Der richtige Umgang mit Kritik: Dos and Don’ts
Du warst so begeistert von der Umsetzung deines neuen Projekts und konntest es kaum erwarten, es endlich allen vorzustellen. Doch im Meeting stellt sich heraus, dass nicht jeder in deinem Team deine Begeisterung mit dir teilt. Die gut gemeinten Änderungsvorschläge deiner Kollegen wertest du als Kritik an deiner Person, weshalb du etwas zu aufbrausend wirst. Schließlich möchtest du deine großartige Idee verteidigen und allen dein Engagement beweisen. Wenn andere dann behaupten, dass du „absolut nicht kritikfähig“ bist, kannst du das überhaupt nicht nachvollziehen. Denn wer recht hat, der darf dies doch wohl auch klarstellen. Oder? Tatsächlich kann es aber für deine berufliche Karriere durchaus schädlich sein, wenn du mit konstruktiver Kritik nicht richtig umgehen kannst.
Inhaltsverzeichnis
Warum das so ist und wie du Kritikfähigkeit trainieren kannst, lernst du in diesem Artikel.
Warum wir nicht kritikfähig sind
Wenn wir große Ziele haben und beruflich etwas erreichen wollen, bemühen wir uns sehr darum, alles richtig zu machen. Wird unsere Arbeit dann von anderen kritisiert, reagieren wir oft sehr emotional, da wir dies als einen persönlichen Angriff sehen. Grund dafür ist ein geringes Selbstbewusstsein, das sich schnell in so einer Situation zeigt. Je geringer das Selbstbewusstsein, desto schneller fühlen wir uns angegriffen und verletzt.
Unser innerer Kritiker, der sowieso immer etwas zu meckern hat, wird durch die Kritik der anderen nur noch mehr bestätigt. So stellen wir plötzlich unsere ganze Person in Frage und haben Angst davor, nicht angenommen und abgelehnt zu werden. Deshalb reagieren wir abwehrend und versuchen, uns zu rechtfertigen. Was jedoch dazu führt, dass wir nicht aus unseren Fehlern lernen, sondern sie verleugnen.
Menschen dagegen, die einen hohen Selbstwert haben, lassen Kritik an sich abprallen, nehmen sie jedoch an und akzeptieren sie mit einem gesunden Abstand zu ihrer Person. Doch Vorsicht: Oft ist ein übersteigertes Selbstbewusstsein nur gespielt und zeugt von noch größerer Unsicherheit. Diese Menschen lassen Kritik gar nicht erst an sich rankommen und sind unfähig, sie anzunehmen.
Tipps im Umgang mit Kritik
Um deine Kritikfähigkeit zu trainieren solltest du dir erst einmal über dein alltägliches Verhalten bewusst werden. Hierbei ist es wichtig, dass du verstehst, wie der falsche und wie dagegen der richtige Umgang mit Kritik aussieht.
So geht es nicht:
Ablehnung
Dein Gegenüber äußert Kritik und du gehst sofort in Abwehrhaltung. Ganz egal, was er sagt, du hörst ihm gar nicht richtig zu, sondern schiebst seine Argumente von dir, ohne über diese nachzudenken.
Nicht ausreden lassen
Kaum spürst du, dass dich jemand kritisieren möchte, unterbrichst du diese Person sofort. Dich interessiert nicht, was sie zu sagen hat, und du willst es überhaupt nicht wissen. Deshalb verhinderst du, dass sie ihre Kritik überhaupt aussprechen kann, und fällst ihr während der Diskussion immer wieder ins Wort.
Gegenangriff
Auch konstruktive Kritik ist für dich ein Angriff auf deine Person, weshalb du sofort zum Gegenangriff ansetzt. Was auch immer dein Gesprächspartner dir gegenüber vorbringt, du greifst es auf und beziehst es auf ihn. Und dabei ist dir gar nicht bewusst, dass du mit deiner destruktiven Kritik niemanden weiterbringst.
Rechtfertigungen
„Aber…“ – so beginnt jeder Satz bei dir, der auf die Kritik des Anderen folgt. Du möchtest deine Idee, dein Verhalten oder dein Projekt mit allen Mitteln verteidigen, koste es, was es wolle. Dass andere vielleicht Vorschläge haben, die dir weiterhelfen könnten, blendest du vollkommen aus.
Beleidigt sein
Dein Kollege hat im Meeting gegen dich gestimmt und jetzt sprichst du schon zwei Tage nicht mehr mit ihm. Du erwartest eine Entschuldigung, Reue und Einsicht von ihm, doch bis jetzt kam nichts. Dass dein Verhalten dem deiner Kinder im Trotzalter gleicht, merkst du nicht.
Alles zu Herzen nehmen
Nachts drehst und wendest du dich und denkst über die Worte nach, die dein Chef heute Morgen zu dir gesagt hat. Du fühlst dich wie der totale Versager und zweifelst an deiner Kompetenz, obwohl du sonst meist überschwänglich gelobt wirst. Über die zahlreichen erfolgreich abgeschlossenen Projekte kannst du dich gerade nicht freuen, weil du viel zu sehr damit beschäftigt bist, dich gedanklich niederzumachen.
Fehler auf andere schieben
„Aber, er…“ – Im Zweifel ist immer der Andere schuld. Selbst wenn die geäußerte Kritik ganz klar dich betrifft, schiebst du sie von dir und auf deinen Kollegen. Wenn dieser sich gegen deine Anschuldigungen wehrt, ist ganz einfach er derjenige, der mit Kritik nicht umgehen kann.
Einfach zustimmen
Dein Chef ist von deiner Idee nicht überzeugt und kritisiert ein paar Punkte. Da du keinen Ärger haben möchtest, stimmst du ihm einfach zu, ohne ihm sachlich und neutral zu erklären, was du dir dabei gedacht hast und wieso diese Idee eventuell doch sehr wertvoll für ihn sein könnte.
Und so geht’s richtig:
Zuhören und ausreden lassen
Der Gegenüber tut dir seine Meinung kund, und anstatt ihn zu unterbrechen und zu versuchen, ihm deine Meinung aufzudrängen, hörst du ihm aktiv zu und lässt ihn ausreden. Und zwar nicht nur, weil du höflich sein möchtest, sondern weil dich seine Sichtweise interessiert und du versuchen willst, sie nachzuvollziehen.
Kritik annehmen
Hat dein Gesprächspartner nun ein paar Kritikpunkte genannt, mit denen er durchaus recht hat, hast du die Stärke, dies ihm und auch dir selbst einzugestehen. Anstatt dem Kritiker zu widersprechen, stimmst du ihm in diesen Punkten also zu und versprichst, das Besprochene umzusetzen.
Hinterfragen
Die Punkte, die du nicht nachvollziehen kannst, hinterfragst du. Du möchtest vom Gegenüber genau wissen, was er damit meint und wieso er so denkt. Anstatt direkt auf Abwehrhaltung zu gehen, lässt du ihn die Sache genauer erklären und versuchst ihn dadurch besser zu verstehen.
Nicht persönlich nehmen
Du weißt, dass du nicht als Person kritisiert wirst, sondern dass das Gesagte einzig und allein deine Arbeit betrifft. Diese muss auch nicht unbedingt schlecht sein, vielleicht gibt es aber ein paar Verbesserungsmöglichkeiten. Selbst wenn deine Idee den anderen überhaupt nicht gefällt heißt das noch lange nicht, dass sie dich als Mensch ablehnen.
Entschuldigen
Manchmal tun wir Dinge und denken nicht daran, dass diese für andere negative Effekte haben. Sollte in einem Gespräch deutlich werden, dass du mit deinem Verhalten jemandem geschadet hast, entschuldigst du dich ehrlich. Auch wenn sich in einer Diskussion herausstellt, dass du die ganze Zeit unrecht hattest, besitzt du die Stärke, dies zuzugeben.
Eigene Meinung kundtun
Du akzeptierst die Meinung der anderen, hast aber auch deine eigene. Wenn du in gewissen Punkten einfach nicht zustimmen kannst, machst du dies deinem Gesprächspartner auch deutlich, bleibst dabei jedoch sachlich, konstruktiv und offen für neue Ideen.
Kritik als Chance sehen
Niemand wird gerne kritisiert, doch du weißt, dass dir genau dieser Meinungsaustausch eine große Chance bietet, dich weiterzuentwickeln. Wenn du die Aussage des Kritikers annimmst und reflektierst, kannst du dich immer weiter verbessern. Oft haben andere wertvolle Punkte zu deiner Idee beizutragen, die das Projekt vorantreiben können. Die Meinung anderer ist dir wichtig, denn dir ist klar, dass deine Meinung nicht immer die richtige sein muss.
Verbesserungsvorschläge machen
Gut, dein Team ist noch nicht ganz so überzeugt von deiner Idee. Ein paar Dinge sind ausbaufähig, sagen sie. Anstatt diese Dinge nun mit Haut und Haar zu verteidigen, bringst du konstruktive Verbesserungsvorschläge und bist auch offen für die Vorschläge der anderen. Wichtig ist das Projekt selbst und nicht deine persönliche Meinung.
Sich selbst verzeihen können
Der innere Kritiker kann ziemlich grausam sein und oft bringt er dich dazu, an allem zu zweifeln, vor allem an dir selbst. Doch du hast gelernt, dir selbst zu verzeihen, wenn mal etwas schief geht. Du weißt, dass du nicht perfekt sein musst und dass du Fehler machen darfst, genauso wie jeder andere. Deshalb akzeptierst du deine Niederlage, lernst daraus und machst es nächstes Mal einfach besser. Schließlich hast du aus deinen Fehlern gelernt und weißt die Kritik der anderen positiv umzusetzen.
Fazit
Wie wir reagieren, wenn wir kritisiert werden, sagt viel über unser Selbstbewusstsein aus. Je mehr wir an diesem arbeiten, desto leichter fällt es uns, positiv mit konstruktiver Kritik umzugehen. In der Berufswelt ist es wichtig, einen gewissen Abstand zwischen die eigene Arbeit und sich selbst zu bringen und so weniger emotional, dafür sachlich zu reagieren und das Feedback der anderen als Chance, statt als persönlichen Angriff zu sehen. So gelingt es uns, souverän mit Kritik umzugehen und bestmöglich auf die Situation zu reagieren.
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Marina ist Redakteurin, Content-Managerin & Autorin. Sie hat Romanische Sprachen, Literatur & Linguistik an der Ludwig-Maximilians-Universität München studiert. Schreiben ist für sie nicht nur ein Beruf, es ist auch ihre große Leidenschaft. Für careeasy – Dein Karrieremagazin von stellenanzeigen.de schreibt Marina freiberuflich über Themen rund um Bewerbung, Karriere und Persönlichkeitsentwicklung.