Wer auf der Suche nach einem Job ist, hofft nach dem Abschicken der Bewerbungsunterlagen auf eine Einladung zum Vorstellungsgespräch. Meldet sich das Unternehmen danach jedoch monatelang nicht, ist das ärgerlich. Doch mittlerweile hat sich das Blatt gewendet. Nun sind es nicht nur Bewerber, die keine Rückmeldung vom Unternehmen bekommen, sondern auch Unternehmen hören trotz versuchter Kontaktaufnahme auf einmal nichts mehr von Kandidaten, die zuvor noch interessiert und motiviert geklungen haben. Dieses Phänomen wird auch Job-Ghosting genannt. Was genau dahintersteckt, erklären wir in diesem Artikel.

Was ist Job-Ghosting?

Der Begriff „Ghosting“ stammt aus dem Englischen und bedeutet einen vollständigen Kontaktabbruch ohne vorherige Ankündigung oder Erklärung. Ursprünglich wurde dieser Begriff im Dating-Bereich verwendet, wenn ein zuvor interessierter Partner sich plötzlich ohne ersichtlichen Grund nicht mehr meldet. Unter Job-Ghosting versteht man den unerwarteten Kontaktabbruch während des Bewerbungsprozesses.

So häuft sich der Umstand, dass immer mehr Kandidaten plötzlich nicht mehr auf Mails, Anrufe oder Einladungen zum Vorstellungsgespräch reagieren, ohne dem Unternehmen Gründe dafür zu liefern oder den Kontaktabbruch zu erklären. Der Bewerber ghostet das Unternehmen also. Das Phänomen des Job-Ghostings hat in den letzten Jahren stark zugenommen und stellt für viele Arbeitgeber ein großes Problem dar.

Menschen mit versteckten Gesichtern
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Gründe für Job-Ghosting

Wieso aber melden sich zuerst interessierte Kandidaten immer häufiger nicht mehr zurück? Vielleicht hast du selbst schon einmal ein Unternehmen geghostet. Nachdem du viel Zeit und Mühe in die Bewerbung gesteckt und dich gut präsentiert hast, hast du dennoch irgendwann das Interesse an dem Arbeitgeber verloren. Dann hattest du eventuell auch einen guten Grund dafür, abzutauchen – oder auch nicht?

Hier sind die 10 häufigsten Gründe, die Bewerber dazu bringen, sich bei einem potenziellen Arbeitgeber nicht mehr zurückzumelden:

1. Der Bewerber hat ein besseres Job-Angebot bekommen

Wer einen Job sucht, bewirbt sich meist nicht nur auf eine einzige Stelle. Bekommt man dann von seinem Traumarbeitgeber eine Zusage, sind die anderen Unternehmen schnell vergessen. Auch wenn diese dann ebenfalls Interesse zeigen, hat man sich bereits entschieden. Das kann dazu führen, dass der Jobsuchende sich bei den anderen Firmen gar nicht mehr zurückmeldet. Vor allem dann, wenn der Vertrag bereits unterschrieben wurde. 

2. Der Bewerber war nicht überzeugt

Nicht nur der Arbeitnehmer muss im Bewerbungsprozess überzeugen – heutzutage muss auch der Arbeitgeber sich in einem guten Licht präsentieren, um Mitarbeiter zu gewinnen. Tut er das nicht, besteht die Gefahr, dass vor allem jüngere Bewerber schnell abspringen. Sie sehen, was andere Unternehmen ihnen bieten können und halten es daher nicht mehr für nötig, weiter mit dem Personaler in Kontakt zu bleiben. 

3. Der Bewerber will sich nicht erklären müssen

Hat ein Bewerber sich gegen ein Stellenangebot entschieden, ist es vielen unangenehm, dem Personaler abzusagen. Vor allem, wenn man bereits persönlich miteinander gesprochen hat, etwa in einem Vorstellungsgespräch. Einige Menschen entscheiden sich daher dafür, sich einfach nicht mehr zurückzumelden. Ähnlich wie beim Dating, wenn eine Partei der anderen nicht ins Gesicht sagen möchte, dass er oder sie den anderen nicht weiter treffen möchte. 

Frau wartet am Tisch
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4. Dem Bewerber gefällt der Arbeitgeber nicht mehr

Manchmal hat man zu Beginn des Bewerbungsprozesses einen völlig anderen Eindruck von einem Arbeitgeber. Im weiteren Verlauf erkennt man dann, das man eigentlich überhaupt nicht zu der Firma und ihrer Kultur (Stichwort Cultural Fit) passt. Vor allem in persönlichen Gesprächen kann sich der Eindruck sehr schnell ändern. Ist dieser negativ, verliert der Bewerber natürlich schnell das Interesse. Er befindet es daher nicht mehr für nötig, dem potenziellen Arbeitgeber offiziell abzusagen.  

5. Der Bewerber findet es fair, nicht zu antworten

Dass Unternehmen sich auf Bewerbungen nicht zurückmelden, kommt nicht gerade selten vor. Warum dann nicht einfach mal den Spies umdrehen? Viele Bewerber finden es daher nur fair, ein Unternehmen zu ghosten, wenn sie das Interesse verloren haben. Immerhin haben sie das selbst auch schon oft erlebt. So kann es den Eindruck erwecken, dass dieses Verhalten im Bewerbungsprozess normal ist, und die Bewerber denken sich gar nicht groß etwas dabei, wenn sie nicht mehr antworten. Oder aber sie sehen das Job-Ghosting als eine Art Rache, da sie selbst viele schlechte Erfahrungen gemacht haben.

6. Der Bewerber hat den Überblick verloren

In unserer heutigen Zeit ist es Alltag, jeden Tag mehrere Mails und Nachrichten zu bekommen. So kann es schon einmal passieren, dass einige davon überlesen werden. Oft steckt überhaupt keine böse Absicht hinter dem Job-Ghosting – der Bewerber vergisst ganz einfach, dem interessierten Unternehmen zu antworten. Vor allem dann, wenn er sowieso schon bei einem anderen Arbeitgeber zugesagt und die Jobsuche gar nicht mehr auf dem Schirm hat.

Mann schaut wartend auf sein Handy
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Auswirkungen von Job-Ghosting

Für dich als Jobsuchender hat es in der Regel kaum negative Effekte, wenn du ein Unternehmen ghostest. Als Bewerber bist du rechtlich nicht verpflichtet, dem interessierten Unternehmen abzusagen. Dennoch kann es passieren, dass du dich zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal beim selben Personaler bewirbst und dieser dich negativ in Erinnerung behalten hat. Das ist natürlich nicht gerade ideal.

Für Arbeitgeber hat das Ghosting jedoch weitaus schlimmere Folgen.

Diese sind unter anderem:

  • Verzögerung des Bewerbungsprozesses
  • Gefahr von personellen Engpässen
  • Höhere Kosten durch erneute Stellenausschreibung

Dies alles sind Faktoren, die man nicht unterschätzen sollte. Außerdem ist es sehr unprofessionell, als Bewerber einfach abzutauchen. Immerhin reicht eine kurze Mail mit einer Absage. Wer keine Gründe nennen möchte, muss dies auch nicht tun. Dennoch erleichterst du dadurch den Recruitern ihre Arbeit deutlich.

Fazit

Nicht nur Unternehmen betreiben Ghosting bei den Bewerbern – auch Bewerber melden sich oft nie wieder zurück. Für einen reibungslosen Bewerbungsprozess ist es wichtig, dass beide Seiten freundlich und professionell bleiben. Weder auf der einen noch auf der anderen Seite ist es in Ordnung, sich ohne Erklärung zurückzuziehen und den anderen im Unklaren zu lassen.

Damit sich dies ändert, sollten Unternehmen mit gutem Beispiel vorangehen und auf alle Bewerbungen antworten, um Unmut bei Jobsuchenden zu vermeiden. Egal welche Partei das Ghosting betreibt: Ist das Verhalten vorsätzlich, zeugt es von Respektlosigkeit. Damit der Bewerbungsprozess für alle Seiten fair bleibt, sollten sowohl Bewerber als auch Unternehmen darauf achten, dem anderen ihre Entscheidung zeitnah mitzuteilen.

FAQs

Was ist Job-Ghosting?

Job-Ghosting bezeichnet den unerwarteten und plötzlichen Kontaktabbruch ohne Erklärung während des Bewerbungsprozesses.

Was sind die häufigsten Gründe für Job-Ghosting?

Die häufigsten Gründe für Bewerber sind ein besseres Job-Angebot und unerfüllte Erwartungen an den Arbeitgeber.

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