Architekt – Baumeister unserer Zeit
Für viele ist es der Traumjob schlechthin: Architekt. Kreativ sein, eigene Ideen konkret umsetzen und am Schluss das Produkt seiner Arbeit vor Augen sehen zu können – das hört sich nach einer perfekten und erfüllenden Tätigkeit an. Wie sieht die Realität aus? Alles zu Ausbildungswegen, Arbeitsmarkt, Karrierechancen und Entwicklungsmöglichkeiten dieses spannenden Berufs.
Inhaltsverzeichnis
Was macht ein Architekt?
Tätigkeitsprofil
Welche Aufgaben hat ein Architekt? Er entwirft und baut Gebäude. Seine wesentliche Aufgabe ist die Planung von Bauwerken, die je nach Vorhaben geografischen, ökologischen, kulturellen sowie sozialen Aspekten gerecht werden muss. Darüber hinaus übernimmt er die Bauleitung, koordiniert Gewerke, überwacht die Einhaltung von Terminen und behält den Überblick sowie die Kontrolle über ein Bauvorhaben und auch dessen finanziellen Rahmen. Multitasking ist also angesagt.
Anforderungen
Eines ist sicher: Als Architekt musst du vielfältige Begabungen mitbringen. Dazu zählen unter anderem:
- Talent zum Zeichnen. Auch wenn heute alles automatisiert abläuft und Skizzen mithilfe spezieller Zeichen-Software am PC angefertigt werden: Jeder Architekt sollte mit ein paar Bleistiftstrichen einen Entwurf erstellen können. Nicht wenige Architekten haben übrigens vor ihrem Studium eine Ausbildung als Bauzeichner absolviert.
- Ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen. Um Bauwerke und Räume zu entwerfen, musst du eine gute räumliche Vorstellungskraft besitzen. Ansonsten läufst du Gefahr, dass deine späteren Entwürfe aussehen wie die Bauwerke von Numerobis aus den Asterix-Comics.
- Mathematisches Grundverständnis. Wer Häuser konstruiert, hat viel mit Zahlen zu tun: Längen- und Breitenangaben, Volumenberechnungen, Statik. Mathematik und auch Physik (zum Beispiel Stoff- und Materialkunde) sollten Fächer sein, in denen du dich zuhause fühlst. Mit Zahlen zu jonglieren, gehört zu deinem Job. Schließlich trägst du nach Abschluss des Studiums meist den Titel eines Ingenieurs.
- Jede Menge Kreativität. Je nachdem, in welchem Bereich du später tätig sein wirst, wird von dir auch jede Menge künstlerischer Input gefordert. Nicht selten entspricht das Selbstbild eines Architekten eher dem eines Künstlers als dem eines Gebäude-Konstrukteurs. Es ist auf jeden Fall von Vorteil, wenn dich zumindest hin und wieder die Muse küsst.
- Sinn für Budgetkalkulation. Bauwirtschaft heißt auch Kostenkalkulation. Bauherren bzw. Auftraggeber erwarten von einem Architekten, dass er ihnen einen realistischen finanziellen Rahmen für ihr Bauvorhaben nennt. Du musst dich also auch mit nackten Zahlen, Personalkosten usw. beschäftigen. Ein gewisser Realitätsbezug sollte dir also nicht fern liegen.
Gute Allgemeinbildung
Hast du gedanklich fünf Häkchen gesetzt bei diesen geforderten Begabungen? Dann könnte der Beruf des Architekten tatsächlich das Richtige für dich sein. Wichtig ist auch, dass du über eine gute Allgemeinbildung verfügst und vielseitig interessiert bist. Denn Aspekte wie Sicherheitstechnik, Brandschutz, Energieeinsparung, erneuerbare Energien, Barrierefreiheit und bezahlbares Wohnen fallen ebenso in das Aufgabengebiet eines Architekten.
Ausbildungsweg
Studium
Wer Architekt werden will, muss einen akademischen Abschluss vorweisen können, sprich es geht an die Hochschule. Architektur kannst du an vielen deutschen Fachhochschulen und Universitäten studieren. Es gibt Bachelorstudiengänge, die 6 oder 8 Semester dauern, und anschließend besteht die Möglichkeit einen Master anzuhängen. Wichtig ist: Egal, welche Studienart du wählst, nach Abschluss des Studiums bist du noch kein Architekt! Hier kommt eine Besonderheit dieser Berufsgruppe zum Tragen.
Berufsbezeichnung Architekt
In Deutschland ist Architekt bzw. Architektin eine geschützte Berufsbezeichnung. Wer sich offiziell so nennen möchte, muss eine Eintragung in der Architektenliste der Architektenkammer vorweisen können. Architektenkammern sind in Deutschland auf Länderebene geregelt. Zugangsvoraussetzung, um solch einen Eintrag erwirken zu können, ist allerdings eine mindestens zweijährige praktische Berufserfahrung. Sprich du musst nach deinem Studienabschluss zunächst einmal zwei Jahre in einem Architekturbüro arbeiten und dir Praxiserfahrung in den verschiedenen Leistungsphasen eines Projekts aneignen, bevor du bei der jeweiligen für dich zuständigen Architektenkammer einen Antrag stellst. Zuständig ist für dich immer die Kammer, in deren Einzugsgebiet du deinen Hauptwohnsitz und deinen Beschäftigungsort hast.
Achtung: Viele Architektenkammern wie beispielsweise die Architektenkammer NRW setzen als Zugangsvoraussetzung voraus, dass du ein mindestens vierjähriges Studium absolviert hast. Sechssemestrige Bachelorstudiengänge reichen dafür nicht aus! In dem Fall musst du auf jeden Fall noch den Master dranhängen, falls du später als Architekt arbeiten willst. Solange du nicht in die Architektenliste einer Kammer eingetragen bist, darfst du nur den Abschlusstitel deines Studiengangs führen, also zum Beispiel „Bachelor of Science of Architecture“, „Master of Engineering“ oder früher „Diplom-Ingenieur Architektur“.
Möchtest du später dein eigener Herr sein und planst die Gründung eines eigenen Architekturbüros, musst du übrigens zwingend bei deiner Architektenkammer gelistet sein. Das ist in diesem Fall Voraussetzung für den Sprung in die Selbstständigkeit.
Ähnliche Studiengänge
Verwandte Studiengänge sind beispielsweise Städtebau und Stadtplanung oder Urbanistik, Bauingenieurswesen, Innenarchitektur oder Landschaftsarchitektur. Die Schwerpunkte bei diesen Studiengängen sind allerdings anders gelegt als beim klassischen Architekturstudium. Deshalb ist es wichtig, dass du dir vor der Wahl deines Studienfachs genau überlegst, in welchem Bereich und als was du später arbeiten willst. Während ein Innenarchitekt beispielsweise mehr mit Design und Ästhetik zu tun hat, fokussiert sich ein Bauingenieur auf die statischen und wirtschaftlichen Aspekte von Bauwerken, oftmals auch im Hoch- und Tief- oder Verkehrswegebau.
Beschäftigungsmöglichkeiten
Hast du dein Studium abgeschlossen, kannst du dir also eine Anstellung in einem Architekturbüro suchen. Berücksichtige dabei unbedingt den Bereich, in dem dein zukünftiger Arbeitgeber unterwegs ist. Denn hier gibt es große Unterschiede: So kannst du zum Beispiel bei einem Hausbauunternehmen, das Fertighäuser für den Einfamilienhausbau entwirft und baut, als Architekt angestellt sein, oder aber bei einem renommierten Berliner Architekturbüro, das als nächsten Auftrag den Bau eines großen Museums in Berlin oder eines Konzertsaals in München an Land zieht. Sicher ist dir bereits während des Studiums klar geworden, in welche Richtung es vom Aufgabenprofil her für dich gehen soll. Im Idealfall hast du das im Rahmen eines Praktikums während des Studiums für dich herausgefunden.
Nachdem um die Jahrtausendwende der Arbeitsmarkt für Architekten sehr düster aussah, hat sich dies in den letzten Jahren aufgrund des anhaltenden Baubooms zum Glück gewandelt. Anfang der 2000er hatten Architektur-Absolventen kaum eine Chance, eine Anstellung zu finden, und mussten mit Einstiegsgehältern um die 2000 Euro rechnen. Das hat sich geändert: Momentan sind Architekten sehr gefragt, es werden deutlich bessere Gehälter gezahlt, und es gibt auch erkennbar mehr Anstellungsangebote für all diejenigen, die Familie und Beruf unter einen Hut bringen müssen.
Neben der Möglichkeit, in einem Architekturbüro als angestellter Architekt zu arbeiten oder ein eigenes Büro zu gründen, kommen auch der öffentliche Dienst oder die gewerbliche Wirtschaft als Arbeitgeber infrage. So sind Architekten auch in Landratsämtern oder bei der Stadtverwaltung tätig. Zudem beschäftigen größere Firmen in der Bauwirtschaft Architekten.
Bund Deutscher Architekten
Auch im Bereich Architektur gibt es übrigens Berufsverbände. Ein ganz spezieller Berufsverband in Deutschland ist der BDA, der Bund Deutscher Architekten. Vielleicht ist dir schon aufgefallen, dass manche Architekten das Kürzel „Architekt BDA“ im Namen führen. Das Besondere daran: Im BDA kann man nur Mitglied werden, wenn man vom Verband dazu berufen wird. Es ist also eine große Ehre, als Architekt BDA gelistet zu sein. Aktuell gibt es ca. 5.000 BDA-Mitglieder, die sich über diese Ehre freuen dürfen. In den illustren Kreis geladen wird in der Regel, wer vom Verband als „besonders qualifiziert“ eingestuft wird. In diese Kategorie fällst du zum Beispiel, wenn du mit herausragenden Leistungen im Bereich des Städtebaus bzw. der Architektur aufwarten kannst oder einen Preis bei einem renommierten Architektur-Wettbewerb ergattern konntest.
Fazit
Architekt ist ein spannender, abwechslungsreicher und kreativer Beruf mit Bodenhaftung. Gute Voraussetzungen für diese Betätigung bringst du mit, wenn du gut zeichnest, technisch begabt und mathematisch interessiert bist und ein Faible für Design und Gestaltung hast. Wer als Architekt arbeiten will, muss zunächst ein Studium dieser Fachrichtung absolvieren und anschließend mindestens zwei Jahre als Angestellter in einem Architekturbüro gearbeitet haben. Dann kannst du in die Architektenkammer deines Bundeslands aufgenommen werden und darfst den Titel „Architekt“ führen.
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