Selbstständigkeit: Vorteile und Nachteile
Manchmal ist der Grund schlicht und ergreifend eine Kündigung. Oder aber in dir schlummert einfach schon lange der Wunsch, dein eigener Chef zu sein. Viele Arbeitnehmer stehen mindestens einmal in ihrem Berufsleben vor der großen Frage: Mache ich mich selbstständig oder bleibe ich im Angestelltenverhältnis? Sowohl das eine als auch das andere hat Vor- und Nachteile.
Inhaltsverzeichnis
Was spricht für die Selbstständigkeit? Und was dagegen? Ein Schnell-Check.
Vorteile der Selbstständigkeit
1. Du bist dein eigener Chef
Für viele ist es der eigentliche Grund, sich selbstständig zu machen: Freiheit! Endlich will man sein eigener Chef sein. Wie schön ist es doch, nicht mehr nach der Pfeife eines anderen tanzen zu müssen! Gerade Arbeitnehmer, die bereits einige Jahre in verschiedenen Betrieben angestellt waren, verspüren irgendwann das Bedürfnis, selbst entscheiden zu wollen – und zwar im großen Stil. Denn diesen Gedanken hatte doch wohl schon jeder mal:
„Wenn ich hier die Ansagen machen würde, stünde der Laden mittlerweile viel besser da!“
Machst du dich selbstständig, kannst du das gleich ausprobieren. Aber Vorsicht: Weitreichende Entscheidungen zu treffen geht auch mit großer Verantwortung einher. Denn geht die Sache schief, hast du auch alle Konsequenzen zu tragen.
2. Flexible Zeiteinteilung
Dieses tägliche Nine-to-Five schafft dich komplett? Eigentlich bist du ein Nachtmensch, und morgens kommst du nie aus den Federn? Ja, dann könnte Selbstständigkeit durchaus etwas für dich sein. Je nachdem, in welcher Branche du tätig bist und mit was du dich selbstständig machen willst, kann es durchaus sein, dass du dann deine Arbeitszeit sehr flexibel einteilen kannst. Das heißt nicht, dass du weniger arbeiten wirst – vermutlich sogar eher das Gegenteil. Aber du kannst dir deine Arbeitsstunden so über den Tag verteilt legen, dass es dir und deinem Biorhythmus besser entspricht.
Natürlich musst du aber trotzdem gewährleisten, dass du mit Kunden oder Auftraggebern in Kontakt bleibst und diese dich zu gewissen Kernzeiten auch erreichen können. Bist du aber beispielsweise als freiberuflicher Grafiker unterwegs, kannst du durchaus erst gegen 10.30 Uhr am Schreibtisch sitzen, mittags zwei Stunden Pause machen und mit dem Hund gehen und dafür dann abends bis in die Nachtstunden kreativ weiterarbeiten.
3. Endlich das tun, was einem gefällt
Bist du angestellt, hast du auch immer einige bis viele Aufgaben auf deinem Tisch, die dir wenig Freude bereiten. Das gehört halt dazu, sagen die einen. Die anderen machen sich selbstständig und sagen: Jetzt kann ich genau das machen, was mir gefällt. Zumindest größtenteils. Das hängt natürlich im Endeffekt auch davon ab, ob du genügend Aufträge hast und es dir somit aussuchen kannst, was du bearbeitest.
Trotzdem: Wenn du dich selbstständig machst, kannst du bereits von vornherein den Fokus auf den Bereich legen, der dir am meisten Spaß macht. Also zum Beispiel bewirbst du dich als freier Texter in erster Linie auf Aufträge für Werbeslogans, weil dir das kreative, knackige Texten so gut liegt und du das einfach am liebsten machst. Oder aber du spezialisierst dich als Automechaniker auf die Reparatur von Oldtimern, weil dafür dein Herzblut schlägt. Du realisierst jetzt deine eigenen Ideen. Das hat nun durchaus etwas mit Selbstverwirklichung zu tun.
4. Abwechslungsreichtum
Als Selbstständiger füllst du in der Regel mehrere Rollen aus: Du bist Unternehmer, Chef, vielleicht Arbeitgeber, machst die Buchhaltung, kümmerst dich ums Finanzielle, und bist der kreative Kopf bzw. die ausführende Hand. Die zurückhaltenden Artgenossen unter uns werden jetzt schon ängstlich zurückschrecken, doch für viele ist gerade diese Kombination so unschlagbar faszinierend. Sie macht deinen Arbeitsalltag abwechslungsreich und du kannst dich in verschiedenen Themengebieten beweisen.
Nachteile der Selbstständigkeit
1. Finanzielles Risiko
Klar ist: Machst du dich selbstständig, gehst du mehrere Risiken ein. Je nach Branche, in der du dich selbstständig machst, musst du mit Investitionen in größerem Umfang in Vorleistung gehen: zum Beispiel, wenn du eine Werkstatt einrichten musst, einen Laden anmietest, oder du Material in erheblichem Umfang einkaufst, um überhaupt mit deiner Tätigkeit loslegen zu können. Das alles ist mit einem großen finanziellen Risiko verbunden. Und schon der Start erfordert Mut: Du musst zuerst einmal mögliches Kapital locker machen, entweder in Form von Ersparnissen oder im Rahmen eines Bankkredits.
2. Die fehlende Sicherheit
Du bist selbst länger krank? Oder du musst dein krankes Kind betreuen? Du bist arbeitslos geworden? In all diesen Fällen springt der Arbeitgeber bzw. der Staat für Arbeitnehmer oder gekündigte Angestellte ein. Du als Selbstständiger bist jedoch in all diesen Situationen mehr oder weniger auf dich selbst gestellt, es fehlt die soziale Absicherung. Ist dein Einkommen das Haupteinkommen und musst du beispielsweise mehrere Familienmitglieder davon ernähren, ist das durchaus ein hohes Risiko. Denn deine laufenden Kosten gehen ja munter weiter.
Darüber hinaus kann deine Auftragslage stark schwanken: Vielleicht hast du in einigen Monaten so viele Aufträge, dass du das Pensum kaum bewältigen kannst. In den anderen Monaten ist allerdings totale Flaute und es kommt kein Geld rein. Diese Einkommensschwankungen musst du unbedingt einkalkulieren.
3. Psychische Belastung
Klar, Chef sein kann toll sein. Aber hat man erst einmal auch die ganze Verantwortung an der Backe, kann das durchaus auch belasten. In erster Linie ist es eine Typfrage: Manche Menschen können gut mit Druck umgehen, andere wiederum schlafen schon schlecht, wenn am nächsten Tag ein Gespräch mit einem Kunden ansteht. In letzterem Fall solltest du dir überlegen, ob Selbstständigkeit das Richtige für dich ist. Denn eine gewisse mentale Belastbarkeit muss jeder Unternehmer mitbringen. Und manche Krise muss man einfach auch aussitzen können.
4. Wo sind die lieben Kollegen?
Heiß geliebt oder leidenschaftlich gehasst: Die Kollegen machen einen wichtigen Teil der Arbeit aus. Beginnst du als Selbstständiger zunächst in Ein-Mann- oder Frau-Form, bist du auf dich allein gestellt. Und das liegt nicht jedem. Vielen Menschen fehlt in der selbstständigen Tätigkeit der tägliche Austausch mit Arbeitskollegen. Denn das Fragen, Sich-Messen, Diskutieren oder Konkurrieren lässt einen oft ja auch beruflich wachsen und vorankommen bzw. öffnet neue Horizonte. Und ganz einfach fehlen ab und an Ansprache und zwischenmenschlicher Kontakt, wenn man ganz allein in seinem Zimmerchen hockt. Da sehnt man sich dann plötzlich nach so mancher belanglosen Büro-Blödelei zurück.
Fazit
Sich selbstständig zu machen ist nicht für jeden das Richtige. Viele scheuen das finanzielle Risiko und die Verantwortung. Allerdings: Wer sein eigener Chef sein will, muss diesen Weg beschreiten. Da hilft es viel, sich vorab gründlich zu informieren, dann weicht auch oft der Schrecken vor dem großen Schritt in die Selbstständigkeit. Eine erste wichtige Anlaufstelle für Fragen aller Art zu dem Thema sind die regionalen Industrie- und Handelskammern. Sie beraten rund um die Existenzgründung und haben Tipps, wie Unternehmen gefördert werden.
Aktuelle Jobangebote
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir die männliche Form (generisches Maskulinum), z. B. „der Mitarbeiter“. Wir meinen immer alle Geschlechter im Sinne der Gleichbehandlung. Die verkürzte Sprachform hat redaktionelle Gründe und ist wertfrei.
Veronika ist Redakteurin und Content-Managerin. Sie hat Kommunikationswissenschaften, Arbeits- und Organisationspsychologie sowie Französische Sprachwissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität in München studiert und ist bereits über 15 Jahre journalistisch in Print und online unterwegs. Für careeasy – Dein Karriere-Magazin von stellenanzeigen.de recherchiert und schreibt Veronika zu Themen rund um Studium & Ausbildung, Karriere, Gesundheit im Job und Arbeitsrecht.