Deine Eltern hätten gerne, dass du etwas Ordentliches „mit Zukunft“ studierst – zum Beispiel Ingenieurswissenschaften? Du bist generell ein schlaues Köpfchen und deine Mathe- und Informatiknoten sind exzellent? Und dein Lehrer verspricht dir, die Aussichten auf einen Job im Ingenieurswesen seien mehr als rosig? Na dann, höchste Zeit sich über das Berufsbild des Ingenieurs etwas genauer zu informieren.

Fachkräftemangel im Ingenieurswesen

Ein Ingeniör hat’s schwör?

Vor ein paar Jahren schon machte das Gespenst des Ingenieurmangels in der deutschen Presse die Runde. Ein großer Fachkräftemangel, vor allem in den MINT-Bereichen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik), wurde plötzlich festgestellt, verbunden mit der Empfehlung an Abiturienten, ein Studienfach aus diesen Fachbereichen zu belegen. Das sei die Jobgarantie schlechthin, die Unternehmen würden händeringend nach entsprechend qualifiziertem Fachpersonal suchen. Der angebliche Ingenieursmangel entpuppte sich bei näherem Hinsehen jedoch als komplizierter, als auf den ersten Blick vermutet.

Denn: Tatsächlich gab es zeitgleich auch arbeitslose Ingenieure in Deutschland. Nicht jeder Bewerber fand eine passende Stelle. Kein Wunder: Ingenieur ist eine sehr weit gefasste Berufsbezeichnung. Sie sagt noch nichts über Fachgebiet oder Branche aus. Zudem ist gerade im Ingenieurswesen das Fachwissen ein sehr flüchtiges: Die technischen Errungenschaften verändern sich schnell. Ständige Fortbildung und sehr gutes IT-Anwenderwissen sind unabdingbare Voraussetzungen für Erfolg im Beruf. Gerade für ältere Arbeitnehmer aus diesem Berufsfeld ist die Herausforderung, am Ball zu bleiben, sehr hoch und nicht immer leicht zu meistern.

Ingenieur; Berufsbild; junge Frau Laptop; Robotik
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Berufsaussichten

Fakt ist: Als Absolvent diverser Studienfächer aus dem Bereich der Ingenieurswissenschaften hast du momentan sehr gute Chancen auf dem deutschen, aber auch auf dem internationalen Arbeitsmarkt. Die Anzahl der MINT-Studienanfänger an deutschen Hochschulen liegt seit dem Jahr 2013 relativ konstant bei knapp unter 200.000. Davon waren im Studienjahr 2017/2018 ca. 132.400 männlich und ca. 63.400 weiblich (Quelle: Statista).

Die Bundesagentur für Arbeit bewertet in ihrem Bericht den Arbeitsmarkt für Ingenieure auch im Jahr 2018 als sehr gut. Die Zahl der Beschäftigten ist weiter gewachsen. Die Arbeitslosigkeit in diesem Bereich ist so gering, dass man von Vollbeschäftigung sprechen kann. Allerdings: In bestimmten Branchen, wie beispielsweise dem Maschinenbau, haben die gestiegenen Absolventenzahlen der letzten Jahre dazu geführt, dass man hier auch keinen Fachkräftemangel mehr feststellt. Interessant auch eine Mikrozensus-Erhebung von 2017: Nur rund 6 Prozent der rund 818.000 Erwerbstätigen im Ingenieursbereich waren als Selbstständige tätig. Der Rest arbeitete im Rahmen eines normalen Angestelltenverhältnisses.

Sicher ist die Arbeitsmarktlage je nach Branche unterschiedlich. Doch trotzdem lässt sich generell sagen: Wenn du dich jetzt für ein Studium mit dem Abschluss Master of Engineering entscheidest, hast du sehr gute Berufsaussichten. Technisches Fachwissen ist über alle Fachbereiche hinweg sehr gefragt. Später eine passende Stelle zu finden, dürfte kein Problem sein.

Welcher Ingenieur macht was?

Ingenieur ist nicht gleich Ingenieur: Ein Maschinenbauingenieur hat mit völlig anderen Dingen zu tun als ein Bauingenieur. Ziehst du also ein Ingenieursstudium in Erwägung, musst du dir erst einmal darüber klar werden, welche Fachrichtung und welche Branche dich interessieren.

Bauingenieur

Er ist sozusagen der große, technische Bruder des Architekten. Er beschäftigt sich mit der Planung, Konstruktion, Berechnung, Statik und dem Bau von Gebäuden, Straßen, Tunnels, etc. Hierunter fallen sämtliche Bauwerke im Hoch-, Tief-, Verkehrs- und Gewässerbau. Übrigens: Auch als Architekt bist du Ingenieur. Hier findest du näheres zum Beruf des Architekten bzw. Bauingenieurs.

Maschinenbauingenieur

Zu den Aufgaben von Maschinenbauingenieuren gehören die Konstruktion und Fertigung von Maschinen unterschiedlichster Art. Ein eigenes Fachgebiet dieses Bereichs ist die Fahrzeugtechnik, ebenfalls ein eigenständiger Studienabschluss. Im Zentrum stehen hier Konstruktion, Funktionsweise, Simulation und Betrieb des Gesamtsystems Fahrzeug.

Mechatroniker

Mechatroniker sind begehrte Fachkräfte. Sie arbeiten an der Schnittstelle von mechanischen, elektrischen und elektronischen Elementen. Wichtige Elemente aus den Fachgebieten Mechanik, Elektrotechnik und Informatik verbinden sich in diesem Studiengang zu einer Disziplin. Viele Maschinen, die mit Automatisierungsprozessen oder Robotik arbeiten, fallen in diesen Bereich.

Werkstofftechnik oder Materialwissenschaft

Als Ingenieur der Werkstofftechnik oder Materialwissenschaft beschäftigst du dich mit der Beschaffenheit und den Eigenschaften von Materialien. Hier spielen Physik und Chemie eine große Rolle.

Chemieingenieure

Sie sind ganz klassisch im Bereich der Chemie tätig und wissen alles über chemische Prozesse und deren Auswirkung auf Materialien.

Verfahrenstechniker

Verfahrenstechniker verändern die Zusammensetzung und Kombination verschiedener Stoffe derart, dass neue Produkte entstehen. Es geht in diesem Aufgabenbereich konkret um Stoffumwandlung. Das Aufgabenfeld ist sehr eng mit dem des Chemieingenieurs verknüpft.

Elektrotechnik

Besonders Ingenieure der Elektrotechnik sind momentan gesucht. Sie forschen und entwickeln rund um verschiedenste Geräte und Systeme, deren Funktionsweise auf elektrischer Energie beruht. Hierunter fallen auch Schaltungen, Steuerungs-, Mess- und Regelungstechnik sowie Nachrichtentechnik. Auch der Mobilfunk gehört dazu.

Energietechnik

Mit dem wachsenden Interesse und unbestreitbarem Bedarf an erneuerbarer Energiegewinnung boomt ein relativ junges Berufsbild: das des Ingenieurs der Energietechnik. Er erforscht und beschreibt die Nutzung von erneuerbaren Energien in unterschiedlichsten Formen. Es geht um Umwandlung, Speichervarianten und optimale Nutzung.

Wirtschaftsingenieur

Ein Studium des Wirtschaftsingenieurwesens ist interdisziplinär angelegt. Es besteht zu Teilen aus wirtschaftswissenschaftlichen und juristischen Themen wie auch aus technisch-naturwissenschaftlichen Fragestellungen.

Ingenieur Informatik

Auch Ingenieur-Informatik ist ein interdisziplinäres Studienfach. Es entspricht in vielen Elementen einem Informatikstudium, für das du gute Mathematik- und Physikkenntnisse brauchst. Zudem enthält es aber auch Maschinenbau-Wissen.

Ingenieur; Beruf; Werkshalle
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Das Studium

Wer jetzt von den tollen Chancen auf einen guten Job begeistert ist und auch die Aufgabenbereiche sehr spannend findet, sollte eines bedenken: Bevor du als Ingenieur arbeiten kannst, musst du in jedem Fall ein Studium absolvieren. Es gibt Ingenieursstudiengänge in Deutschland sowohl an Fachhochschulen als auch an technischen Hochschulen und Universitäten. Für alle, die vor allem die Praxis lieben, ist ein duales Studium an einer Berufsakademie ideal. Das ist eine Kombination aus Studium mit integrierter Ausbildung oder aber sehr hohem Praxis-Anteil.

Gut zu wissen: Seit dem Bologna-Prozess und der Novellierung der akademischen Bildungsabschlüsse in Deutschland gehört der Diplom-Ingenieur eigentlich der Vergangenheit an. Heutzutage wirst du dein Studium der Ingenieurswissenschaften entweder mit einem Bachelor of Science (B. Sc.) oder einem Bachelor of Engineering (B. Eng.) bzw. einem darauf aufbauenden Master of Science (M. Sc.) bzw. einem Master of Engineering (M. Eng.) abschließen.

Ein klassisches Bachelor-Studium dauert ca. 6 Semester. Für einen darauf aufbauenden Master musst du mindestens noch einmal 4 Semester bzw. 2 Jahre einplanen.

Das macht dich zum Super-Ingenieur

Wissen ist das eine, was du als Ingenieur mitbringen musst. Doch um dir das nötige technische Know-How anzueignen, dafür ist ja das Studium da. Aber was solltest du noch im Gepäck haben, um später als Super-Ingenieur karrieremäßig durchzustarten? Ein paar Vorschläge:

Du bist ein Technik-Freak. Schon als Kind hast du dich stundenlang im Hobbykeller deines Papas verschanzt, um auszuprobieren, was passiert, wenn man einen Radioapparat aufschraubt oder wie der Lötkolben genau funktioniert. Technische Zusammenhänge faszinieren dich und du hast das drängenden Bedürfnis, diese auch wirklich verstehen zu wollen. Ist dir jedoch eigentlich total egal, wie bei der Haustürklingel die manuelle Energie („Drücken des Klingelknopfs“) in ein akustisches Signal („Bimm-Bamm“) umgewandelt wird, solltest du vielleicht nochmal überlegen, ob dein Forschergeist für ein komplettes Ingenieursstudium ausreicht. Das Entdecker-Gen gehört bei einem werdenden Ingenieur zur Grundausstattung.

Geduld ist eine deiner Stärken. Wenn du der Lösung eines Problems auf der Spur bist, kannst du hartnäckig sein. Auch die Herausforderung eines sehr komplexen Systems schreckt dich nicht ab. Zufrieden bist du erst, wenn ein eindeutiges Ergebnis vorliegt.

Der Blick über den Tellerrand ist eines deiner großen Hobbies. Internationalität ist für dich kein Fremdwort. Denn dich interessiert technischer Fortschritt über Ländergrenzen hinaus. Fremdsprachenkenntnisse und Studien- oder Arbeitsaufenthalte im Ausland gehören bei Ingenieuren zum Standard. Auch wenn du später in Deutschland arbeitest: Aufgrund der vielen Arbeitskollegen, die aus aller Welt kommen, ist in  Forschungs- und Entwicklungsabteilungen Englisch Standardsprache. Das kann auch zutreffen, wenn sich der Firmensitz in einer oberbayerischen Kleinstadt befindet.

Wer gerne präsentiert und spricht, hat auch im Ingenieurswesen Vorteile. In der Regel sind viele Ingenieure später Führungskräfte. Diese müssen ihre Erfolge und Ergebnisse gut darstellen und kommunizieren können. Doch stellst du diesbezüglich bei dir noch Defizite fest, ist das nicht schlimm. Denn auch daran kann man arbeiten und lernen, wie man sicher frei präsentiert.

 Gehalt

Ingenieure haben in Deutschland nicht nur einen sehr guten Ruf, sie verdienen auch ganz ordentlich. Natürlich kommt es immer auf die Branche an, in der du arbeitest, und die jeweilige Position, die du besetzt. Als Richtwert: Das Durchschnittsgehalt für Ingenieure mit mehr als zwei Jahren Berufserfahrung lag im Jahr 2018 bei ca. 64.550 Euro (Quelle).

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