Verliebt im Büro: Studien zur Liebe am Arbeitsplatz
Er liebt mich, sie liebt mich nicht? Die Liebe ist ja an sich schon eine etwas komplizierte Sache, aber man kann es durchaus auch noch etwas schwieriger machen: Indem man sich am Arbeitsplatz verliebt. Wer mit wem und wie welche Beziehung führt, das hat im Büroumfeld natürlich ganz besondere Qualitäten. Doch kommt das überhaupt so häufig vor? Und welche Herausforderung bringt es mit sich? Zum Thema „Liebe am Arbeitsplatz“ in Deutschland geben zwei interessante Studien Aufschluss.
Inhaltsverzeichnis
Knapp ein Drittel hat schon den Kollegen geküsst
Wie sieht es aus? Kannst du dir vorstellen, deine Kollegin oder deinen Kollegen vom Schreibtisch gegenüber zu küssen? Geht gar nicht? Naja, so abwegig ist der Gedanken aber nicht. Zumindest, wenn man sich die Zahlen einer Studie des Unternehmens Viking und des Meinungsforschungsinstituts OnePoll aus dem Jahr 2018 ansieht. Im Rahmen der Studie wurden 1.000 deutsche Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zum Thema „Liebe am Arbeitsplatz“ befragt.
Die Ergebnisse zeigten, dass 42 Prozent der Teilnehmer bereits mit einem Kollegen ausgegangen sind, und dass sogar 32 Prozent schon einmal einen Kollegen geküsst haben. Tatsächlich haben sich viele auch sozusagen mit dem „Naheliegendsten“ begnügt: 45 Prozent all derjenigen, die eine Liebesbeziehung mit einem Kollegen eingegangen sind, blieben bei der Partnerwahl in ihrem Team. 33 Prozent gaben an, eine Beziehung mit jemanden aus einer anderen Arbeitsgruppe begonnen zu haben.
Dass der Arbeitsplatz durchaus auch als Dating-Plattform funktioniert, ist gar nicht so verwunderlich. Schließlich verbringen wir dort einen Großteil unseres Tages und lernen im Büro oder bei der Arbeit viele Menschen relativ nah kennen. Ein Unternehmen ist also irgendwie auch nichts anderes als eine ganz große Partnerbörse.
One-Night-Stands: Herren wildern gern im Büro
Allerdings sind nicht alle auf die große Liebe aus, wenn es um Partnerwahl zwischen den Bürostühlen geht. Der Klassiker nach der Firmenweihnachtsfeier, dem Betriebsausflug oder der Messereise mit Kollegen: Irgendwann wachen zwei Mitarbeiter im selben Bett auf. Dabei handelt es sich jedoch oftmals auch nur um einen One-Night-Stand.
Knapp jeder fünfte männliche Studienteilnehmer der OnePoll-Untersuchung gab an, schon einmal einen One-Night-Stand mit einer Kollegin gehabt zu haben. Die Frauen antworteten zurückhaltender: Bei ihnen konnte laut eigenen Aussagen nur jede Zehnte auf die Erfahrung eines One-Night-Stands mit einem Kollegen zurückblicken.
Wer mit wem?
Auf die Frage „Wer mit wem?“ gibt eine repräsentative Forsa-Studie unter 1.000 internetnutzenden Arbeitnehmern im Auftrag des Portals XING interessante Antworten. Denn erstaunlicherweise scheint in dem einen oder anderen Klischee doch tatsächlich ein Fünkchen Wahrheit zu stecken. Die etwas abgedroschene Kombination „Alter Chef mit blutjunger Praktikantin“ ist kein Hirngespinst.
Laut der Forsa-Studie neigten männliche Kollegen tendenziell eher dazu, eine Romanze mit Azubinen, Werkstudentinnen oder Praktikantinnen einzugehen. Hingegen wagte sich jede vierte befragte Frau in ein Techtelmechtel mit einem Vorgesetzten. Während sich Männer bei der Partnerwahl im Büro im Hierarchiegefälle eher nach unten orientierten, suchten Frauen ihr Glück öfter in übergeordneten Machtebenen. Das kann aber natürlich schlicht und ergreifend auch einfach daran liegen, dass gewisse Hierarchieebenen hierzulande immer noch stark männlich geprägt sind und deshalb Männer auch wenig Chancen haben, mit weiblichen Vorgesetzten eine Affäre zu beginnen – weil es einfach nur wenige Frauen in Führungspositionen gibt.
Gelegenheit macht Liebe
Doch wo funkt es eigentlich zwischen den Angestellten? Die OnePoll-Studie hat Antworten auf diese Frage. Laut ihrer Daten
- hat die berufliche Romanze bei 26 Prozent der Befragten wirklich im Büro begonnen.
- ging es bei rund 25 Prozent jedoch außerhalb der Arbeitszeit und des Arbeitsumfelds los.
- nahm die Liebelei bei 17 Prozent ihren Lauf auf einer Firmenfeier.
- war der Startschuss für die Affäre bei nur 12 Prozent eine Dienstreise.
Kurzum: Schreibtisch, Büroflur, Kaffeeküche oder aber das gemütliche Feierabendbier mit Kollegen sind ein weit affärenfreundlicheres Umfeld als die oft so gefürchteten Unternehmensfeiern.
Die größten Herausforderungen
Hat Amor schließlich am Arbeitsplatz zugeschlagen, stellt das die Betroffenen vor so manche Herausforderung. Wie geht man mit dem neuen Beziehungsgefüge um – offensiv oder hält man alles geheim? In der OnePoll-Studie wurden die Betroffenen nach den größten Herausforderungen gefragt, die ihrer Meinung nach die Liebe am Arbeitsplatz mit sich bringt.
Hier die Top-Five:
- Die Beziehung geheim zu halten (45,5 Prozent)
- Berufliches und Privates voneinander getrennt zu halten (39 Prozent)
- Der Umgang mit der Wahrnehmung von Kollegen bzw. Bürotratsch (27,5 Prozent)
- Sich gegen die körperliche Anziehung während der Arbeitszeit zu wehren (23,2 Prozent)
- Die Zusammenarbeit nach einem Streit oder einer Trennung (20,8 Prozent)
Bei den Angaben durften die Befragten auch mehreren Antworten zustimmen.
Übrigens: In diesem Artikel erfährst du was es aus rechtlicher Sicht zur Büroliebe zu wissen gibt.
Liebe am Arbeitsplatz: Für manche ein No-Go
- Berufliches und Privates trennen zu wollen (63 Prozent),
- Angst vor negativen Folgen einer gescheiterten Beziehung im Büro (56 Prozent),
- Klatsch und Tratsch von Kollegen vermeiden zu wollen (31 Prozent).
Trennung: Und nun?
Auch wenn zu Beginn der Büroromanze alles in sanften Rosétönen zu schimmern scheint und man sich ein jähes Ende der Schreibtischliebe auch nicht im Entferntesten vorstellen vermag: Es lohnt sich, zumindest schon einmal an den Fall eines Scheiterns der Beziehung im Stile von „was wäre, wenn…“ zu denken. Denn die Zahlen sprechen für sich: Fast jede zweite Büro-Beziehung der OnePoll-Studienteilnehmer ist in die Brüche gegangen (47,6 Prozent).
Was dann? Hier ein paar Tipps, wie man sich nach der zerbrochenen Liebe am Arbeitsplatz wieder sortieren kann:
- Erst einmal Urlaub nehmen, damit man zeitlich und räumlich Abstand gewinnen kann.
- Arbeitspausen auf jeden Fall in den nächsten Wochen an räumlich getrennten Orten verbringen.
- Vielleicht ist es möglich, sich an einen anderen Schreibtischplatz zu setzen, um ständigem direkten Kontakt auszukommen?
- Wenn gar nichts hilft: Natürlich kann man auch mit dem Gedanken spielen, den Job bzw. die Firma (oder die Abteilung) zu wechseln. Das sollte allerdings wirklich nur die letzte Option sein.
Fazit
Liebe am Arbeitsplatz ist kein allzu seltenes Phänomen; Amors Pfeil trifft doch häufiger zwischen den Bürostühlen hindurch, als man meinen möchte. Kein Wunder: Gelegenheit macht eben auch Liebe, und Kollegen, die sich rund acht Stunden am Tag sehen, sind deshalb auch nicht selten in Versuchung, diese Beziehungen etwas zu vertiefen. Allerdings gehen rund 50 Prozent der Bürolieben auch wieder in die Brüche. Und das Scheitern einer Beziehung am Arbeitsplatz stellt die Beteiligten meist vor eine große Herausforderung. Denn unweigerlich wird man sich in Zukunft auch weiter begegnen, und deshalb muss man einen Weg finden, wie man langfristig mit dieser Situation umgeht.
Aktuelle Jobangebote
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir die männliche Form (generisches Maskulinum), z. B. „der Mitarbeiter“. Wir meinen immer alle Geschlechter im Sinne der Gleichbehandlung. Die verkürzte Sprachform hat redaktionelle Gründe und ist wertfrei.
Veronika ist Redakteurin und Content-Managerin. Sie hat Kommunikationswissenschaften, Arbeits- und Organisationspsychologie sowie Französische Sprachwissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität in München studiert und ist bereits über 15 Jahre journalistisch in Print und online unterwegs. Für careeasy – Dein Karriere-Magazin von stellenanzeigen.de recherchiert und schreibt Veronika zu Themen rund um Studium & Ausbildung, Karriere, Gesundheit im Job und Arbeitsrecht.