Du bist in deinem Job hoffnungslos unterfordert, und das quantitativ oder qualitativ? Du hast meistens zu wenig zu tun, und die wenigen Tätigkeit haben keinerlei Faszination für dich? Langeweile regiert dein Berufsleben? Wenn du mittlerweile aus Scham dazu übergegangen bist, den geringen Arbeitsanfall zu vertuschen, hast du mit vielen Boreout-Geplagten etwas gemeinsam. Bei diesem Syndrom werden Mitarbeiter aus Langeweile und Unterforderung krank – und diese Krankheitssymptome plagen sie häufig auch in der Freizeit und im Urlaub.

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Die Diagnose Boreout

  • Wer an einem Boreout leidet, fühlt sich in seiner Arbeit fachlich unterfordert und kann die eigenen Kompetenzen nicht einbringen. Das ausgeprägte Desinteresse des Mitarbeiters an seiner Arbeit kann dazu führen, dass ihm selbst bei den einfachsten Aufgaben schwerwiegende Fehler passieren. Häufig erkennt der Vorgesetzte dann nicht, dass der Mitarbeiter eigentlich unterfordert war und traut ihm keine schwierigeren Aufgaben zu. Tatsächlich ist es so, dass wir geistig abbauen, wenn wir nicht gefordert werden: Ein gut ausgebildeter, intelligenter Mitarbeiter stumpft im falschen Job ab.
  • Studienergebnisse besagen, dass das langfristige Fehlen von Dopamin und Serotonin – zwei Botenstoffen, die ausgeschüttet werden, wenn wir eine Situation erfolgreich bewältigt haben – nicht nur zu einer schlechten Laune führt, sondern darüber hinaus auch zu Gedächtnislücken, Konzentrationsstörungen und Müdigkeit.
  • Den Weg in die ICD-10 hat die Diagnose Boreout noch nicht gefunden. Geht man also mit dieser Erkrankung zum Arzt, kann beispielsweise eine Anpassungsstörung mit vorwiegend depressiver Symptomatik diagnostiziert werden.

Welche Warnsignale weisen auf ein beginnendes oder bestehendes Boreout-Syndrom hin?

Achte auf folgende Punkte:

  1. Man erledigt während der Arbeitszeit immer mehr Privates.
  2. Man verspürt der Arbeit gegenüber Desinteresse, Unterforderung oder Langeweile.
  3. Man gaukelt den Kollegen und Vorgesetzten vor, man hätte viel Arbeit zu erledigen.
  4. Erschöpfungszustände nach der Arbeit, obwohl es nicht viel Arbeit gab.
  5. Den tieferen Sinn in der Arbeit sucht man vergeblich. Man fühlt sich deswegen unglücklich.
  6. Die vorhandene Arbeit wird gestreckt, sodass langsamer als eigentlich nötig gearbeitet wird.
  7. Am liebsten würde man den Job wechseln, man hat „innerlich gekündigt“.

Eine Anmerkung hierzu: Vor allem die Punkte 2, 5 und 7 dürften besonders verbreitet sein, ohne dass es sich gleich um ein Boreout-Syndrom handeln muss, sondern vielmehr einfach um Unzufriedenheit mit der aktuellen Position. Deshalb würden wir die restlichen Punkte stärker gewichten.

Was die genannten Warnsignale (vor allem Punkt 5) zeigen: Beschäftigte mit monotonen Arbeitsvorgängen sind besonders gefährdet, an Boreout zu erkranken.

Die Folgen chronischer Langeweile und Unterforderung

Aufgrund des Gefühls, nichts geleistet zu haben und deshalb nichts wert zu sein, kann eine Depression entstehen. Auch chronische Rückenschmerzen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen können die Konsequenz des unfreiwilligen Nichtstuns sein. Weitere Quellen nennen zudem Schlafstörungen und Zwangsstörungen.

Zwischenfazit: Das Beschwerde-Bild des Boreouts ähnelt also dem des Burn-outs, auch wenn die zugrundeliegenden Ursachen komplett verschieden sind.

Puzzleteile
Bildquelle: www.istockphoto.com / tadamichi

Was Arbeitnehmer tun können

Sprich, auch wenn du dich damit möglicherweise bei deinen Arbeitskollegen unbeliebt machst, das Problem bei deinem Vorgesetzten an. Es kann sogar sein, dass die Arbeit im Team ungleich verteilt ist und dir der eine oder andere Kollege dankbar dafür ist, dass du das Thema angesprochen hast und damit zur Entlastung anderer beiträgst.

Beispiel: Ein Realschulabsolvent beginnt eine Lehre als Bürokaufmann. Gleich am Anfang seiner Berufsausbildung fällt ihm auf, dass er nur sehr wenig Arbeit bekommt. Er fragt im zweiten Stock seines Ausbildungsbetriebs nach, ob ihm die Kollegen Arbeit abgeben können. Die Kollegen sind dankbar dafür, dass sie nun weniger Überstunden machen müssen.

Im ungünstigeren Fall kann es jedoch sein, dass selbst der Vorgesetzte um den Umstand des geringen Arbeitsanfalls weiß und es ihm unangenehm ist, dass du dich daran gestört fühlst.

Dazu ein Beispiel: Eine Studentin arbeitet als Sommeraushilfe bei einer Behörde. Sie hat damit gerechnet, mit vielen spannenden Aufgaben betraut zu werden, doch das Gegenteil ist der Fall: Von den 7 Stunden, die sie täglich arbeitet, ist sie gerade einmal 2 Stunden mit der eigentlichen Arbeit beschäftigt. Als sie das Problem anspricht, wird sie von ihrem direkten Vorgesetzten dazu aufgefordert, sich Bücher von der Uni mit in die Arbeit mitzunehmen oder das Internet privat zu nutzen. „Es muss halt jemand da sein für den Fall, dass Arbeit kommt“, bekommt sie zu hören. Was für viele andere wie ein Traum klingt, beschert der Studentin ein schlechtes Gewissen. Von Tag zu Tag wird sie depressiver und ihre Arbeitsbereitschaft nimmt ab.

Eine andere Fallkonstellation liegt vor, wenn es zwar Arbeit gibt, diese jedoch todlangweilig ist:

Ein studierter Biologe, der auf dem Arbeitsmarkt vorübergehend keine passende Stelle gefunden hat, arbeitet zum Broterwerb in einer Fabrik. Stets versucht er, Interesse an der Arbeit vorzutäuschen. Die Arbeitsabläufe sind jedoch monoton, sodass er den Eindruck hat, immer mehr abzustumpfen. Es schleichen sich jeden Tag neue Fehler in seine Tätigkeit ein, obwohl er für die Stelle ja eigentlich überqualifiziert ist.

In den genannten Fällen handelte es sich jeweils um bestimmte Situationen in der Arbeit, die nicht leicht zu ändern und keinesfalls so gewollt sind. Doch können „Arbeitsentzug“ und die Zuteilung langweiliger Arbeiten auch als Mobbing-Instrumente eingesetzt werden:

Gezielte Unterforderung als Mobbing-Instrument

  • Wie belastend es sein kann, keine Arbeit in der Arbeit zu haben – um diesen Umstand wissen viele leitende Angestellte oder weisungsbefugte Kollegen, die versuchen können, eine Person aus dem Betrieb „herauszumobben“. Ist eine Person aus unterschiedlichen Gründen unbeliebt, kann es dazu kommen, dass man ihr oder ihm absichtlich zu wenig oder möglichst langweilige Arbeit zuweist, in der Hoffnung, die Person würde von sich aus kündigen.
  • Eine andere Ursache für ein Zuwenig an Arbeit kann darin liegen, dass die bisherigen Arbeitsresultate der Person in ihrer Qualität zu wünschen übrig ließen. Anstatt offen zu kommunizieren und der Person zu sagen, was sie besser machen kann, wird die Arbeitskraft auf „Arbeitsentzug“ gesetzt.
  • Doch nicht immer kann eine böse Absicht hinter zu wenig Arbeit stecken: Zu groß strukturierte Teams können daran schuld sein, dass es für den Einzelnen zu wenig Arbeit gibt, oder der individuelle Arbeitsanfall kann sich so gestalten, dass ein Großteil der Aufgaben langweilig ist.
Frau langweilt sich im Job Boreout
Bildquelle: www.istockphoto.com / stockfour

Was Arbeitgeber tun können

  • Auf die direkte Frage „Macht Ihnen Ihre Arbeit Spaß?“ wird man als Arbeitgeber kaum eine ehrliche Antwort erwarten können, wenn der Angestellte wirtschaftlich auf die Stelle angewiesen ist. Häufig wird jedoch durch die Art, wie Arbeit erledigt wird, deutlich, dass die Person keinen Spaß daran hatte.
  • Eine ehrlichere Antwort kann man sich erhoffen, wenn man die folgende Frage stellt:Welche Arbeiten würden Sie denn gern übernehmen?„. Hier wird der Mitarbeiter Tätigkeiten nennen, die er gern ausführt.
  • Von Arbeitgebern sollte versucht werden, die Talente der einzelnen Mitarbeiter herauszufinden und diese entsprechend einzusetzen. Auch sollte jeder Arbeitgeber oder Vorgesetzte einen guten Überblick darüber haben, welche Tätigkeiten von wem ausgeführt werden. Nur so kann eine sinnvolle quantitative Verteilung der Arbeit stattfinden.
  • Weitere sinnvolle Maßnahmen, die bei Mitarbeitern einem Boreout vorbeugen können, können das Erlauben von Homeoffice oder flexibler Arbeit sein. Als Arbeitgeber sollte man daran denken, dass Selbständige wesentlich seltener an einem Boreout-Syndrom erkranken. Das kann daran liegen, dass man als Selbständiger selbstbestimmter arbeiten kann und nichts Sinnloses aufgezwungen bekommt.

Fazit

Ein erfülltes Berufsleben ist wichtiger Lebensbestandteil eines jeden Menschen. Ist man beruflich unzufrieden und erhält für die eigenen Leistungen kein Lob, entsteht eine massive Unzufriedenheit. Den eigenen Job aufgrund eines Boreouts ersatzlos zu kündigen, ist für die meisten Menschen schon aus finanziellen Gründen nicht möglich.

Bevor man dem Boreout mit psychiatrischer Behandlung auf die Pelle rückt, sollte man alles Erdenkliche versuchen, um sich aus der bedrückenden Situation zu befreien, denn es ist viel besser, die Ursache zu beseitigen als deren Konsequenzen: Kann mit dem Arbeitgeber oder dem Vorgesetzten geredet werden? Ist es möglich, weitere oder andere Aufgaben zu bekommen? Besteht die Möglichkeit, die Stelle zu wechseln? Auch wenn sich keine kurzfristigen Chancen ergeben, kann man lange am Ball bleiben, die Stellenanzeigen durchforsten und sich bewerben.

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