Firmenwagen: 25 Fragen rund um das Thema
Ein Firmenwagen gehört für viele zum Traumjob dazu. Und Unternehmen wissen, dass sie ihr Image verbessern können, wenn ihre Mitarbeiter ein Geschäftsauto fahren. Doch jedem, der noch nie in seinem Leben einen Dienstwagen besessen hat, stellen sich bestimmte Fragen, die wir in diesem Artikel beantworten. Zum Schluss des Artikels geben wir dir Tipps, wie du deinen Chef davon überzeugst, dass es besser wäre, wenn du einen Firmenwagen hättest.
Inhaltsverzeichnis
Firmenauto: Das musst du wissen
1. Was ist ein Firmenwagen?
Ein Firmenwagen ist entweder ein Fahrzeug, das einem Arbeitnehmer von seinem Arbeitgeber zur Nutzung überlassen wird, oder ein Fahrzeug, das von einem Unternehmer verwendet wird und das seinem betrieblichen Bereich zugeordnet ist. Diese Unterscheidung bzgl. des Blickwinkels ist vor allem im Hinblick auf steuerliche Aspekte wichtig.
Es gibt keine exakten gesetzlichen Vorschriften, wie ein Dienstfahrzeug beschaffen sein muss. Es ist weder festgelegt, zu welchen Fahrzeugklassen ein Geschäftswagen gehören muss, noch, ob ein Firmenfahrzeug mit Werbung für den Betrieb versehen sein muss. Im Steuerrecht aber wird zwischen privaten und Firmenfahrzeugen unterschieden: Ein Auto wird zum notwendigen Betriebsvermögen eines Unternehmens gezählt, wenn es mindestens zu 50 % betrieblich genutzt wird.
2. In welchen Fällen ist ein Geschäftswagen sinnvoll?
Wer beruflich viel unterwegs ist – das können Sozialpädagogen im Außendienst sein, mobile Tierarztpraxen oder auch Handelsvertreter – profitiert von der Anschaffung eines Firmenfahrzeugs. Auf diese Art und Weise lässt sich Berufliches und Privates leichter trennen, und man verfügt über ein repräsentatives Vehikel. Besonders in Deutschland trägt es zum Prestige einer Person bei, wenn sie ein Firmenauto fährt. In vielen anderen Ländern wird einem Geschäftsauto wesentlich weniger Bedeutung beigemessen.
In großen Unternehmen ist es oftmals auch Zeichen einer bestimmten Hierarchiestufe, die man erlangt hat, wenn man einen Dienstwagen gewährt bekommt. Inzwischen gehen immer mehr Firmen dazu über, Hybrid- oder E-Autos als Geschäftswagen zu vergeben. Damit wollen sie zugleich ihr Umweltbewusstsein demonstrieren. Elektroautos und Hybridfahrzeuge profitieren als Dienstwagen zudem von erheblichen Steuervergünstigungen.
3. Kann ich darauf bestehen, einen Dienstwagen zu erhalten?
Das deutsche Arbeitsrecht sieht keine Verpflichtung für Arbeitgeber vor, ihren Angestellten Dienstwägen zur Verfügung zu stellen. Allerdings gilt, dass Mitarbeiter gleichgestellt werden müssen. Das bedeutet, dass Mitarbeiter in derselben Position gleich zu behandeln sind. In diesem Fall kannst du also darauf bestehen, einen Dienstwagen zu bekommen, und das sogar, wenn du neu eingestellt wurdest.
4. Wie kann ich meinen Chef davon überzeugen, mir ein Firmenauto zu geben?
- Argument 1: Du musst beruflich viel mit dem Auto fahren. Aufgrund der vielen Außendienststunden verliert dein eigenes Auto an Wert.
- Argument 2: Du könntest die Firma auf deinen Fahrten mit einem Firmenwagen besonders gut repräsentieren. Es ist förderlich für das Image des Unternehmens, wenn Geschäftspartnern oder auch Freunden gegenüber offensichtlich ist, dass du ein Firmenauto fährst.
- Argument 3: Du stehst auf der Karriereleiter schon recht weit oben. Ein teures Firmenauto würde deinen Stand auch nach außen repräsentieren.
- Argument 4: Das wohl stärkste Argument ist, dass dein Kollege, der auf derselben Karrierestufe steht wie du, ebenfalls ein Firmenauto hat. In diesem Fall kannst du eine Gleichbehandlung einfordern.
5. Darf ich mir aussuchen, welches Firmenfahrzeug ich bekomme?
Wenn es um die Auswahl eines Firmenwagens geht, kannst du auf jeden Fall Wünsche äußern. Ob diese allerdings berücksichtigt werden, hängt vom Ermessen deines Arbeitgebers ab. Pokere jedoch nicht zu hoch. Habt ihr euch geeinigt, kannst du die Art des Fahrzeuges oder die Klasse vertraglich festlegen lassen.
Regeln und Verbote rund um den Firmenwagen
6. Darf man einen Dienstwagen auch privat nutzen?
- Lies am besten in deinem Arbeitsvertrag nach und halte dich an die dort getroffenen Regelungen. Dort kann beispielsweise auch vereinbart sein, dass das Firmenfahrzeug nur im Inland oder nicht für Urlaubszwecke gefahren werden darf.
- Der Arbeitgeber ist nicht dazu verpflichtet, zu kontrollieren, ob du das Fahrzeug auch privat nutzt.
- Wer sein Firmenfahrzeug nicht nur für dienstliche Zwecke, sondern auch privat benutzt, muss dafür einen sogenannten geldwerten Vorteil versteuern. Auf diesen Aspekt wird weiter unten noch detailliert eingegangen.
7. Dürfen auch die Freundin oder der Ehemann das Geschäftsauto fahren?
Grundsätzlich darf das Firmenauto nur von dem Arbeitnehmer gefahren werden. Dies trübt für viele Arbeitnehmer die anfängliche Freude über das neue Fahrzeug, wenn man sich die Benutzung eines Firmenautos ursprünglich anders vorgestellt hat. Allerdings kann es vertragliche Ausnahmen von dieser Regelung geben.
8. Muss ich mein Firmenauto zurückgeben, wenn ich längere Zeit krank bin?
Ist man mehr als sechs Wochen am Stück krank, muss man seinen Dienstwagen wieder zurückgeben, falls dieser eingefordert wird.
Artikel-Tipp: Lohnfortzahlung im Krankheitsfall – wann und wie lange gibt es Geld?
9. Mutterschutz. Muss ich den Dienstwagen zurückgeben?
In Bezug auf die Gleichbehandlung von Männern um Frauen in Sachen Dienstfahrzeug hat der Gesetzgeber Fairness walten lassen: Während der Mutterschutzzeit dürfen Frauen ihr Firmenauto behalten. Das bedeutet: 6 Wochen vor und 8 Wochen nach der Geburt darfst du deinen Dienstwagen privat nutzen.
10. Was passiert mit dem Geschäftsfahrzeug in der Elternzeit?
Da du in der Elternzeit nicht arbeitest, kann der Arbeitgeber mit deren Beginn die Herausgabe des Dienstwagens verlangen. Es kann jedoch andere Vereinbarungen geben, etwa wenn du während der Elternzeit in Teilzeit tätig bist.
Solltest du den Dienstwagen während der Elternzeit behalten, wird dir dieser als Einkommen auf dein Elterngeld angerechnet. Aus finanzieller Sicht kann es deshalb Sinn machen, den Dienstwagen während einer Elternzeit zurückzugeben.
11. Welche Verbote und Gebote muss ich ansonsten beachten?
- Der Arbeitgeber kann dir fristlos kündigen, wenn du dein Firmenauto verleihst.
- Bei der Reinigung des Fahrzeugs in der Waschanlage musst du äußerste Vorsicht walten lassen und alle erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen treffen.
- Der Betrieb muss über jeden Schaden sofort informiert werden.
- Du musst den Luftdruck des Wagens regelmäßig prüfen.
- Halte dich an alle vertraglichen Vereinbarungen und sei stets vorsichtig beim Umgang mit dem Firmenfahrzeug.
Fragen zu Kosten und Versteuerung
12. Warum lohnt sich ein Firmenauto für jeden?
Wenn du zu den sparsamen Autofahrern gehörst, die sich privat lediglich Gebrauchtwagen anschaffen, solltest du bedenken, dass das Firmenauto dich auf den ersten Blick teurer kommen wird. Da das Unternehmen jedoch viele Kosten rund um das Fahrzeug bezahlt, wird dich ein Geschäftswagen insgesamt in den meisten Fällen weniger kosten als ein Gebrauchtwagen.
13. Welche Kosten übernimmt der Arbeitgeber?
Neben den Anschaffungskosten für das Fahrzeug übernimmt die Firma die Kosten für Winterreifen, Reparaturen oder Inspektion. Manchmal werden sogar die Spritkosten übernommen.
14. Fallen für ein Firmenauto in jedem Fall Steuern seitens des Arbeitnehmers an?
- Nein. Steuern musst du nur dann bezahlen, wenn du den Wagen privat nutzt. Allerdings wird das Finanzamt von vorneherein aufgrund des sogenannten Anscheinsbeweises annehmen, dass du den Firmenwagen auch privat nutzt, wenn eine Privatnutzung nicht vertraglich ausgeschlossen wurde. Solltest du in deiner Freizeit mit dem eigenen Auto, mit öffentlichen Verkehrsmitteln, dem Roller oder Fahrrad fahren, solltest du diesen Anscheinsbeweis dem Finanzamt gegenüber widerlegen.
- Handelt es sich um einen Wagen, der für eine private Nutzung nicht geeignet ist, wie etwa einen Transportwagen, fällt auch keine Steuer an.
15. Welche Kosten fallen für einen Dienstwagen an, der auch privat genutzt wird?
Es fällt Lohnsteuer auf den geldwerten Vorteil an. Daneben besteht für den geldwerten Vorteil grundsätzlich auch eine Sozialversicherungspflicht, sodass neben den Steuern auch Sozialabgaben abzuführen sein können. Wenn sich der Arbeitnehmer allerdings an den Kosten für die private Nutzung beteiligt, verringert sich der geldwerte Vorteil.
16. Welche Möglichkeiten gibt es zur Versteuerung?
Du kannst das Firmenfahrzeug entweder mit der Ein-Prozent-Regelung (eine pauschale Nutzungswertermittlung) oder mit dem Fahrtenbuch (individuelle Nutzungswertermittlung) versteuern. Fehlt ein Fahrtenbuch, geht das Finanzamt davon aus, dass du den Dienstwagen zu einem Prozent privat nutzt.
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Die Ein-Prozent-Regelung:
Diese Methode lohnt sich insbesondere für Mitarbeiter, die das Fahrzeug gern auch privat benutzen. Das Finanzamt berechnet pro Monat 1% des inländischen Bruttolistenpreises des Fahrzeugs als geldwerten Vorteil. Somit erhöht sich dein zu versteuerndes Einkommen um diesen Betrag. Außerdem gelten die Pendel-Fahrten zwischen deinem Zuhause und dem Arbeitsplatz als geldwerter Vorteil (das ist eine Sachleistung, die ein Mitarbeiter von seinem Arbeitgeber erhält), weshalb du pro Kilometer 0,03 % des Listenpreises versteuern musst (siehe hierzu auch unsere Finanztipps weiter unten).
Achtung: Auch dann, wenn es sich um einen Gebrauchtwagen handelt, gilt der Neupreis als Grundlage für die Ein-Prozent-Regelung.
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Das Fahrtenbuch/die Nachweismethode:
Bei dieser Methode werden private und dienstliche Fahrten notiert. Während bei privaten Fahrten die Kilometerzahl ausreicht, fordert das Finanzamt bei dienstlichen Fahrten vielfältige Infos: Neben dem Datum müssen auch der Kilometerstand, der Reisezweck (mit Nennung der Person, mit der man sich trifft) und das Fahrtziel festgehalten werden. Umwege oder Privatfahrten müssen gesondert erläutert werden. Von einer nachlässigen Führung des Fahrtenbuches sei abgeraten, da das Finanzamt im Zweifelsfall mehr Steuern berechnet.
17. Wovon hängen die Gesamtkosten für den Dienstwagen ab?
Je teurer der Anschaffungspreis eines Dienstwagens ist, desto teurer wird dich ein Firmenwagen kommen, da der Listenpreis die Basis für die Berechnung der Steuer darstellt. Wenn die Firma die Spritkosten nicht übernimmt, hängen die Gesamtkosten für das Fahrzeug auch davon ab, wie weit die Fahrten sind.
18. Wie kann man in Sachen „geldwerter Vorteil“ sparen?
- Erstattet dir die Firma die Fahrtkosten steuerfrei, so entfällt der geldwerte Vorteil.
- Benzinkosten mindern den geldwerten Vorteil.
- Für Elektroautos, die zwischen dem 1.1.2019 und 31.12.2030 gekauft oder geleast werden, muss generell nur der halbe Listenpreis angesetzt werden. Damit das auch für Hybridelektroautos gilt, darf entweder der Kohlenstoffdioxidausstoß pro gefahrenem Kilometer bei max. 50 Gramm liegen oder das Auto muss im ausschließlichen Elektrobetrieb eine bestimmte Mindestreichweite erzielen (40, 60 oder 80 Kilometer – je nach Datum der Zulassung).
Für reine Elektroautos oder Brennstoffzellenfahrzeuge gibt es noch eine Sondervergünstigung: Beträgt deren Brutto-Listenpreis nicht mehr als 60.000 Euro, so kann die Bemessungsgrundlage für den geldwerten Vorteil geviertelt werden und liegt dann nur noch bei 0,25 Prozent.
19. Wie wird das Fahrtenbuch in der Praxis geführt?
- Eintragungen dürfen im Nachhinein nicht mehr geändert werden. Excel-Tabellen für Fahrtenbücher wurden von Finanzämtern bereits abgelehnt.
- Elektronische Fahrtenbücher gibt es ab 600 €. Eine günstigere Alternative ist hier eine entsprechende App, wobei allerdings in jedem Fall geprüft werden muss, ob die App den Anforderungen genügt.
20. Kann ich beliebig zwischen der 1-%-Methode und dem Fahrtenbuch wechseln?
Nein, du kannst die Versteuerungsmethode nur zum Jahresende ändern. Eine Änderung unter dem Jahr ist nur möglich, wenn das Fahrzeug gewechselt wird. Tipp: Stimme die von dir gewählte Methode stets mit deinem Arbeitgeber ab.
21. Was muss ich beachten, wenn ich einen Unfall mit dem Dienstwagen baue?
Übernimmt die Firma die Reparaturkosten für das Fahrzeug, wertet das Finanzamt dies als geldwerten Vorteil, weshalb auf die Reparaturkosten Einkommensteuer erhoben wird.
Leasing und Verkauf
22. Lohnt sich das Leasing eines Geschäftswagens?
Für Unternehmen vorteilhaft beim Leasen von Firmenfahrzeugen ist, dass Kosten wie Leasingraten, Leasingsonderzahlungen oder laufende Betriebskosten sofort abgesetzt werden können. Letztere sind jedoch auch beim Kauf eines Autos absetzbar. Zudem können die Betriebsausgaben über sechs Jahre verteilt abgesetzt werden. Du kannst diese Kosten beim Kauf eines Autos also anders als beim Leasing nicht sofort absetzen. Wer beim Kauf eines Firmenfahrzeugs einen Kredit aufgenommen hat, kann zudem die Zinsen steuerlich absetzen.
23. Wann sollte ein Firmenfahrzeug verkauft werden?
Häufig entscheiden sich Arbeitgeber nach Ablauf der sechsjährigen Abschreibung für den Verkauf eines Firmenautos. Dabei gibt es jedoch juristische Dinge zu beachten. Wenn das Firmenfahrzeug zum Betriebsvermögen zählt – und das ist der Fall, wenn der Wagen zu mindestens 50 % betrieblich genutzt wurde –, muss der Gewinn, also die Differenz zwischen Verkaufspreis und Buchwert, versteuert werden. Um dem Finanzamt gegenüber geschickt argumentieren zu können, kann es Sinn machen, ein Sachverständigengutachten einzuholen.
24. Wann wird ein Firmenauto zum Privatvermögen, wann zum Geschäftsvermögen gezählt?
Wie erläutert, ist ein Geschäftswagen mit 50 % betrieblicher Nutzung dem Geschäftsvermögen zuzuordnen. Anders verhält es sich, wenn die betriebliche Nutzung unter 10 % liegt. In diesem Fall wird der Wagen automatisch dem Privatvermögen zugeordnet, und beim Verkauf fallen keine Steuern an. Liegt die betriebliche Nutzung zwischen 10 und 50 %, kann man frei wählen, ob man das Fahrzeug dem Privat- oder dem Geschäftsvermögen zuordnen möchte.
25. Gibt es eine gesetzliche Gewährleistungspflicht beim Verkauf an Privatpersonen?
Ja. Wer ein Geschäftsfahrzeug an eine Privatperson verkauft, muss berücksichtigen, dass der Verkäufer ganze zwei Jahre lang für Mängel haftet, die über einen normalen Verschleiß hinausgehen. Der Mangel muss jedoch bereits bei Übergabe des Fahrzeugs bestanden haben.
Fazit
Nur wenige Angestellte dürfen ein Firmenfahrzeug fahren; wer ein Auto bekommt, hängt nicht selten von der Car Policy des einzelnen Unternehmens ab. Bei kleineren Firmen erhalten häufig nur die Geschäftsführung sowie Außendienstmitarbeiter Firmenautos. Die Annahme eines Firmenwagen-Angebots macht auch für Sparfüchse Sinn. Anders als es sich vielleicht manche vorgestellt haben, ist ein Firmenwagen nicht nur mit Vorteilen, sondern auch mit Verpflichtungen, Kosten und Papierkram verbunden. Wer einen gebrauchten Firmenwagen fährt oder den Dienstwagen nur selten benutzt, für den lohnt sich das Fahrtenbuch. Wer hingegen gern privat mit dem Dienstwagen unterwegs ist, dem sei zur 1-%-Methode geraten.
Aktuelle Jobangebote
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir die männliche Form (generisches Maskulinum), z. B. „der Mitarbeiter“. Wir meinen immer alle Geschlechter im Sinne der Gleichbehandlung. Die verkürzte Sprachform hat redaktionelle Gründe und ist wertfrei.
Joana hat Germanistische Linguistik und Musikwissenschaft an der LMU studiert und ist als externe Redakteurin für careeasy – Dein Karriere-Magazin von stellenanzeigen.de tätig.