Arbeiten nach dem Mutterschutz: Stillen in der Mittagspause?
Ein Kind bekommen und anschließend möglichst bald – eventuell sogar direkt nach dem Mutterschutz – arbeiten: Wie geht das? Egal, ob aus finanziellen Gründen oder aber, weil du einfach schnell wieder zur Arbeit gehen möchtest: Die Rückkehr an den Arbeitsplatz nach einer Geburt ist herausfordernd. Welche Aufgaben auf dich zukommen, liest du hier.
Inhaltsverzeichnis
Die Geburt eines Kindes ist ohne Frage eine der größten Zäsuren im Leben. Gefühlt ändert sich vieles, für manche fast alles – das bisherige Leben wird so ziemlich auf den Kopf gestellt. Doch wie lassen sich Beruf und Karriere mit einem Kind vereinbaren? Jede Familie trifft bei diesem Thema ihre individuellen Entscheidungen. Diese sind abhängig von der wirtschaftlichen Ausgangslage der Familie, der Höhe der jeweiligen Gehälter in der Partnerschaft, der Betreuungssituation und den Wünschen und Vorstellungen an das eigene Leben.
Was ist der Unterschied zwischen Mutterschutz und Elternzeit?
Wichtig ist zunächst, sich über den Unterschied zwischen Mutterschutz und Elternzeit klar zu werden.
Der Großteil der werdenden Mütter entscheidet sich ja bereits während der Schwangerschaft, nach der Geburt des Kindes Elternzeit zu nehmen. Das heißt, dass sie beruflich zunächst eine etwas längere Pause einlegen, nicht oder nur geringfügig arbeiten gehen und sich auf das Familienleben konzentrieren. Insgesamt stehen dir und auch deinem Partner bis zu 36 Monate Elternzeit zu, die bis zum achten Geburtstag des Kindes genommen werden können – aber nicht genommen werden müssen. Während der Elternzeit bleibt das Arbeitsverhältnis bestehen, es ruht quasi. Am Ende hast du wieder Anspruch auf deine vorab geleistete Arbeitszeit.
Achtung: Es besteht ein besonderer Kündigungsschutz während der Elternzeit. Und du darfst während der Elternzeit sogar bis zu 32 Wochenstunden in Teilzeit arbeiten.
Alles rund um Elterngeld und Elterngeld Plus erfährst du in diesem Artikel
Wiedereinstieg nach der Elternzeit: So geht`s
Der Mutterschutz hingegen ist ein gesetzlich fixierter Schutzrahmen speziell für Mütter. Er ist keine frei wählbare Option, sondern der Mutterschutz greift automatisch, sobald du schwanger bist.
Zeitlicher Rahmen des Mutterschutzes:
- 6 Wochen vor Geburt
- 8 Wochen nach Entbindung
- 12 Wochen nach Entbindung bei medizinischen Frühgeburten, Mehrlingsgeburten oder auf Antrag auch bei Geburt eines behinderten Kindes
Während des Mutterschutzes darfst du gar nicht arbeiten. Das hat auch seinen guten Grund: Eine Geburt ist kein Spaziergang, sondern eine schwere körperliche Herausforderung. Nach der Geburt muss sich auch dein Körper langsam „rückbilden“. Zudem finden hormonelle Veränderungen in deinem Körper statt, die du sicherlich spüren wirst. Dein Körper stellt sich in den meisten Fällen auf das Stillen des Babys ein – und auf deine neue Rolle als Mutter.
Und schon jetzt wird klar: Nach der Geburt schnell wieder zu arbeiten ist für Mütter eine ganz andere Herausforderung als für Väter. Bei allem Wunsch nach Gleichberechtigung und Gleichstellung stellt sich die Jobrückkehr in der Praxis für Mütter einfach ganz anders dar. Denn viele Mütter stillen ihr Baby, und allein schon dieser Umstand macht eine schnelle Rückkehr an den Arbeitsplatz kompliziert.
Egal, welche Gründe dich dazu bewegen, schnellstmöglich nach dem Mutterschutz zu arbeiten: Du wirst einige Hürden zu überwinden haben. Eines ist sicher – „Organisation“ wird dein zweiter Vorname werden.
Die körperliche Veränderung
Zunächst einmal hast du mit den körperlichen Folgen der Schwangerschaft und der Geburt zu kämpfen. Frühestens acht Wochen nach der Entbindung kannst du wieder arbeiten gehen. Je nach Verlauf der Geburt kann es allerdings sein, dass du zu dieser Zeit noch mit deutlichen gesundheitlichen Nachwehen zu kämpfen hast. Diese können sein:
Beckenbodenprobleme: Gegen Ende der Schwangerschaft hat dein Bauch sehr viel Gewicht, und er senkt sich langsam nach unten. Die Belastung auf deinem Beckenboden nimmt durch die immer schwerere Gebärmutter zu. Bei einer herkömmlichen Entbindung wird der Beckenboden dann stark gedehnt. Die meisten Frauen haben deshalb in den Monaten nach der Geburt mit Beckenbodenproblemen zu kämpfen. Oftmals ist eine Folge davon vorübergehende Inkontinenz. Keine Sorge, mit speziellem Beckenbodentraining bekommt man das wieder in den Griff. Aber es kann dauern. Entsprechende Rückbildungskurse sollte man frühestens 6-8 Wochen nach der Geburt beginnen.
Allgemeine Kraftlosigkeit: Für den Körper ist eine Entbindung enorm anstrengend. Geburten können zudem sehr unterschiedlich verlaufen: Manche Frauen halten nach zwei Stunden Wehen bereits ihr Kind in den Armen, andere quälen sich durch schmerzhafte 48 Stunden, bis es so weit ist. Oder der Kaiserschnitt: Das ist eine richtig große OP. Je nach Ausmaß der Strapazen braucht der Körper Zeit, sich anschließend zu regenerieren. Joggen, Fitnesssport usw. rücken da erstmal in weite Ferne. Der Alltag ist oftmals Herausforderung genug. Musst du in deinem Job viel stehen, kann das zu Beginn äußerst anstrengend für dich werden. Aber: Auch das Sitzen kann schwierig sein. Die meisten Frauen haben Geburtsverletzungen wie Dammrisse oder Dammschnitte, und die müssen erst mal verheilen.
Milcheinschuss: Hormonell fährt der Körper Achterbahn. Es gibt Frauen, die mit Wochenbettdepressionen zu kämpfen haben. Ist das der Fall, wirst du nicht in der Lage sein, gleich wieder nach dem Mutterschutz arbeiten zu gehen. Aber auch wenn es dir mental gut geht: Der Körper bereitet sich nun auf das Stillen vor und du hast mit spannenden Brüsten und eventuell Milchüberschuss zu kämpfen. Die Milch will raus, und das kann entweder zu peinlichen Situationen führen oder extrem schmerzhaft werden. Und: Viele Mütter haben vor allem zu Beginn der Stillzeit mit Brustentzündungen zu kämpfen.
Organisation der Kinderbetreuung
Klar ist: Dein Baby ist jetzt noch sehr klein. Musst oder willst du schon wieder in die Arbeit gehen, braucht es eine andere, sehr zuverlässige, enge Bezugsperson, die es umsorgt. Im Idealfall wird das dein Partner sein, oder vielleicht die Oma des Kindes. Spätestens jetzt machst du Bekanntschaft mit deinem ständigen Begleiter für das nächste Jahrzehnt: dem schlechten Gewissen der berufstätigen Mutter.
Deshalb ist es umso wichtiger, dass du dein Kind in guten Händen weißt. Achte darauf, dass dein Baby jetzt bei einem Menschen ist, dem du absolut vertraust, und der diese Aufgabe auch gerne übernimmt. Machst du dir diesbezüglich Sorgen, wird der Arbeitstag zur Tortur.
Kinderkrippen nehmen Kinder in der Regel frühestens ab einem Alter von 4 Monaten auf. Viele Einrichtungen starten auch erst mit sechsmonatigen Kindern.
Stillen in der Mittagspause?
Nach der Geburt stellt sich die Frage: Brust oder Flasche? Manchmal hat man auch keine Wahl, weil es mit dem Stillen einfach nicht klappt. Klar ist: Als Mutter von einem Baby, das die Flasche bekommt, bist du auf jeden Fall im Alltag leichter zu ersetzen. Die Flasche kann auch der Vater oder eine andere Betreuungsperson geben.
Als stillende Mutter merkst du sicher schnell: Den Stillrhythmus gibt dein Baby vor, nicht du und schon gar nicht dein Arbeitgeber. Das ist im Arbeitsumfeld natürlich problematisch. Gerade sehr kleine Babys trinken oftmals extrem unregelmäßig. Es kann sein, dass dein Nachwuchs an manchen Tagen am liebsten jede Stunde einen Milchsnack einnehmen möchte, der dafür dann eben nur 5 Minuten dauert.
Auf jeden Fall muss man zu Beginn damit rechnen, dass Babys alle 2 bis 4 Stunden die Brust brauchen.
Wie soll das gehen?
Es gibt hierzu sogar gesetzliche Vorschriften:
Der Arbeitgeber hat eine stillende Frau auf ihr Verlangen während der ersten 12 Monate nach der Entbindung für die zum Stillen erforderliche Zeit freizustellen, mindestens aber zweimal täglich für eine halbe Stunde oder einmal täglich für eine Stunde (§ 7 Abs. 2 Mutterschutzgesetz).
Im Vorteil sind hier auf jeden Fall Frauen, die einen sehr kurzen Arbeitsweg haben – oder im Homeoffice tätig sein können. Dann ist es möglich, diese Stillpausen in den Arbeitstag zu integrieren. Manche Mütter, die direkt nach dem Mutterschutz arbeiten, lassen sich das Kind auch zum Stillen ins Büro bringen, wenn es dort einen geschützten Rückzugsraum gibt. Auf jeden Fall muss die Bezugsperson, die auf dein Baby aufpasst, dazu bereit sein, mit dem Kind spontan vorbeizukommen. Das kann unter Umständen mit einem bereits hungrigen, brüllenden Baby etwas anstrengend werden.
Fazit
Mütter, die acht Wochen nach der Entbindung wieder an ihren alten Arbeitsplatz zurückkehren, müssen sich in der Regel viel Kritik anhören. Aber egal welche Beweggründe sie dazu führen: Der Arbeitsalltag als frisch gebackene Mutter mit kleinem Baby ist extrem fordernd und kräftezehrend, sowohl körperlich als auch mental. Spürt man, dass man dem Ganzen nicht mehr gerecht werden kann, ist es auf jeden Fall besser, sofort die Reißleine zu ziehen und sich zu überlegen, welche Alternativen es gibt – auf privater Betreuungsseite oder aber beruflich.
Quellen:
bmfsfj.de, sueddeutsche.de, haufe.de
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