  • Kinder trösten
  • Dinge der Welt erklären
  • Erarbeitung von Förderkonzepten, sodass es den Kleinen nicht langweilig wird

Was ist der Unterschied zum Kinderpfleger?

Den Beruf des Kinderpflegers kann man ebenfalls im Rahmen einer schulischen Ausbildung erlernen. Der Berufsabschluss lautet „Staatlich geprüfter Kinderpfleger“. Hierfür genügt häufig ein Hauptschulabschluss (je nach Ausbildungsinstitut kann auch die Mittlere Reife gefordert werden). Zudem muss der Bewerber ein Gesundheitszeugnis vorlegen.

Als Kinderpfleger unterstützt man Erzieher, Pädagogen oder auch Krankenpfleger. Wer in seinem Berufsabschluss mindestens die Note 3,0 erreicht hat, der erhält damit zugleich einen Realschulabschluss (Quelle), was bedeutet, dass im Anschluss beispielsweise eine Berufsausbildung als Erzieher absolviert werden kann.

Wo arbeiten Erzieher?

Zwar sind die meisten von ihnen in Kindergärten tätig, doch stehen vielfältige Beschäftigungsmöglichkeiten offen: Der Wirkungskreis kann auch vor allem in der Kinderkrippe, in Kindertagesstätten, im Kinderhort, in einem Heim oder in der Jugendarbeit liegen.

Die Berufsausbildung

Viele Wege führen zum Abschluss des staatlich anerkannten Erziehers: Die Ausbildung kann an einer Fachschule, einer Fachakademie oder auch einem Berufskolleg absolviert werden. Dabei kann häufig gewählt werden, ob die Ausbildung in Vollzeit, in Teilzeit oder mit Praxisanteil absolviert wird. Ist Letzteres der Fall, kommt der Auszubildende auch in den Genuss einer Bezahlung. Wird der erste Teil der Ausbildung ausschließlich durch Besuch der Schule abgeleistet, erhält der angehende Erzieher erst im Anerkennungsjahr eine Vergütung, die sich auf ca. 1.400 € beläuft.

Voraussetzung für die Berufsausbildung ist mindestens ein Realschulabschluss bzw. die Mittlere Reife. Zudem wird häufig auch praktische Erfahrung vorausgesetzt.

Wird die theoretische Ausbildung in Vollzeit absolviert, dauert sie 2-4 Jahre. Wie der Name „staatlich anerkannt“ zeigt, handelt es sich um eine staatliche Abschlussprüfung. Zudem kann je nach Ausbildungsinstitut die Möglichkeit bestehen, zusätzliche Lehrveranstaltungen zu besuchen, sodass neben dem Berufsabschluss auch die Fachhochschulreife erworben werden kann.

Die Berufsausbildung zum Erzieher wird von den Bundesländern geregelt, weshalb du dich informieren solltest, wie sich die Situation an deinem Ausbildungsort gestaltet.

Erzieher
Erzieher – auch für Männer ein erfüllender Beruf. Bildquelle: www.istockphoto.com / shironosov

Ein Beruf, der nicht nur für Frauen interessant ist

Zwar handelt es sich bei dem Erzieher um einen typischen Frauenberuf, doch auch für Männer wird dieser immer interessanter, was beispielsweise dieser Artikel zeigt. Männliche Erzieher werden gern eingestellt, da auch die kleinen Jungs Vorbilder brauchen.

Perspektiven

So viel kann man verdienen

Der Erzieher gehört zu den weniger gut bezahlten Jobs. Dieser Missstand fängt bereits bei der häufig unbezahlten Ausbildung an. Allerdings gibt es für Schülerinnen die Möglichkeit, Meister-BAföG zu beantragen, welches jedoch in Teilen wieder zurückgezahlt werden muss. Der Großteil der Berufsangehörigen arbeitet bei diesem Job im öffentlichen Dienst und wird dementsprechend nach Tarif bezahlt. Das Gehalt einer Berufsanfängerin beginnt bei 2768 €. Mit wachsender Berufserfahrung können sich die Verdienstmöglichkeiten verbessern.

Was du bei dieser Berufswahl beachten solltest

  • Du solltest nicht nur ein Kinderfreund sein, sondern dich auch durchsetzen können. Je mehr Erfahrung im Umgang mit Kindern du mitbringst, desto besser. Dir sollte klar sein, dass eine Gruppe von Kindern wesentlich mehr Lärm machen kann als vielleicht ein paar junge Menschen, die du bisher beaufsichtigt hast.
  • Viele Träger von Einrichtungen liegen in der Hand der Kirche. Von einem Kirchenaustritt solltest du vorsichtshalber absehen, wenn du dir alle Chancen offenhalten willst.
  • Schön ist es, wenn du mindestens ein Musikinstrument spielen kannst. Beispielsweise ist eine Gitarre sehr gut als Instrument für Personen geeignet, die Kinder betreuen, da dieses Zupfinstrument auch auf Wanderungen mitgenommen werden kann und man den Gesang der Kinder damit begleiten kann.
  • Als Erzieher bist du für einen Teil des Tages die Bezugsperson und vielleicht auch ein Vorbild der Kinder. Und um auf diese verlässlich zu wirken und dies auch wirklich zu sein, ist ein sehr guter Gesundheitszustand erforderlich. Wenn du an bestimmten Krankheiten wie etwa schwerem Asthma, Lähmungen, einem zerebralem Anfallsleiden, Psychosen oder Neurosen leiden solltest, ist dies ein Ausschlusskriterium für den Beruf und im Übrigen auch für den des Kinderpflegers, da in beiden Fällen ein Gesundheitszeugnis (hier ist ein Beispielvordruck) vorgelegt werden muss.

Möglichkeiten nach der Ausbildung

Neben den vielfältigen Anstellungsoptionen, die sich dir als Erzieher bieten, liegen die folgenden Möglichkeiten nahe:

  • Der Erwerb von Zusatzzertifikaten beispielsweise in Musik-, Gesundheits-, Theater- oder Motopädagogik (mehr Infos zu Weiterbildungsmöglichkeiten)
  • Selbstständigkeit, zum Beispiel als Tagesmutter. Selbstverständlich kannst du auch eine eigene Kinderbetreuungseinrichtung gründen.
  • Eine Weiterbildung zum Fachwirt für Erziehungswesen (Voraussetzung: Zwei Jahre Berufspraxis oder eine fachfremde abgeschlossene Ausbildung und fünf Jahre Berufspraxis im Erziehungswesen)
  • bei Fachhochschulreife: Studium der Sozialen Arbeit oder der Erziehungswissenschaft

Zusammenfassung

Wenn du einen zukunftstauglichen Beruf erlernen möchtest und über eine entsprechende Eignung verfügst, kann man dir nicht davon abraten, Erzieher/in zu werden. Da der Anspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz gesetzlich verankert ist, sehen die Zukunftschancen recht gut aus.

Allerdings bestehen einige Missstände in diesem Beruf, die teils öffentlichkeitswirksam an den Pranger gestellt werden: Ein Beispiel sei die Bezahlung, die in keinem Verhältnis zur Verantwortung und den Belastungen steht. Es bleibt zu hoffen, dass sich in der Situation dieses Berufs in Zukunft einiges bessert: Aktuell sind viele der Stellen befristet, und häufig handelt es sich um Teilzeitstellen, was jedoch auch die häufig erwünschte Vereinbarkeit von Beruf und Familie mit sich bringt.




Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir die männliche Form (generisches Maskulinum), z. B. „der Mitarbeiter“. Wir meinen immer alle Geschlechter im Sinne der Gleichbehandlung. Die verkürzte Sprachform hat redaktionelle Gründe und ist wertfrei.