Es gibt die guten, es gibt die unangenehmen, die vermeidbaren und die zwingend notwendigen: Viele Privatgespräche finden während der Arbeitszeit statt. Das ist menschlich, manchmal zwingend nötig und oftmals auch sehr förderlich für das Betriebsklima. Doch wie viel an Kollegen- bzw. Familientalk ist im Büro erlaubt? Und wann wird zu viel Konversation zum Problem?

Privatgespräche im Büro: Was ist rechtlich erlaubt?

Klipp und klar: Weniger, als man denkt. Gibt es keine schriftlich fixierten Vereinbarungen mit deinem Arbeitgeber zu diesem Thema, sind private Gespräche während der Arbeitszeit generell untersagt. Denn jede Minute, die du mit Privattalk verbringst, fehlt dir rein theoretisch, um deine Arbeit zu erledigen. Nutzt du im Büro PC, Telefon oder Firmenhandy für die Konversation oder den Chat mit deinen Liebsten, wird es gefährlich. Denn hiermit machst du dich ganz klar angreifbar, weil du Firmeneigentum zu privaten Zwecken nutzt. Betriebsmittel dürfen rein rechtlich nur zu Betriebszwecken verwendet werden, außer, im Arbeitsvertrag ist etwas anderes festgehalten.

Doch keine Angst: In diesem Bereich klaffen Rechtsprechung bzw. Gesetzgebung und Arbeitsalltag oftmals relativ weit auseinander. Fairerweise muss man sagen, dass diejenigen Arbeitgeber, die hier eine ganz strenge Linie fahren, immer weniger werden. Denn mittlerweile dürfte fast jedem Chef bewusst sein: Kommunikation ist ein grundlegender Baustein für ein angenehmes Betriebsklima. Und nur wer sich gut mit seinen Kollegen versteht, geht gerne in die Arbeit, was eine Grundvoraussetzung für Erfolg ist. Trotzdem muss man hier stark nach Branche, Arbeitsumfeld und Arbeitgeber unterscheiden.

Privatgespräch im Büro
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Interessant ist zudem: Duldet ein Arbeitgeber stillschweigend über einen längeren Zeitraum hinweg (ca. zwei bis drei Jahre), dass Arbeitnehmer Diensttelefone oder Diensthandys für Privatgespräche nutzen oder dass generell Privatgespräche während der Arbeitszeit geführt werden, so greift der Umstand der „betrieblichen Übung“. Das heißt, dass dieses Verhalten als geduldete, übliche Verhaltensweise im Unternehmen gilt. Ein arbeitsrechtliches Belangen des Mitarbeiters ist dann aus diesem Grund nicht mehr möglich. Voraussetzung dafür ist, dass der Arbeitgeber von dem Verhalten der Mitarbeiter wusste und es länger ohne Widerspruch so akzeptiert hat.

Als generelle Regel kann jedoch gelten: Privatgespräche, die die Arbeitsleistung nicht beeinträchtigen, dürfen generell geführt werden. Ab wann man von einer negativen Auswirkung auf die Arbeitskraft sprechen kann, ist natürlich oft Ermessenssache.


Old Work vs. New Work

Arbeitnehmer, die in der Automobilindustrie am Fließband stehen und Akkordarbeit verrichten, sind oftmals einem anderen Arbeitsablauf unterworfen, als die Bürokollegin aus der Marketing-Abteilung, die sich in der Regel selbst einteilen kann, wann sie ihre Texte verfasst. Wem die Tätigkeit an sich (zum Beispiel auch durch Kundenkontakt) bzw. maschinelle Produktionsabläufe ein bestimmtes Arbeitstempo vorgeben, der wird sich kaum dazu in der Lage sehen, Privatgespräche am Arbeitsplatz zu führen. Ein hoher Lärmpegel kann ein weiterer Grund dafür sein, dass eine Konversation mit dem Kollegen über die Einschulungsfeier deines dritten Kindes gar nicht erst zustande kommt. Wer sich in solchen Anstellungsverhältnissen zu langen Privatgesprächen hinreißen lässt, sodass die Produktivität einer ganzen Arbeitskette gefährdet ist, wird seine Kündigung wohl relativ schnell in der Hand halten.

Es gibt jedoch eine Vielzahl von Arbeitsbereichen, in denen es problemlos möglich ist, ein Schwätzchen einzuschieben – sei es mit Kollegen oder der Familie. Und gerade im Zuge der New-Work-Bewegung hat hier auch bei der Arbeitgeberseite ein Umdenken eingesetzt. Der Arbeitnehmer wird ganzheitlich betrachtet. Daher ist es wichtig, dafür zu sorgen, dass er sich wohlfühlt und gerne in die Arbeit geht. Denn erst dann kann er maximale Leistung bringen.

Privatgespräche im Büro
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Im Zuge dessen begrüßen viele Chefs es sogar, wenn Mitarbeiter sich untereinander gut verstehen und sogar anfreunden. Ein lockeres Betriebsklima, in dem niemand Angst hat, eine Abmahnung zu kassieren, weil er kurz über das Bürotelefon einen wichtigen Arzttermin vereinbart, kann zudem viel zur Arbeitszufriedenheit beitragen. Ist diese groß, schlägt sie sich in der Regel in einer überdurchschnittlichen Betriebszugehörigkeitsdauer nieder. Und diese ist in vielen Unternehmen gern gesehen, denn eine zu hohe Fluktuation kann ein Faktor sein, der die Produktivität einer Firma schwächt und aufgrund der zahlreichen Einarbeitungen auch ins Geld geht.

Es gibt jedoch verschiedene Arten von Privatgesprächen, und dabei gilt: Die einen werden eher toleriert, manch andere weniger.


Verschiedene Beispiele von Privatgesprächen

Private Kommunikation unter Kollegen

„Seit ich meine Zahnpastamarke gewechselt habe, ist mein Zahnfleischbluten komplett weg“, hallt es morgens um 8.30 Uhr durch das Großraumbüro einer Autoversicherung. Daraus entspinnt sich eine ergiebige Diskussion unter fünf Kollegen, welche Zahnpasta denn die beste sei und zu welchem Preis diese wo erhältlich ist. Gefolgt von einem Austausch der unterschiedlichen Mundhygieneprobleme der Mitarbeiter. Ein Klassiker: Das Gespräch hat keinen arbeitsförderlichen Nutzen, besitzt rein privaten Charakter und hält zehn Arbeitnehmer von der Arbeit ab – fünf Gesprächsteilnehmer und fünf Zuhörer. Andererseits: Nach zehn Minuten angeregter Unterhaltung hat man nicht nur seine Kollegen besser kennengelernt, sondern auch einiges Privates von sich preisgegeben. Und das ist eine Grundvoraussetzung, um überhaupt eine Beziehung untereinander aufzubauen, und sei es nur eine berufliche. Denn nichts ist doch schlimmer, als der Kollege, der seit zwei Jahren mit dir im Büro sitzt, und von dem du nicht mehr weißt als seinen Vor- und Nachnamen und seine bevorzugte Teesorte.

Bürokollegen im Gespräch
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Gespräche unter Kollegen über Themen, die nichts mit der Arbeit zu tun haben, werden in der Regel in den meisten Unternehmen relativ großzügig toleriert. Sie tragen zum gegenseitigen Verständnis bei, lockern die Atmosphäre auf und sind oftmals die Basis für ein angenehmes Betriebsklima. Zum Problem werden sie vor allem, wenn sie überhandnehmen, eine bestimmte Lautstärke überschreiten und extrem lange dauern. Denn dann stören sie 

  1. die Kollegen und
  2. den Chef.

Hindern dich die Gespräche der anderen daran, konzentriert zu arbeiten, dann solltest du reagieren. Aber wie? Sowohl als Chef als auch als Kollege empfiehlt es sich, es zunächst einmal mit einem flapsigen Hinweis an die schwätzenden Kollegen zu versuchen. Wer gleich mit Argumenten wie „Konzentration“, „Arbeitsleistung“ und „Produktivität“ kommt, kann schnell als ungeselliger Streber gelten. Hilft jedoch auch ein freundliches „Ruhe im Karton“ nicht, sollte man das Problem spätestens im nächsten Team-Meeting einfach ansprechen. Dann kann man gemeinsam nach einer Lösung suchen. Harte arbeitsrechtliche Konsequenzen haben diese Konversationen jedoch in den seltensten Fällen.

Eine Variante für akustisch genervte Kollegen sind beispielsweise Kopfhörer. Gar nicht so selten kommen sie heutzutage in Büros zum Einsatz, oftmals auch zeitlich beschränkt bei Arbeiten, die besonders viel Konzentration erfordern. Der Vorteil dieser Lösung: Du bist dein eigener Herr und nicht auf das Wohlwollen anderer angewiesen. Willst du Ruhe, setzt du einfach deine Kopfhörer auf.


„Hey Hase, was soll ich heute Abend kochen?“

Eine ganz andere Art von privater Kommunikation findet jedoch statt, wenn sich der Adressat außerhalb deiner Arbeitsstätte befindet. Oder anders formuliert: Der nachmittägliche Telefonanruf bei deinem Partner à la „Mensch Schatz, kannst du heute bitte noch Brot einkaufen?“ interessiert schätzungsweise wirklich niemanden deiner Bürokollegen, sondern ausschließlich dich – und eventuell noch deinen Partner. Solche Gespräche sind generell schwierig. Denn sie stören nur andere bei der Arbeit und halten auch dich davon ab, produktiv zu sein. Falls es wirklich sein muss, führst du private Telefonate am besten außerhalb deines Büros. Dafür wählst du einen Raum, in dem du niemanden belästigst, wie zum Beispiel die Kaffeeküche oder den Pausenraum. Und idealerweise überlegst du dir selbst vor solchen Telefonaten noch einmal kurz, ob sie wirklich Sinn machen.

Mitarbeiter am Arbeitsplatz führt Privatgespräch mit Handy
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Gefangen im Privatchat: WhatsApp & Co.

Du fühlst dich immer noch nicht angesprochen, was die bereits erwähnten Formen der Bürokommunikation am Arbeitsplatz betrifft? Denn Telefonieren war für dich gestern, und du bist nur noch auf WhatsApp, Instagram und Facebook unterwegs? Damit wählst du zwar eine andere Form der Kommunikation, die zumindest niemanden akustisch belästigt – von dem Signal, wenn eine neue Nachricht eingeht, einmal abgesehen. Doch wird es deine Vorgesetzten durchaus auch irritieren, wenn sie dich permanent mit beiden Händen am Smartphone tippend sehen.

Beschränke diese Art von Konversation nur auf das äußerst Nötigste. Sprich wenn du dir einen Kaffee holst und dabei kurz am Smartphone eine Nachricht verfasst, wird dir daraus keiner einen Strick drehen. Und auch einen kurzen Blick auf sein Smartphone zu werfen, wenn man einen Arbeitsvorgang abgeschlossen hat und eine neue Aufgabe beginnt, ist okay. Doch Vorsicht: Nur zu schnell kann diese Art von „Kontrollblick“ überhandnehmen, und man ertappt sich dabei, ständig abgelenkt zu sein. Wer hierfür anfällig ist, sollte einfach einmal ausprobieren, das Smartphone in der Tasche zu lassen. Sei dir sicher: Du wirst auch diesen Tag überleben. Zudem ein Tipp: In der Arbeit solltest du dein Smartphone unbedingt auf „lautlos“ stellen.

An einigen Arbeitsplätzen stellt sich diese Frage jedoch überhaupt nicht. Denn es gibt viele Bereiche und Branchen, in denen für alle Mitarbeiter ein generelles Verbot gilt, was Smartphone und Co. während der Arbeitszeit betrifft. Ist das in deinem Job der Fall, dann hast du dich daran zu halten. Andernfalls bekommst du Ärger mit deinem Chef. Der mobilen Kommunikation kannst du dann höchstens in deinen Pausen frönen.


Online abdriften

Privates Surfen am Arbeitsplatz war lange Zeit ein absolutes No-Go und ein Grund, um Mitarbeiter zu kündigen. Heutzutage gibt es aber viele Unternehmen, die ihren Mitarbeitern erlauben, auch privat im Internet unterwegs zu sein – von ihrem PC im Büro aus. Allerdings finden sich auch immer noch Firmen, die hier sehr strikt sind und jegliche private Internetnutzung mit einer Abmahnung bestrafen. Du musst dich also auf jeden Fall vorab schlau machen, wie dein Arbeitgeber mit diesem Thema umgeht. Und dann solltest du dich auch entsprechend verhalten. Generell gilt hier: Da mittlerweile so gut wie jeder über ein internetfähiges Smartphone verfügt, solltest du dieses benutzen, wenn du privat etwas online recherchieren willst. Und dafür verlässt du am besten deinen Arbeitsplatz, machst kurz Pause und ziehst dich beispielsweise in die Kaffeeküche zurück. Dann bist du auf jeden Fall auf der sicheren Seite.

Arbeitskolleginnen schauen sich etwas auf dem Smartphone an
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Problematik Erreichbarkeit (Kinder, Notfälle, …)

Es gibt jedoch auch Ausnahmefällen, in denen die meisten Chefs ein Auge zudrücken. Bist du Mutter oder Vater und musst erreichbar sein, falls deinen Kindern etwas zustößt, so wird es in der Regel toleriert, dass dein Smartphone in der Arbeit nicht lautlos gestellt ist bzw. dass du im Notfall ein Telefonat mit der Schule oder dem Kindergarten führen musst. Ähnlich ist es, wenn du einen pflegebedürftigen Angehörigen zuhause hast und ständig in Rufbereitschaft sein musst. Natürlich solltest du diese Situation vorab mit deinem Vorgesetzten abklären und auch deine Kollegen darüber informieren.


No Go: Wenn die Arbeit unter den Privatgesprächen leidet

Grundsätzlich gilt als rote Linie: Sobald deine Arbeit unter privaten Telefonaten, der Nutzung sozialer Netzwerke oder aber einem Zuviel an persönlicher Kommunikation am Arbeitsplatz leidet, sollte Schluss sein. Bist du beispielsweise Verkäuferin in einer Drogerie und hältst lieber mit deiner Kollegin ein Schwätzchen, als die Kundin zu bedienen, die dich bereits zweimal um Beratung gebeten hat? Dann solltest du deine Berufsauffassung noch einmal überdenken. Aber auch in klassischen Bürojobs heißt es, die Reißleine zu ziehen, wenn du feststellst, dass du zwischen deinem Kollegen-Talk kaum noch zum Arbeiten kommst. Denn dann läuft definitiv irgendetwas verkehrt.


Fazit: Don’t talk, just work?

Von rechtlicher Seite sind die Regeln klar: Gibt es keine anderweitigen, vertraglich fixierten Abmachungen, so sind Privatgespräche, die die Arbeitsleistung beeinträchtigen, nicht erlaubt. In der Praxis jedoch sehen viele Arbeitgeber ein gesundes, positives Betriebsklima als weit wertvoller an als jede einzelne Minute Arbeitszeit. Will heißen: Ein gesundes Maß an privater Kommunikation, vor allem wenn es Gespräche unter Kollegen am Arbeitsplatz betrifft, wird durchaus toleriert. Denn das Motto „don’t talk, just work“ dürfte bei den meisten Angestellten auf die Dauer zu einem hohen Frustpotenzial führen. Und ein solches dürfte auch nicht im Interesse eines Chefs liegen.

Quellen:
wirtschaftsforum.de, n-tv.de

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