Auf der Suche nach… Büroroutine
So langsam trauen sie sich wieder raus aus ihren gemütlichen Home-Office-Burgen: die gewöhnlichen Büroangestellten. Vorsichtig planen sie die Wiederbesiedelung ihres Arbeitsplatzes, googlen aus Angst vor erhöhter Virenbelastung im öffentlichen Nahverkehr die schnellste Autoroute ins Büro und bügeln die zwei schicksten Masken auf, für ihren Wiedereintritt ins öffentliche Leben. Kurz noch das Fläschchen mit Desinfektionsmittel in den Rucksack gepackt und los geht’s: Ab ins Getümmel – ähh, nein, natürlich einfach nur ab ins Büro.
Regelwerk contra Routine
Dort angekommen macht sich Unsicherheit breit: Maskenpflicht im Treppenhaus – ja oder nein? Mundschutz am Arbeitsplatz, wo jetzt unerwarteterweise doch der Mitarbeiter am Schreibtisch nebendran auch erschienen ist? Und bitte schön alle Fenster auf Durchzug stellen, der Lüftung halber. Hoffentlich erkälte ich mich nicht – kratzt es da etwa schon ganz leicht im Hals?
Um Himmels willen, jetzt taucht am Ende des Ganges auch noch die liebe Bürokollegin auf, die man so lange nicht gesehen hat und die man gerne herzlich begrüßen würde – aber Hilfe, die breitet doch nicht etwa schon ihre Arme aus?
Spontaner Fluchtreflex.
Ja, die Rückkehr an den Arbeitsplatz ist alles andere als einfach. Überall Regeln, Vorschriften, Vorgaben – und seinen gesunden Menschenverstand hat man ja in den meisten Fällen auch noch mit im Gepäck. Was darf man? Wie viel Kontakt ist erlaubt? Und davon abgesehen: Wie viel Kontakt bzw. Nähe will man? Da kann einem schon mal schnell schwindlig werden im Alltag, wenn so viele Regularien aufeinandertreffen – seien sie nun juristisch vorgegeben oder einfach nur moralisch in jedem selbst begründet.
Logisch, dass da im Zusammentreffen auch der eine oder andere infektionsschutztechnische Fauxpas unterläuft. Und dass sich daraus auch Konflikte am Arbeitsplatz ergeben, wenn die Vorstellungen über das „richtige“ Verhalten zu weit auseinanderliegen. Was da am besten hilft, ist eine gesunde Portion Gelassenheit im Umgang miteinander. In einem freundlichen Ton lassen sich die unterschiedlichen Positionen sicher ganz gut ausloten, sodass jeder sein für ihn „sicheres“ Plätzchen im Büroalltag findet. Getreu dem Motto „leben und leben lassen“, aktueller denn je.
Aber da könnte man doch mal…
Ich persönlich merke aber auch, dass bei mir eine große Zahl an Vorschriften scheinbar tief verschütteten Ungehorsam weckt: Plötzlich erwacht da so ein kleiner Funke ungeahnter Rebellion. Still und heimlich beschließt dieser, es nächste Woche einfach mal zu machen, sich zu trauen, es zu versuchen – aber nur, wenn keiner schaut: einmal die frisch angebrachten Markierungen am Boden, die für genügend Abstand sorgen sollen, in umgekehrter Pfeilrichtung zu laufen.
Aber natürlich nur nach Dienstschluss, wenn auch sicher keiner mehr im Büro ist. Fremdgefährdung quasi ausgeschlossen. Einfach mal so, nur so für mich. Und nur um zu sehen, dass es noch geht – so ein bisschen Selbstbestimmung.
Eure Veronika
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Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir die männliche Form (generisches Maskulinum), z. B. „der Mitarbeiter“. Wir meinen immer alle Geschlechter im Sinne der Gleichbehandlung. Die verkürzte Sprachform hat redaktionelle Gründe und ist wertfrei.
Veronika ist Redakteurin und Content-Managerin. Sie hat Kommunikationswissenschaften, Arbeits- und Organisationspsychologie sowie Französische Sprachwissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität in München studiert und ist bereits über 15 Jahre journalistisch in Print und online unterwegs. Für careeasy – Dein Karriere-Magazin von stellenanzeigen.de recherchiert und schreibt Veronika zu Themen rund um Studium & Ausbildung, Karriere, Gesundheit im Job und Arbeitsrecht.