Schweigepflicht im Beruf – vom Insider zum Straftäter
Du liebst es, mit deiner besten Freundin zu telefonieren, dir werden laufend Fragen zu deinem Job gestellt, und du stolperst gedanklich permanent über Gesprächsthemen, die für Betriebsexterne eigentlich tabu sind? Nun fragst du dich, wo die Grenzen des Legalen liegen? In diesem Artikel beantworten wir dir wichtige Fragen zum Thema.
Inhaltsverzeichnis
Die gesetzlichen Grundlagen
- In § 203 StGB ist geregelt, dass eine Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr möglich ist, wenn man ein Betriebsgeheimnis verrät. Eine Alternative hierzu stellt eine Geldstrafe dar. Darüber hinaus kann der jeweilige Arbeitgeber Schadenersatzansprüche stellen.
- Wenn du deinen Arbeitsvertrag einmal durchliest, wirst du auf eine Klausel zur Verschwiegenheit stoßen. Diese Verpflichtung stellt eine Nebenpflicht des Arbeitsverhältnisses dar.
Was passiert, wenn ich gegen meine Verschwiegenheitsverpflichtung verstoße?
Wenn du als Arbeitnehmer dabei erwischt wirst, dass du deine Schweigepflicht nicht einhältst, kannst du von deinem Arbeitgeber eine Abmahnung oder eine Kündigung erhalten. Gehört dein Beruf zu den Jobs mit einer beruflichen Verschwiegenheitspflicht, kann dir zudem eine Berufssperre drohen. Eine derartige berufliche Verschwiegenheitsverpflichtung trifft beispielsweise auf Ärzte oder Pfarrer zu. Die Verschwiegenheit stellt hier einen Ehrenkodex dar.
In welchen Berufsgruppen ist die Schweigepflicht weniger wichtig?
Du bist nicht dazu in der Lage, Geheimnisse für dich zu behalten und möchtest deshalb bei deiner Berufswahl vorsichtig vorgehen? Je sensibler die Daten sind, mit denen man in einem Beruf zu tun hat, desto mehr Bedeutung hat die Verschwiegenheit. Ein gewisses Maß an Schweigepflicht wird jedoch prinzipiell in so gut wie allen Berufen erwartet.
Grundsätzlich kann nicht verallgemeinert werden, in welchen Jobs die Verschwiegenheitsverpflichtung eine geringere Rolle spielt. Deshalb sind die folgenden Beispiele mit Vorsicht zu genießen. Halte dich auf jeden Fall immer an die Vorgaben deines Arbeitgebers.
Beispiele für Berufe, in denen die Schweigepflicht weniger relevant ist:
Kosmetikerin, Hausmeister, Koch, Maskenbildner, Schornsteinfeger
Selbstverständlich gibt es noch zahlreiche andere Berufe, in denen kein Umgang mit schutzbedürftigen Daten erfolgt.
Schweigepflichtige Gehilfen
Kennst du die Situation, wenn du zum Arzt gehst und die Medizinische Fachangestellte sensible Gesundheitsdaten von dir mitbekommt? Nicht nur von Akademikern wie dem Arzt, der an seine ärztliche Schweigepflicht gebunden ist, wird erwartet, dass ein sorgfältiger Umgang mit Betriebsgeheimnissen erfolgt. Die Höhe der Dotierung spielt dabei übrigens keine Rolle. Ein Bruch der Schweigepflicht ist und bleibt eine Straftat.
Datenschutz als Selbstständiger
Selbstständige werden bei Verstößen gegen den Datenschutz hart bestraft: Freiheitsstrafen bis zu drei Jahren (§ 42 Bundesdatenschutzgesetz) sind in diesem Fall möglich.
Wo endet die Verschwiegenheitspflicht?
- Im Allgemeinen macht es als Arbeitnehmer Sinn, die folgende Faustregel zu befolgen:
Wenn du dir nicht sicher bist, ob du über etwas reden darfst, dann schweige lieber. Du kannst auch bei deinem Arbeitgeber nachfragen, was genau unter die Verschwiegenheitsverpflichtung fällt.
- Obwohl dein neuer Arbeitgeber am Anfang noch einen seriösen Eindruck gemacht hat, bekommst du eines Tages Wind davon, dass die Firma Straftaten begeht? Beispielsweise können die Straftaten in den Bereich der Umweltverschmutzung fallen. Im Falle von Straftaten bist du nicht an deine Verschwiegenheitsverpflichtung gebunden.
- Ist ein Betriebsgeheimnis öffentlich bekannt geworden, dann musst du dich natürlich nicht mehr zu diesem Thema ausschweigen.
Berufliches Fortkommen
Ein nachvertragliches Wettbewerbsverbot ist mit einer Geldzahlung vonseiten des Arbeitgebers verbunden. In manchen Arbeitsverträgen ist jedoch auch geregelt, dass die Verschwiegenheitsverpflichtung gebrochen werden darf, wenn sie die Person am beruflichen Fortkommen hindert.
Darf man nach Ausscheiden aus einem Arbeitsverhältnis über Betriebsgeheimnisse sprechen?
Während dies früher noch akzeptiert wurde, hat das Bundesarbeitsgericht entschieden, dass man sich auch nach dem Ausscheiden aus einem Betrieb an die Pflicht zur Wahrung der Geschäftsgeheimnisse zu halten hat.
Fazit
Im Berufsleben kann man zahlreiche spannende Dinge erleben, die auch die eigenen Freunde interessieren würden. Dein Arbeitgeber hat dir Vertrauen geschenkt, indem er mit dir einen Arbeitsvertrag abgeschlossen hat. Auch angesichts der Strafen, die dir drohen können, wenn du dich nicht an die Spielregeln hältst, solltest du dir auf jeden Fall eine sehr gute Selbstbeherrschung zulegen, sodass dir keine Betriebsgeheimnisse über die Lippen kommen.
Quellen:
www.bigkarriere.de, arbeits-abc.de
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Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir die männliche Form (generisches Maskulinum), z. B. „der Mitarbeiter“. Wir meinen immer alle Geschlechter im Sinne der Gleichbehandlung. Die verkürzte Sprachform hat redaktionelle Gründe und ist wertfrei.
Joana hat Germanistische Linguistik und Musikwissenschaft an der LMU studiert und ist als externe Redakteurin für careeasy – Dein Karriere-Magazin von stellenanzeigen.de tätig.