Haltung, Konzentration, Schwung holen, und: Abschlag! Oje, wo ist nur der verdammte Ball? Beim Golfspielen auf dem grünen Rasen dürften pro Spieler und Runde so einige Bälle verloren gehen, je nach Leistungsniveau natürlich. Nicht wenige davon landen aufgrund der hübsch abwechslungsreich gestalteten Golfanlagen in einem Teich oder See. Und hier kommt er ins Spiel: der Golfballtaucher.

Was macht ein Golfball-Taucher?

Manch ein Golf-Laie hat sich wohl schon öfter die Frage gestellt, warum zum Teufel fast immer ein kleiner See oder Teich auf dem Golfplatz liegt. Mitunter hat man das Gefühl. dass diese Gewässer die Golfbälle geradezu magisch anziehen. Ein Pitch mit etwas zu viel oder zu wenig Schwung ausgeführt, und der Ball wäre auf immer und ewig im Nass verschollen, gäbe es da nicht den Golfballtaucher. Wie sein Name schon sagt, holt er die versenkten Golfbälle wieder herauf. Dafür wirft er sich in eine Taucherausrüstung und begibt sich auf die Suche nach all den fehlgeleiteten Wurfgeschossen.

Als Golfballtaucher braucht man einen Neoprenanzug, Schwimmflossen, eine Atemmaske und Pressluftflaschen. In voller Montur geht es dann hinab in verschiedene Wasserhindernisse auf Golfplätzen, um nach verloren gegangenen Bällen zu fischen. Mit dabei hat der Taucher ein großes Netz, in dem er die gefundenen Bälle sammelt. Oftmals hat er mit sehr trübem Wasser und extrem schlechter Sicht zu kämpfen, das erschwert die Arbeit natürlich. Empfindlich was Schmutz angeht sollte man auch nicht sein: Zum Teil gleichen Golfballtaucher einem kleinen Seeungeheuer, wenn sie von einem Tauchgang in einem Gewässer mit viel Algenbewuchs und Schlingpflanzen zurückkommen.

Geschäftsidee

Der Beruf Golfballtaucher besteht schon viel länger in den USA als in Deutschland. Ursprünglich kamen wohl Taucher auf die Idee, sich hier eine kleine Einnahmequelle nebenbei zu sichern. Die Geschäftsidee funktioniert folgendermaßen: Der Golfballtaucher ist sozusagen selbstständig als Ich-AG tätig und fragt bei einem Golfplatz an, ob er dort tauchen gehen darf. Da er die gefundenen und heraufgetauchten Bälle selbst behält, säubert und anschließend auf eigene Faust meist via Internet wieder weiterverkauft, zahlt er dem Golfplatzbesitzer pro empor geholtem Golfball einen geringen Obolus. Nicht jeder Golfballtaucher verkauft jedoch auch direkt an den Endkunden. Es gibt mittlerweile auch Online-Portale, die gebrauchte Golfbälle von Tauchern ankaufen, diese selbst säubern und dann weiterverkaufen.

Auch bei Golfbällen gibt es Qualitätsunterschiede. Ein hochwertiger Markengolfball kann neu durchaus bis zu 5 Euro kosten. Bekommt man den beim Golfballtaucher für rund 1,50 Euro – zwar gebraucht, aber sauber gemacht und in einem tipp-topp Zustand – , greifen durchaus auch mal die Zahnarztgattin oder der Manager zu. Denn: Wer viel Golf spielt und kein 1-A-Profi ist, hat mitunter einen ziemlich hohen Golfball-Durchsatz im Jahr.

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Recycling-Gedanke

Der Recycling-Gedanke, der sich auch hinter der Wiederverwendung von Golfbällen verbirgt, liegt darüber hinaus im Trend. Unmengen von kleinen Kunststoffbällen einfach so in der Natur zu versenken, entspricht nicht unbedingt einem modernen Nachhaltigkeitsverständnis oder Umweltschutzansinnen. So gesehen tut der Golfballtaucher auch noch etwas für die Umwelt, indem er für eine maximale und sinnvolle Verwertung bereits produzierter Rohstoffe sorgt. Denn am Grunde des Sees nutzt der Golfball schließlich niemandem und wird schlicht und ergreifend nur zu Müll. Und diesen zu vermeiden bzw. die Natur von ihm zu säubern, ist zudem eine gute Tat für die Allgemeinheit. Hinzu kommt: Liegen Golfbälle sehr lang im Wasser, besteht die Gefahr, dass sie verätzen. Dann können auch Schadstoffe freigesetzt und an das Gewässer abgegeben werden. Im Extremfall kann ein Teich aufgrund dessen umkippen. Deshalb ist Lakeball-Tauchen in gewissem Sinn auch aktiver Umweltschutz.

Wie wird man Lakeball-Taucher?

Auf den Beruf des Golfballtauchers kommt man sicher nicht durch einen Vortrag im Berufsinformationszentrum. Ein Beruf im eigentlichen Sinne ist das ja auch gar nicht, sprich es gibt keine geregelte Ausbildung oder Abschlussprüfung. Ein paar Voraussetzungen solltest du allerdings trotzdem mitbringen, wenn du dich für dieses exotische Berufsbild ernsthaft interessierst.

Formelle Voraussetzungen

  • Du bist mindestens 18 Jahre alt.
  • Du benötigst einen Tauchschein.
  • Du solltest nachweisbar Kenntnisse in Erster Hilfe und Tauchrettung besitzen.

Persönliche Eigenschaften

  • Auf jeden Fall musst du körperlich extrem fit sein, was ja aber sowieso Grundvoraussetzung für professionelles Tauchen ist.
  • Kräftige Muskeln schaden nicht: Hast du einen guten Fang gemacht, kann dein mit Golfbällen gefülltes Netz durchaus bis zu 30 kg wiegen. Und das musst du unter Wasser mitziehen und heben können.
  • Keine Panik vor schlechter Sicht: Manchmal sehen Golfballtaucher die eigene Hand nicht vor Augen. Denn oftmals sind die Tümpel oder Teiche auf Golfplätzen sehr trüb, sodass die Arbeit eher einem Wühlen im Schlamm gleicht als einem gezielten Suchen nach Lakeballs.
  • Du liebst es, draußen zu sein und unter Wasser zu gehen. Und dafür brauchst du keine 30 Grad Celsius und Sonnenschein. Denn Hochsaison herrscht für den Golfballtaucher im Spätherbst: Um nicht an Qualität einzubüßen, sollten die Bälle den Winter über nicht im Wasser liegen.
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Was lässt sich verdienen?

Des Geldes wegen Lakeball-Taucher zu werden, ist vermutlich keine so gute Idee – zumindest hier in Deutschland. Sicher, wer begeisterter Taucher ist, macht sein Hobby quasi zum Beruf. Damit dann auch noch seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, ist eigentlich perfekt. Doch eine goldene Nase wird man sich dabei in der Regel nicht verdienen.

An einem guten Tag kann ein Taucher zwischen 2.000 und 3.000 Bälle aus Teichen in Golfanlagen fischen. Diese müssen anschließend gesäubert und sortiert werden, bevor sie sich zu einem Preis von 20 Cent bis ca. 2 Euro pro Ball wieder verkaufen lassen – je nach Qualität und Zustand. Dein Einkommen hängt auch davon ab, auf wie vielen Golfplätzen du tauchen kannst und auf welchem Vertriebsweg du die Bälle anschließend wieder los wirst. Außerdem variiert dein Einkommen übers Jahr gesehen stark: In Frühjahr, Sommer und Herbst wird nach Golfbällen getaucht, im Winter ist Pause. Diesen Verdienstausfall musst du unbedingt einkalkulieren und dir im Sommer ein finanzielles Pölsterchen für die kalte Jahreszeit zurücklegen.

Ursprünglich tauchte das Berufsbild in den USA auf. Dort gibt es schon länger Lakeball-Taucher, die auch im sehr großen Stil unterwegs sind und durchaus gute Umsätze erzielen. In Deutschland ist der Beruf eher etwas für Tauch-Freaks; oder aber ein perfekter Nebenjob, bei dem man seinem Hobby Tauchen nachgehen kann.

Vor- und Nachteile des Jobs

Kontra

  • Du bist den generellen Risiken des Tauchens ausgesetzt.
  • Vorsicht: Es kann vorkommen, dass sich in den Teichen kontaminiertes Wasser (beispielsweise durch Düngemittel) befindet. Die Folge kann ein allergischer Ausschlag nach dem Tauchgang sein.
  • Du trägst das Risiko einer selbstständigen Tätigkeit. Eine unsichere Auftragslage gehört zu deinem Tagesgeschäft.
  • Der Job ist saisonal begrenzt.
  • Du kannst deinen Job nur so lange ausüben, wie du körperlich fit bist.

Pro

  • Du tauchst für dein Leben gern? Perfekt, mit diesem Job kannst du dein Hobby zum Beruf machen.
  • Der Beruf des Golfballtauchers erlaubt es dir, viel an der frischen Luft zu sein und dich körperlich zu betätigen.
  • Du bist dein eigener Herr. Ein großer Vorteil des Jobs ist es, dass du sehr selbstbestimmt bist und dir deine Arbeit selbst einteilen kannst.
  • Neben dem Tauchen hat der Beruf auch noch Verkaufs- und Vertriebstätigkeiten zu bieten. Deine Aufgaben sind also durchaus abwechslungsreich.

Fazit

Wer es liebt, zu tauchen, gerne sein eigener Chef ist und mit einem etwas unregelmäßigen Einkommen leben kann, der könnte am Golfballtauchen durchaus Gefallen finden. Falls du nach diesem Resümee immer noch Lust hast, professionell nach Golfbällen zu tauchen, dann informiere dich am besten weiter online, aber auch vor Ort. Besuche einfach die umliegenden Golfplätze in deiner Umgebung. Kommst du mit den Betreibern ins Gespräch, wird sich schnell herausstellen, ob Bedarf an einem Profi-Balltaucher besteht. Und dann könnte dir ja bereits dein erster Auftrag winken.

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