„Als wir noch Lehrlinge waren, haben wir abends gefragt, ob wir heimgehen dürfen. Und wir hätten niemals unseren ganzen Urlaub genommen.“ Eva, Auszubildende einer Steuerkanzlei, ist das Nesthäkchen des Betriebs. Das permanente Nörgeln der „Büro-Omis“, wie sie die beiden insgeheim nennt, geht ihr auf die Nerven. Die betagten Sekretärinnen hingegen beklagen sich beim gemeinsamen Kaffeekränzchen über die „merkwürdigen Antworten“ der Azubine, die sich ihrer Ansicht nach nicht unterwürfig genug verhalten würde.

Besteht ein Generationenkonflikt, so prallen nicht nur unterschiedliche Werte aufeinander, sondern es können zudem Vorurteile gegenüber den Angehörigen bestimmter anderer Generationen herrschen. Ein Beispiel: Man hört von den anstrengenden Kindern einer Freundin, findet schreiende Babys im Bus vor und begegnet daraufhin auch ausgesprochen braven Kindern mit stereotypem Denken. Doch nicht nur eigene Erlebnisse sind schuld an der Entstehung von Voreingenommenheit und Klischees: Die verbreiteten Charakterisierungen der einzelnen Generationen tun ihr Übriges, sodass Menschen eines bestimmten Jahrgangs bei jeweils anderen Generationen unwillkürlich in einer gedanklichen Schublade landen.


Die Einteilung der Generationen

Du wurdest schon einmal als „Millennial“ bezeichnet, weißt aber gar nicht, was das ist? Dann solltest du dir einmal die folgende Kategorisierung der Generationen zu Gemüte führen! Ein Hinweis vorab: Die Geburtsjahre, denen die einzelnen Kohorten zugeordnet werden, sind in den Quellen nicht einheitlich festgelegt, weshalb man von fließenden Grenzen ausgehen kann.

  • Babyboomer (geboren 1946-1964): Sie gelten als leistungsorientiert und identifizieren sich in hohem Maße mit ihrer Arbeit. Erfolge werden von Babyboomern hart erarbeitet.
  • Generation X (geboren 1965-1979): Es handelt sich häufig um besonders ehrgeizige Menschen, doch die Arbeit kann auch den primären Zweck haben, ein erfüllendes Privatleben zu ermöglichen.
  • Generation Y/Millennials (geboren 1980-1993): Diese Generation gilt als technikaffin und egoistisch. Die Karriere ist Personen, die in dieser Zeit geboren sind, weniger wichtig als der Generation X, doch es besteht ein ausgeprägter Arbeitswille. Es werden gern Forderungen wie Homeoffice oder Gleitzeit gestellt, und auch ansonsten tendiert die Kohorte dazu, Dinge zu hinterfragen. Selbstverwirklichung hat einen sehr hohen Stellenwert. Auch wird diesen Menschen mangelnde Loyalität dem Arbeitgeber gegenüber nachgesagt. Mit ihrem Gehalt sind Millennials besonders unzufrieden.
  • Generation Z (geboren ab 1994): Diese Generation kennt kein Leben ohne technischen Schnickschnack und kommt aufgrund dieser Tatsache mit neuen Technologien besser zurecht; es handelt sich um Digital Natives. Probleme hingegen haben diese Personen, wenn es darum geht, Entscheidungen zu fällen. Besonders gering fällt bei der Generation Z die Bindung an den Arbeitgeber aus.

Nicht alle sind gleich: Du kannst dich in der Beschreibung deiner Generation überhaupt nicht wiedererkennen? Trotz solcher Einschätzungshilfen kann man natürlich nicht alle Menschen über einen Kamm scheren. Wenn jemand beispielsweise zur Generation Z gehört, jedoch sehr stark von einer anderen Kohorte geprägt wurde, dann kann die eigene Persönlichkeit vermehrt Merkmale der jeweiligen Generation aufweisen.


Fragen zum Miteinander unterschiedlicher Generationen

Ist ein konstruktives Zusammenarbeiten von Mitarbeitern überhaupt möglich, wenn der Altersunterschied 50 Jahre beträgt?

Du kennst Erzählungen deines Kollegen, der von der harmonischen Zusammenarbeit mit einem freiberuflichen 70-jährigen Mitarbeiter schwärmt? Oder aber du weißt aus eigener Erfahrung, dass Arbeitnehmer jüngerer Generationen bei Platzhirschen meist recht leicht in ein Fettnäpfchen treten können? Wie die Zusammenarbeit im Einzelfall gelingt, hängt etwa von den folgenden Faktoren ab:

  • Dauer der Betriebszugehörigkeit: Wie lange arbeitet der ältere Mitarbeiter schon im Betrieb? Wenn der Mensch im Extremfall seit der eigenen Berufsausbildung in der Firma tätig ist, dann macht die Betriebszugehörigkeit ein großes Stück seiner eigenen Identität aus. Dringt nun ein Neuling in diesen wichtigen Lebensbereich ein, so wird der junge Mensch kritisch beäugt.
  • Alter des Teams: Besonders problematisch kann das Verhältnis werden, wenn es in dem Betrieb außer den alten Mitarbeitern und dem jungen neuen Angestellten keine weiteren jüngeren Personen gibt. Echte Bürofreundschaften zwischen Jung und Alt entstehen seltener, da Betriebsinventare in der Hierarchie höher stehen.

Ich habe schlechte Erfahrungen beim Zusammenarbeiten mit älteren Generationen gemacht. Was soll ich tun?

Wenn du unbedingt in einem jungen Team arbeiten möchtest, dann liegst du nicht ganz verkehrt, wenn du dich aus diesem Grund vorrangig bei relevanten Startups bewirbst. Doch auch in einem jungen Unternehmen kann sich der Chef für die Einstellung eines älteren Mitarbeiters entscheiden, und nicht alle Startups bestehen in Voreinstellung aus jungen Angestellten.

Generationenkonflikt im Büro
Bildquelle: www.istockphoto.com / jacoblund

Tipps für ältere Mitarbeiter

Du gehörst zu einer älteren Generation und betrachtest mit großer Sorge, dass in der Firma, für die du arbeitest, immer mehr jüngere Kollegen eingestellt werden? Die folgenden Tipps können dir dabei helfen, den jungen Leuten sympathischer zu sein:

  • Sei weniger misstrauisch: Je älter du wirst, desto mehr jüngere Kollegen wirst du in der Regel um dich haben. Jeder Anfänger darf auch einmal Fehler machen – eine Grundregel, in deren Genuss nicht nur du selbst gekommen bist, sondern die auch deine Kollegen im zarten Alter unter Welpenschutz stellen sollte.
  • Sei du selbst: Ja, es kann passieren, dass du bei den Gesprächsthemen der Azubis überhaupt nicht mitreden kannst. Das bedeutet jedoch nicht, dass du dich aufgrund dieser Tatsache verbiegen musst: Je authentischer du bist, desto sympathischer wirst du auch auf die jungen Leute wirken. Gleichzeitig ist jedoch gegenseitiges Verständnis wichtig. Wird dir ein solches nicht entgegengebracht, kannst du es auch freundlich einfordern.
  • Lasse es dir nicht „raushängen“: Du bist in dem Betrieb ein unkündbarer alter Hase? Klar kann es auch zu deinen Aufgaben gehören, bestimmte Tätigkeiten an den Auszubildenden oder den Praktikanten zu delegieren. Diese Tatsache sollte dich allerdings nicht dazu verleiten, deine Überlegenheit permanent zu demonstrieren und der jungen Person Anweisungen zu geben, die von deinem Chef nicht gewünscht sind (Beispiel: „Tina, bringe mir doch bitte ein belegtes Brötchen vom Bäcker“).
  • Keine Panik bekommen: Der junge Kollege bringt ein ausgeprägtes technisches Verständnis mit und kann deshalb manche Dinge in kürzester Zeit erledigen, während du dich wie der erste Mensch anstellst? Du wirst der Person auf jeden Fall sympathischer sein, wenn du sie in solchen Situationen einfach um ihre Hilfe bittest, anstatt stundenlang an dem Problem zu tüfteln. Denn jeder Mensch freut sich, wenn die eigenen Stärken gefragt sind.
  • Der Person nicht zu nahe treten: Der Auszubildende tritt selbstbewusst auf und ist außerdem bestens darüber informiert, wie es um seine Rechte steht? Als du noch Schüler warst, durften die Lehrer vielleicht noch Tatzen austeilen, doch die Zeiten haben sich geändert. Auch wenn dir angesichts der aktuellen Situation manchmal fast der Kragen platzt, solltest du dich der jungen Person gegenüber stets einwandfrei verhalten und nicht permanent an dem (eigentlich korrekten) Verhalten deines Kollegen herumnörgeln.

Tipps für jüngere Mitarbeiter

Du bist vielleicht gerade als Auszubildende/r in einen Betrieb eingestiegen und fühlst dich im Umgang mit den vielen älteren Kollegen befangen und verunsichert? Du hast das Gefühl, dich verstellen zu müssen? Wenn du ein paar Grundregeln befolgst, wird sich die Zusammenarbeit für alle Beteiligten angenehmer gestalten:

  • Nicht aufmüpfig sein: In den Augen des Platzhirschen bist du eine potenzielle Eintagsfliege, während die Person selbst möglicherweise schon seit mehreren Jahrzehnten in dem Bereich arbeitet. Du musst nicht unterwürfig sein, solltest dem Mitarbeiter aber den Respekt zollen, den er verdient. Das bedeutet beispielsweise auch, dass du seine Anweisungen nicht permanent hinterfragst.
  • Lernfreude zeigen: Signalisiere dem älteren Angestellten, dass du ihn und seine langjährige Berufserfahrung wertschätzt! Vielleicht freut er sich, wenn du etwas von ihm lernen möchtest. Indem du Fragen stellst, zeigst du, dass du verantwortungsbewusst bist und gern alles richtig machen möchtest.
  • Sei einfühlsam: Höflichkeit ist selbstverständlich. Richtig sympathisch wirst du dem älteren Mitarbeiter hingegen sein, wenn du ihm aufmerksam zuhörst und Interesse an seinen Themen zeigst. Das muss natürlich nicht bedeuten, dass du zeitintensive Monologe über das Privatleben des Kollegen über dich ergehen lassen musst. Vielleicht jedoch können Gesprächsinhalte gefunden werden, die für euch beide gleichermaßen interessant sind (Beispiel: Thema Haustiere), was angenehmen Smalltalk ermöglicht.

Fazit: Kollegialität statt Konkurrenzdenken

Prallen unterschiedliche Wertevorstellungen aufeinander, wie es bei einem Generationenkonflikt der Fall sein kann, sind Diplomatie und Respekt gefragt. Wenn jedoch nicht alle Beteiligten diese beiden Tugenden mitbringen, lässt sich ein weniger gutes Betriebsklima kaum vermeiden. Werden die obigen Tipps befolgt, können sich die größten Streitpunkte in der Folge weniger problematisch gestalten.

Für eine möglichst konstruktive Zusammenarbeit ist es wichtig, dass miteinander gearbeitet wird, nicht gegeneinander. Aus diesem Grund bietet es sich an, erst einmal herauszufinden, welche Stärken der einzelne Mitarbeiter besitzt. Daraufhin sollte dafür gesorgt werden, dass diese Stärken jeweils optimal zum Einsatz kommen. Damit jeder einen guten Überblick über die Talente anderer Personen hat, kann es helfen, für größere Unternehmen eine Liste der Mitarbeiter mit ihren Stärken anzufertigen und z. B. ins Intranet zu stellen. So fühlt sich jeder gewürdigt, hat Spaß bei der Arbeit, und gleichzeitig nimmt die Produktivität des Unternehmens zu.

Ein Tipp für Arbeitgeber: Schaut euch etwas von den Stärken der einzelnen Generationen ab, und versucht, euer Unternehmen und dessen Führung so zu gestalten, dass eine für alle Beteiligten angenehme Unternehmenskultur geschaffen wird.

Aktuelle Jobangebote




Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir die männliche Form (generisches Maskulinum), z. B. „der Mitarbeiter“. Wir meinen immer alle Geschlechter im Sinne der Gleichbehandlung. Die verkürzte Sprachform hat redaktionelle Gründe und ist wertfrei.