Job-Klischee Lehrer: Schlabberpulli und Kaffeeflecken?
Zerbeulte Ledertaschen, Kaffeeflecken auf den Arbeitsblättern und komische, schrullige Ticks. Lehrer haben oft mit allen möglichen Vorurteilen und Klischees zu kämpfen, die sich in unseren Köpfen festgesetzt haben. Doch was davon ist wirklich wahr? Hier sind die fünf größten Klischees, die man sich als Lehrer öfter anhören muss.
Inhaltsverzeichnis
1. Lehrer haben ständig frei
Klischee: Nachdem die Schulglocke das Ende des Unterrichts einläutet, heißt es „Feierabend“ für die Lehrer. Während die Schüler Hausaufgaben erledigen und lernen müssen, können sich Lehrer einen entspannten Nachmittag machen und faulenzen. Sommerferien für die Schüler bedeutet Urlaub für die Lehrer. Den bekommen sie natürlich geschenkt.
Wahrheit: Auch Lehrer haben ihre Pflichtstunden, die erfüllt werden müssen und die je nach Schulart und Bundesland unterschiedlich sind. In Bayern sind das an Grundschulen beispielsweise 29 Pflichtstunden pro Woche, am Gymnasium sind es 24 Stunden. Das ist allerdings nur die Zeit, in der sie unterrichten müssen. Ihre tatsächliche Arbeitszeit liegt deutlich darüber, denn der Unterricht muss sowohl vor- als auch nachbereitet werden. Dazu kommen Fortbildungen und Elterngespräche, die ebenfalls zeitaufwendig sind. Die wöchentliche Arbeitszeit im öffentlichen Dienst für Beamte beläuft sich in Bayern auf 42 Stunden – dies gilt auch für Lehrer. In Wahrheit liegt diese aber oft sogar deutlich darüber.
Ferien sind zwar unterrichtsfreie Zeit, was allerdings nicht heißt, dass Ferien automatisch Urlaub für die Lehrer bedeuten. In Bayern liegt der Urlaubsanspruch für Lehrer bei 30 Tagen. Während der Ferien bereiten Lehrer den Unterricht vor und nutzen die Zeit für Fortbildungen. Je nachdem, was für eine Funktion der Lehrer hat, können auch weitere Aufgaben anfallen.
2. Lehrer verdienen zu viel
Klischee: Als Lehrer hat man quasi einen Halbtagsjob, zwölf Wochen Urlaub und bekommt dabei auch noch ein extrem hohes Gehalt und eine sichere Rente. Für das, was sie leisten, werden Lehrer viel zu gut bezahlt. Sie sind alle Beamte und profitieren von den steuerlichen Vorteilen.
Wahrheit: Zwar sind tatsächlich fast alle Lehrer in Deutschland verbeamtet, doch es gibt auch etwa 200.000 Lehrer, die keine Beamte, sondern Angestellte sind. Sie verdienen daher oft weitaus weniger. Lehrer an Grund- und Mittelschulen sind der Besoldungsgruppe A12 zugeordnet, Realschul- und Gymnasiallehrer starten mit A 13. Als Studiendirektor an einem Gymnasium schafft man es sogar bis A 15. Laut Bundesbesoldungsgesetz beginnt die monatliche Vergütung bei A 12 mit 2.559,53 Euro. Bei A 15 sind es 3.903,77 Euro. Zu viel für diesen Beruf? Wohl kaum.
3. Lehrer sind faul
Klischee: Lehrer sind Beamte und Beamte sind … richtig: faul! Sie verwenden immer wieder dieselben Unterlagen, um möglichst wenig Arbeit zu haben. Auf den Unterricht haben sie eigentlich gar keine Lust, was man ihnen auch anmerkt. Ständig sehen sie auf die Uhr und hoffen, dass die Schulglocke endlich läutet, sie Ruhe von den Kindern oder Jugendlichen haben und es sich zuhause mit einem Glas Wein gemütlich machen können.
Wahrheit: Wie in jedem Beruf gibt es solche und solche Menschen. Entgegen diesem Vorurteil haben wir allerdings glücklicherweise genügend Lehrer, die ihrer Arbeit mit Leidenschaft nachgehen und die sich viele Gedanken darum machen, wie sie ihren Schülern das Wissen bestmöglich vermitteln können.
4. Lehrer sind alt und schrullig
Klischee: Schlabberpulli, Kaffee- und Kreideflecken auf den Klamotten. Lehrer sind generell steinalt und legen keinen Wert auf ihr Aussehen. Junge Lehrer sind eine rare Spezies, die man selten antrifft. Die männlichen Lehrkräfte laufen in abgewetzten Kordhosen und mit kaputten Ledertaschen herum, die Frauen tragen grundsätzlich Brille, einen strengen Dutt und altbackene Schnittmuster in hässlichen Farben.
Wahrheit: Auch hier gilt dasselbe: Es gibt verschiedene Arten von Lehrern. Diejenigen, die sich gut kleiden, und diejenigen, die sich nicht viel um Mode scheren – was beides auch auf die Schüler zutrifft. Im Gegensatz zu anderen Ländern wie England gibt es in Deutschland keine Schuluniformen oder einen Dresscode. Dass Lehrer im Schnitt eher älter sind, ist allerdings nicht nur ein Klischee, sondern die Wahrheit. Etwa 60 Prozent der Pädagogen an weiterführenden Schulen in Deutschland sind über 50 Jahre alt.
5. Um Lehrer zu werden muss man studieren
Klischee: Wer Lehrer werden will muss ganz klar Lehramt an einer Universität studieren. Ohne Studium und akademischen Abschluss hat man keine Möglichkeit, Lehrer oder Lehrerin zu werden.
Wahrheit: Stimmt – allerdings gibt es eine Ausnahme. Als Berufsschullehrer kannst du unter gewissen Umständen sehr wohl auch ohne Lehramtstudium arbeiten, wenn du dafür andere Qualifikationen mitbringst. Für einen Quereinstieg benötigst du einen Meistertitel in einem Berufszweig und mehrere Jahre Berufserfahrung. Zudem wird eine einjährige wissenschaftliche Ausbildung in deinem Fachbereich vorausgesetzt. Aber: Berufsschullehrer ohne akademischen Abschluss werden nur in Fächern eingesetzt, in denen aktuell akuter Lehrermangel besteht. Das sind derzeit beispielsweise Physik oder Elektrotechnik.
Mehr zum Quereinstieg als Berufsschullehrer kannst du hier nachlesen.
Fazit
Sieht man sich in verschiedenen Schulen um, findet man durchaus zahlreiche Lehrer und Lehrerinnen, die ihren Beruf mit Spaß und Leidenschaft ausüben und ihre Schüler begeistern. Sie sind gedanklich auch nach dem Schulende bei ihren Schützlingen und lieben es, sich neue Dinge einfallen zu lassen, um diese zu motivieren. Dass Lehrer viel Freizeit haben, ist ebenfalls nur ein Vorurteil, tatsächlich kommen viele auf über 50 Wochenstunden, weshalb Burnout keine Seltenheit ist.
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