#FehlamPlatz: Berufswechsel – wie geht das in Deutschland?
Stellt man fest, dass man sich bei der Berufswahl vertan hat und im falschen Beruf feststeckt, ist das erst mal ein Drama. Denn wie geht das überhaupt: ein Berufswechsel? Wir haben die Infos für dich.
Inhaltsverzeichnis
Bevor du den Schritt eines Berufswechsels gehst, musst du dir einen längeren Denkprozess gönnen. Im deutschen Arbeitsmarkt spielen Abschlüsse eine große Rolle, und auch das Ausbildungssystem ist hierzulande sehr klar durchstrukturiert. Das soll natürlich die Qualität der Ausbildungen und Abschlüsse sicherstellen, es lässt jedoch zugleich relativ wenig Flexibilität bei Wechselwünschen zu. Das heißt: Fast in allen Berufen musst du eine abgeschlossene Ausbildung oder einen Studienabschluss nachweisen. Hierzulande sind Quereinstiege ohne entsprechende Qualifikation eine Seltenheit und oftmals auch gar nicht möglich, da viele Berufsbezeichnungen geschützt sind.
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Wer also nochmal in einem komplett neuen Beruf arbeiten will, muss in der Regel eine entsprechende Ausbildung vorab absolvieren. In einigen Fällen reicht auch eine Umschulung aus. Eine neue Ausbildung, eine Umschulung oder ein neues Studium kosten viel Zeit, in der Regel mehrere Jahre. Während dieser Zeit verdienst du nichts oder nur relativ wenig. Das musst du wirklich wollen und dir auch leisten können. Deshalb solltest du vorab gut überlegen, ob du deinen Beruf wirklich komplett wechseln möchtest, oder ob du deinem Berufsleben vielleicht durch eine neue Branche oder einen anderen Tätigkeitsbereich eine Wendung geben kannst.
Der Weg in den neuen Beruf
Hast du dich aber dazu entschlossen, deinem alten Beruf den Rücken zu kehren, blickst du besser mutig voran. Du hast einige Hürden zu bewältigen, doch am Ende lockt die Erfüllung in deinem Traumberuf. Und dafür sollte es (fast) nie zu spät sein.
Folgende Schritte helfen dir dabei, deinen Berufswechsel zu strukturieren.
Schritt 1: Was will ich?
Warum jemand seinen erlernten Beruf an den Nagel hängen möchte und neu durchstarten will, ist individuell verschieden. Doch egal, aus welchen Gründen man sich zu einem Wechsel entschließt: Du musst wissen, was du eigentlich willst. Nur eine diffuse Unzufriedenheit im alten Job reicht dafür nicht aus.
Je konkreter du herausfindest, was du möchtest und wie du dir deine zukünftige Arbeit vorstellst, desto besser. Vielleicht weißt du ja schon genau, in welchem Job du landen willst. Falls nicht, beantworte für dich folgende Fragen:
- Was ist mir besonders wichtig in meinem Job? Welche Werte sollten gelebt werden und was will ich dazu beitragen?
- Welche Hauptaufgaben stelle ich mir für meinen Tätigkeitsbereich vor?
- Wie sieht mein zukünftiger Arbeitstag aus?
- Wie sollte mein Arbeitsplatz gestaltet sein, damit ich mich wohlfühle?
- In welcher Branche bzw. welchen Branchen kann ich mich sehen?
In dieser Phase der Selbstfindung gibt es viele Hilfsangebote, die man zur Inspiration nutzen kann. Dazu zählen nicht nur Gespräche mit Familie, Freunden und Bekannten, sondern beispielsweise auch Angebote der Bundesagentur für Arbeit. Auf der Website der Agentur findet sich ein spannendes Tool, mithilfe dessen man in Erfahrung bringen kann, in welche anderen Berufe Menschen mit exakt deinem Beruf gewechselt sind. Das ist nicht nur interessant, sondern kann einen auch auf wirklich gute berufliche Alternativen bringen. Mitunter stößt man bei dieser Recherche auch auf passende Berufsbilder, von denen man gar nicht wusste, dass es sie gibt.
Wer es ganz professionell angehen möchte, der kann sich auch an eine spezielle Coaching-Agentur oder einen privaten Jobcoach wenden. Das kostet natürlich Geld, kann dich aber durchaus weiterbringen. In diesem Fall wird ein Experte ganz individuell gemeinsam mit dir daran arbeiten, deine Wünsche und Vorstellungen zu konkretisieren und letztendlich einen passenden Job zu finden.
Artikel-Tipp:
#FehlamPlatz: Wie finde ich den richtigen Job? Tipps vom Jobcoach
Schritt 2: Was ist realistisch und welche Möglichkeiten gibt es?
Hast du für dich festgelegt, in welche berufliche Richtung es gehen soll, musst du realistisch werden. Informiere dich jetzt ganz genau darüber, welche Rahmenbedingungen dir dein neuer Job vermutlich bieten wird.
Notiere dir die Antworten auf folgende Fragen:
- Wie viel Geld wirst du ungefähr verdienen?
- Kannst du voraussichtlich in deinem gewünschten zeitlichen Umfang tätig sein (z.B. Teilzeit)?
- Lässt sich der Job mit deinem Privatleben vereinbaren?
- Wie sehen die Chancen dieses Berufsbild aktuell auf dem Arbeitsmarkt aus?
Hast du deinen Traumjob auf diese Art und Weise mit der Realität abgeglichen, müsste sich dein Beruf, der wirklich zu dir passt, langsam, aber sicher herauskristallisieren.
Ganz konkret gibt es in Deutschland drei Möglichkeiten, seinen Beruf noch einmal zu wechseln und einen Neustart zu wagen: Entweder, du machst eine Umschulung nach § 1, Absatz 5 des Berufsbildungsgesetzes, oder du qualifizierst dich über diverse Weiterbildungen für einen neuen Job. Variante drei: Du startest noch einmal komplett bei Null und beginnst eine normale Ausbildung bzw. ein Studium ganz von vorne.
Klassische Umschulung
Die klassische Umschulung kann bis zu zwei Jahre dauern. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass du bereits einen gewissen beruflichen Background vorweisen kannst. Du musst entweder
- eine abgeschlossene Berufsausbildung haben,
- oder mehrjährige Berufspraxis nachweisen können,
- oder aber mindestens sechs Semester studiert haben.
Geförderte Umschulung
Immer wieder gibt es speziell geförderte Umschulungsmaßnahmen von der Bundesagentur für Arbeit. In der Regel führen diese in Berufe, die aktuell auf dem Arbeitsmarkt stark nachgefragt sind und unter großem Fachkräftemangel leiden. Das heißt, für diese Berufsbilder sind die Jobaussichten top.
Oftmals gibt es in diesen Bereichen deutlich kürzere Umschulungsmöglichkeiten und zudem eine finanzielle Unterstützung während der Umschulungsmaßnahme. Beispiele hierfür sind unter anderem aktuell die Altenpflege, der Erziehungssektor oder aber die Verkehrsbranche, Stichwort Lokführer. In letzterem Fall bieten oftmals sogar die Unternehmen, bei denen die Umschulung stattfindet, die Übernahme der Kosten an, da sie händeringend nach Personal suchen. Die berufliche Veränderung wird dir dadurch erheblich leichter gemacht.
Weiterbildung
Wer nicht komplett sein Aufgabenfeld wechseln möchte, ist mit einer Weiterbildung gut beraten. Diese baut auf deinen ersten Berufs- bzw. Studienabschluss auf und befähigt dich, in einer anderen Branche oder einer anderen Position tätig zu werden. Ein gewisser Bezug zu deiner bisherigen Tätigkeit bleibt dabei jedoch in den meisten Fällen bestehen. Es handelt sich also nicht wirklich um einen kompletten Berufswechsel.
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Schritt 3: Rahmenbedingungen klären und Unterstützung holen
Wer bislang als Einzelkämpfer im Berufsfindungsdschungel unterwegs war und sich erfolgreich seine Schneise durch das Informationsunterholz geschlagen hat, sollte spätestens jetzt zum Teamplayer werden und sich Hilfe holen. Wo? Deine erste Anlaufstelle ist die Bundesagentur für Arbeit.
Schon klar, für viele ist dieses Amt ein rotes Tuch. Man denkt sofort an Bürokratie, lange Wartezeiten, komplizierte Anträge, Missverständnisse und einfach nur Zeitverschwendung. Aber stopp: Beim Thema Berufswechsel verschenkst du eventuell bares Geld, wenn du dich nicht mit der Bundesagentur in Verbindung setzt.
Tatsächlich solltest du ganz konkret abklären, ob es für deinen Umschulungswunsch Fördermöglichkeiten gibt. Das Angebot hierzu ist nicht sehr übersichtlich, und deshalb musst du persönlich und berufsbezogen nachfragen – hierbei können sich für dich attraktive Wege auftun. Denn die Finanzierung während der Umschulung ist eine der wichtigsten Fragen überhaupt. Ist sie nicht gegeben, scheitern die Pläne für den Jobwechsel schließlich komplett. Denn natürlich ist ein Berufswechsel immer mit einem gewissen finanziellen Risiko verbunden.
Gründe für einen Berufswechsel
Gerade deshalb sollte man sich den Wechsel auch wirklich gut überlegen. Unzufriedenheit am Arbeitsplatz allein reicht sicherlich als Wechselgrund nicht aus. Da müssen in der Regel mehrere Aspekte zusammenkommen, die dazu führen, dass man sich in seinem alten Job nicht mehr sieht und sich auf die Suche nach neuen Herausforderungen begibt.
Warum möchten Menschen in der Mitte ihres Lebens noch einmal den Beruf wechseln?
Gründe dafür gibt es viele:
- Unzufriedenheit im aktuellen Job
- Berufsunfähigkeit in der oder durch die alte Tätigkeit
- Keine Chance auf dem aktuellen Arbeitsmarkt
- Lebensumstände und alter Job sind nicht mehr vereinbar (zum Beispiel Kinder im Haushalt, Alleinerziehende in einer Schichtdienst-Tätigkeit, plötzliche Pflege von Angehörigen muss übernommen werden etc.)
- Wunsch nach Veränderung bzw. Suche nach Erfüllung
Fazit
Welcher Grund auch immer zu der Entscheidung zum beruflichen Neuanfang geführt hat, es ist auf jeden Fall möglich – auch in Deutschland. Zugegebenermaßen ist es hierzulande nicht so leicht, seinen Beruf zu wechseln. Ausbildungs- oder Universitätsabschlüsse sind in der Regel die Voraussetzung, um bestimmte Berufe ausüben zu können. Doch es gibt Umschulungsmaßnahmen, die zu den gewünschten Abschlüssen führen. Oftmals ist eine finanzielle Förderung durch die Agentur für Arbeit möglich. Wichtig ist immer, sowohl die eigenen Wünsche als auch die Realität beim Berufswechsel miteinander in Einklang zu bringen.
FAQ
In Deutschland gibt es drei Wege, seinen Beruf zu wechseln: Du kannst noch einmal eine komplett neue Ausbildung oder ein Studium von vorne beginnen, du kannst eine Umschulung machen oder aber du nimmst an einer Weiterbildung teil.
Bei der Bundesagentur für Arbeit gibt es verschiedene finanzielle Förderprogramme für bestimmte Umschulungen und Qualifizierungsangebote. In der Regel werden solche Umschulungen gefördert, die zu Berufen führen, in denen aktuell ein akuter Fachkräftemangel herrscht.
Gründe, auch später im Leben noch einmal einen neuen Beruf zu erlernen, gibt es viele: Unzufriedenheit im Job, Wunsch nach Veränderung und Selbstverwirklichung, Berufskrankheiten, fehlende Vereinbarkeit von Familie und Beruf, geringe Chancen auf dem Arbeitsmarkt im aktuellen Job, etc.
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Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir die männliche Form (generisches Maskulinum), z. B. „der Mitarbeiter“. Wir meinen immer alle Geschlechter im Sinne der Gleichbehandlung. Die verkürzte Sprachform hat redaktionelle Gründe und ist wertfrei.
Veronika ist Redakteurin und Content-Managerin. Sie hat Kommunikationswissenschaften, Arbeits- und Organisationspsychologie sowie Französische Sprachwissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität in München studiert und ist bereits über 15 Jahre journalistisch in Print und online unterwegs. Für careeasy – Dein Karriere-Magazin von stellenanzeigen.de recherchiert und schreibt Veronika zu Themen rund um Studium & Ausbildung, Karriere, Gesundheit im Job und Arbeitsrecht.