In Deutschland sind im Krisenjahr 2020 erstmals seit einigen Jahren die Gehälter der Beschäftigten im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Doch das hat sich in den Geldbeuteln vieler Arbeitnehmer (noch) gar nicht so stark bemerkbar gemacht. Verantwortlich dafür ist das Kurzarbeitergeld.

Weniger Gehalt während Corona

Das Statistische Bundesamt stellte im Rahmen seiner vierteljährlichen Verdiensterhebungen fest, dass die Reallöhne in Deutschland im Jahr 2020 um 1,1 Prozent gegenüber 2019 gesunken sind. Dieser Rückgang ist durchaus bemerkenswert: Denn erstmals seit Beginn der Erhebung im Jahr 2007 verringern sich die Nominallöhne damit im Vergleich zum Vorjahr.

Der Reallohn ist das Entgelt für geleistete Arbeit unter Berücksichtigung der Inflationsrate. Das heißt, er stellt einen Maßstab für die Kaufkraft der Löhne und Gehälter dar.

Einkommen sinkt, Preise steigen

Während der Nominallohnindex in Deutschland im Jahr 2020 um durchschnittlich 0,7 Prozent gegenüber 2019 gesunken ist, stiegen die Verbraucherpreise parallel an, und zwar um knapp 5 Prozent. Daraus ergibt sich die Reduzierung der Reallöhne um 1,1 Prozent zum Vorjahr.

Der Nominallohnindex beschreibt die Entwicklung der Bruttomonatsverdienste inklusive Sonderzahlungen. 

Kurzarbeit als Faktor

Als der Haupteinflussfaktor muss hier der großflächige Einsatz von Kurzarbeit gesehen werden. Denn Kurzarbeit senkt selbstverständlich die bezahlte Wochenarbeitszeit. Damit fällt auch der monatliche Bruttoverdienst deutlich geringer aus. Zwar konnten viele Arbeitnehmer durch das Kurzarbeitergeld die Höhe des Verdienstausfalls abfedern, doch dieses ist finanzpolitisch als Lohnersatzleistung und nicht als Lohn definiert. Dadurch schlägt es sich in den Verdienststatistiken nicht nieder.

Reduzierte Arbeitszeiten

Wie deutlich zeitweise die Arbeitszeiten reduziert wurden, hing stark von der jeweiligen Branche ab. Vor allem das Gastgewerbe wurde hart getroffen: Hier verzeichnet die Erhebung den stärksten Rückgang der bezahlten Wochenarbeitszeit. Sie ging um -19,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück. Gleich im Anschluss kommt der Wirtschaftszweig „Kunst, Unterhaltung und Erholung“ mit einer Differenz von -9,0 Prozent zu 2019. Am geringsten fiel der Rückgang in den Sektoren „Energieversorgung“ und „Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen“ mit je -0,4 Prozent aus.

Einfache Jobs härter getroffen

Erkennbar ist laut der Erhebung zudem, dass vor allem ungelernte oder angelernte Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen von einem höheren Verdienstrückgang betroffen waren. Er betrug bei ungelernten Kräften -1,6 Prozent, bei angelernten sogar -2,5 Prozent. Herausgehobene Fachkräfte hatten kaum Einbußen (-0,2 Prozent) zu verzeichnen. Angestellte in leitender Position konnten sogar einen minimalen Verdienstzuwachs (+0,2 Prozent) verbuchen.

Die Aussichten: Positiv?

Zumindest der Blick auf das letzte Quartal 2020 lässt einen leicht positiven Trend erkennen. Hier erholte sich die Verdienstentwicklung etwas. Viele Firmen sind spätestens zu diesem Zeitpunkt aus der Kurzarbeit ausgestiegen. Gegenüber dem 4. Quartal 2019 stieg der Reallohnindex um 0,4 Prozent. Der Nominalzuwachs betrug 0,2 Prozent und die Verbraucherpreise sind ganz leicht gesunken (-0,2 Prozent).

Fazit

Der Rückblick auf das vergangene Jahr zeigt, dass die Krise durchaus Auswirkungen auf den Reallohn der Arbeitnehmer hatte. Durch das Kurzarbeitergeld konnte hier einiges abgefedert werden. Natürlich bleibt aber abzuwarten, wie sich die immer wiederkehrenden Lockdowns unterschiedlicher Dauer auf unsere Wirtschaft und den deutschen Arbeitsmarkt langfristig auswirken werden.

Quelle: destatis.de

 


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