Dass der ganze Abschnitt des Teils „Berufserfahrung“ im Lebenslauf aus einer einzigen Position besteht, ist in unserer Zeit freilich eine Ausnahme. Wer jedoch die Stelle bereits in mehreren Fällen nach wenigen Jahren oder Monaten gewechselt hat, wird vielleicht schon einmal in die Situation gekommen sein, dass der Personaler beim Vorstellungsgespräch nach dem Grund dafür fragt. Spätestens dann wird dir klar: Wenn es so weiter geht, hast du bald ein Problem! Doch wie viele Jobwechsel im Lebenslauf sind eigentlich zu viele?

Was ist Job Hopping? Eine Definition

Gerät der Abschnitt „Berufserfahrung“ im Lebenslauf eines Bewerbers übermäßig lang, da die Person meistens alle ein bis zwei Jahre oder öfter die Stelle gewechselt hat, wird diese Karriere-Strategie Job Hopping (auch Jobhopping) genannt. Dabei ist es unwesentlich, ob die einzelnen Wechsel von dem Bewerber unerwünscht gewesen sind oder gezielt herbeigeführt wurden. Jede Personalabteilung kann bei der Einstufung von Stellenwechseln im Lebenslauf individuelle Maßstäbe ansetzen. Zudem ist bei der Einschätzung von Job-Hoppern die Branche relevant, in welcher der Jobinteressent gearbeitet hat.

Warum ist das Einstellen eines Job-Hoppers problematisch?

Du wurdest bei deinen letzten Stellen bereits in der Probezeit gekündigt oder bist nach wenigen Monaten von selbst gegangen? Dem Personaler stellt sich die Frage, wie lange du es wohl in dem neuen Unternehmen aushalten wirst. Fällt die Antwort darauf negativ aus, kann dies das Aus für deine Bewerbung sein. Doch warum eigentlich?

Versetzen wir uns doch einmal in die Unternehmen hinein: Mitarbeiter, die nur wenige Monate bleiben, kosten Firmen eine Menge Geld, da dem Unternehmen nach der lernintensiven Einarbeitungszeit kein einsatzfähiger Mitarbeiter bleibt. In den Augen der Person, die für die Vorauswahl der Bewerbungen zuständig ist, ist ein Arbeitsvertrag mit dir also mit verschenktem Kapital verbunden. Natürlich gibt es aber auch Personalverantwortliche, die eine Person für eine bestimmte Position gerade aufgrund ihrer vielfältigen Erfahrungen einstellen – in der Hoffnung, sie würde dieses Mal länger bleiben.

Vorteile und Nachteile zahlreicher Jobwechsel für den Bewerber

Deine Tante, die seit ihrer Berufsausbildung bei ein und demselben Unternehmen tätig ist, aber dennoch permanent über ihren Job jammert, stößt bei dir auf Unverständnis? Da du jede Stelle kündigst, sobald es dir zu bunt wird, stellt sich dir die Frage, warum solche Personen nicht einfach den Arbeitgeber wechseln. Wenn du so denkst, solltest du dir einmal die einzelnen Vor- und Nachteile des Job Hopping zu Gemüte führen.

Vorteile

  1. Bei Wechsel des Arbeitgebers kannst du in vielen Fällen eine drastischere Gehaltserhöhung erreichen als bei demselben Unternehmen.
  2. Berufliche Veränderungen können auch Ehrgeiz und Veränderungsbereitschaft signalisieren: Personen, die auch nach vielen Jahren Betriebszugehörigkeit ihre Jobs nicht wechseln, obwohl sie bei dem aktuellen Unternehmen nicht aufsteigen, können bei Personalern den Eindruck eines wenig ehrgeizigen Gewohnheitstiers hinterlassen.
  3. Wenn du deinen Traum-Bereich noch nicht gefunden hast, kannst du im Rahmen mehrerer Stellenwechsel möglicherweise herausfinden, was dir wirklich liegt.
  4. Du kannst dich aus unangenehmen Situationen befreien. Die Gemeinheit, die du auf der Weihnachtsfeier zu deiner Kollegin gesagt hast, steht aufgrund deiner Kündigung bald nicht mehr im Raum.
  5. Du erhältst Einblicke in die unterschiedlichsten Bereiche und wirst viele Dinge danach aus einer ganz anderen Perspektive betrachten.

Nachteile

Arbeitgeber, bei denen sich offensichtliche Job-Hopper bewerben, zweifeln…

  1. an deren Durchhaltevermögen,
  2. an deren Loyalität,
  3. an deren Teamfähigkeit,
  4. möglicherweise auch an deren Fachkompetenz
  5. und letztendlich daran, dass der Bewerber wirklich weiß, was er will.
  6. Ein weiteres wichtiges Argument: Wer nur kurz in den einzelnen Betrieben bleibt, dem entgeht möglicherweise die Chance, befördert zu werden.

Wie du siehst, sind langjährige Betriebsinventare nicht unbedingt zu faul, um Stellenangebote zu durchforsten und Bewerbungen zu schreiben, sondern können gute Gründe für ihr Ausharren haben.

Absage deiner Bewerbung
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Alternativen zur Kündigung

Vielleicht denkst du dir jetzt: „Aber was mache ich, wenn ich es in dem Betrieb/in der Position einfach nicht mehr aushalte?“ Bevor du zum 15. Mal deine berufliche Orientierung veränderst, empfiehlt sich eher die Anwendung einer der folgenden Strategien:

1. Unternehmensinterne Bewerbung: Gibt es in der Firma vielleicht noch andere Positionen, für die du infrage kommen könntest? Wenn du deinen Aufgabenbereich satthast und möglicherweise auch schlechte Stimmung im Team herrscht, muss man nicht immer gleich die Firma verlassen. Eine neue Stelle bei demselben Betrieb lässt dich bei zukünftigen Bewerbungen loyaler und vertrauenswürdiger erscheinen.

2. Wie lange hältst du durch? Du arbeitest erst seit einem halben Jahr für die Firma, und irgendetwas passt dir nicht? Du hast schon alles versucht, um dieses Problem zu lösen, beißt damit aber bei Kollegen oder deinem Vorgesetzten auf Granit? Anstatt sofort zu kündigen, solltest du versuchen, es noch so lange wie möglich – mindestens ein Jahr, besser noch drei Jahre – in dem Betrieb auszuhalten. Dies gilt insbesondere dann, wenn du keinen neuen Job in Aussicht hast.

3. Vorbeugen: Eine Sache solltest du bereits vor deiner Bewerbung berücksichtigen: Bewirbst du dich tatsächlich auf Stellen, von denen du denkst, dass sie dich auch noch nach Jahren begeistern und im Idealfall auch faszinieren können? Informierst du dich gründlich über die Unternehmen, bei denen du dich bewirbst? Wenn du dir vor einer Bewerbung die Bewertungen der Firma auf Arbeitgeberplattformen wie kununu oder Glassdoor zu Gemüte führst, ersparst du dir so manche böse Erfahrung.

  • Wichtige Denkanstöße dazu, ob bzw. wann eine Kündigung Sinn macht, findest du auch in unserem Artikel Jobfrust.
  • Wenn du zu den Menschen gehörst, die am Montag am liebsten alles hinschmeißen würden, kann dir auch der Artikel über den Montagsblues helfen.
Ist mein Lebenslauf noch zu retten
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Ist mein Lebenslauf noch zu retten?

Ist das Kind bereits in den Brunnen gefallen und der Worst Case eingetreten, dann gibt es immer noch Möglichkeiten, den Lebenslauf weniger nachteilig zu gestalten oder die eigene Person im Anschreiben in das richtige Licht zu rücken.

Tipp 1 – Eine Frage der Darstellung: Fasse mehrere kurze berufliche Stationen, die du in einem bestimmten Bereich ausgeübt hast, in einer Kategorie zusammen, z. B.: von 8/2010-12/2015: Jobs in der Gastronomie. Hast du mehrere Jahre lang Job Hopping in unterschiedlichen Bereichen betrieben, kannst du das Ganze beispielsweise unter der Kategorie „Berufliche Orientierungsphase in den Bereichen Gastronomie, Modeeinzelhandel und Küche“ zusammenfassen. Mit dieser Vorgehensweise zeigst du, dass dir klar ist, dass es nicht so weitergehen kann. Um einem Unternehmen darüber hinaus zu zeigen, dass du dich von ganzem Herzen um die jeweilige Position bewirbst und ein wirklich gut geeigneter Kandidat bist, ist es wichtig, dass du im Anschreiben deine triftigen Beweggründe erläuterst (Inspirationen findest du in Tipp 3).

Tipp 2 – Schweigen wie ein Grab / den Joker ziehen: Wenn du bereits als Student häufig deine Stellen gewechselt hast, dann kannst du die Kategorie „Studentenjobs“ bzw. „Studienbegleitende Tätigkeiten“ als Absolvent auch ganz weglassen, sodass das Studium selbst in den Vordergrund tritt. Das bedeutet aber nicht, dass die „zensierte“ Version deines Lebenslaufs für jede Bewerbung geeignet ist: Bewirbst du dich beispielsweise nach Studienabschluss auf eine Stelle im Büro, kannst du deinen Studentenjob als Teamassistentin wieder als Bewerbungsargument herauskramen und so deine Chancen auf eine Anstellung verbessern. Auch wenn du über Jahre hinweg einer selbstständigen Tätigkeit nachgegangen bist, kannst du den einen oder anderen Nebenjob im Nachhinein unter den Teppich kehren, um nicht den Eindruck eines Job-Hoppers zu hinterlassen. Auch hier gilt: Erweist sich später, dass du die Erfahrungen, die du im einen oder anderen Nebenjob gesammelt hast, für einen neuen Job brauchen kannst, so empfiehlt sich eine individuelle Anpassung des CV an die jeweilige Position.

Tipp 3 – Einen roten Faden finden: Auch wenn du in Sachen Jobs bisher eine Art Wegwerfmentalität an den Tag gelegt hast, gibt es möglicherweise Konstanten in deinem Leben, die mit der Stelle, auf die du dich aktuell bewirbst, in einem Zusammenhang stehen. Kristallisierst du in der Bewerbung deinen individuellen roten Faden heraus, kannst du dich als Gelegenheitsjobber präsentieren, der an einer bestimmten Thematik nachhaltiges Interesse zeigt bzw. sein Hobby gern zum Beruf machen würde. Ein Beispiel hierfür: „Schon seit fünf Jahren lese ich in meiner Freizeit Bücher zum Thema Feminismus und bin Abonnentin der Zeitschrift EMMA. Dies ist ein wichtiger Grund, warum ich Ihre Gleichstellungsstelle gern als Sekretärin unterstützen würde.“

Tipp 4 – Nutze deine einmaligen Erfahrungen: Mache aus deiner Not eine Tugend! Gibt es etwas, das du im Rahmen deiner vielen Stellenwechsel gelernt hast? Schließlich konntest du Einblicke in zahlreiche Unternehmen gewinnen und betrachtest viele Dinge mittlerweile aus der Vogelperspektive, anstatt ein Dasein als betriebsblinder Mitarbeiter zu fristen. Deshalb bist du dazu in der Lage, so manche Angelegenheit weniger subjektiv zu sehen als ein langjähriges Betriebsinventar. Überlege dir, welchen Arbeitgebern du aufgrund dieser Erfahrungen Vorteile bieten könntest, ohne deine einzelnen Verschwiegenheitsverpflichtungen zu verletzen. Dir fällt keiner ein? Möglicherweise willst du deine Erfahrungen in einem Buch verarbeiten, sodass sich für dich dadurch vielleicht eine neue Tür öffnet.

Tipp 5 – Ist jetzt Schluss mit lustig? Du bist komplett verzweifelt, weil dich aufgrund deiner häufigen beruflichen Wechsel auch bei Befolgung der obigen Tipps niemand mehr einstellt? Kein Grund zur Panik! Nutze die Gelegenheit – überlege dir eine tolle Geschäftsidee! Möglicherweise wirst du in deiner neuen Rolle als Firmeninhaber richtig aufblühen und endlich mal länger bei einer Sache bleiben. Wichtig ist dabei selbstredend, dass du realistisch an die Sache herangehst und auf keine „Schnell-reich-werden“-Angebote hereinfällst. Schon für Studenten bietet die Selbstständigkeit tolle Chancen.

Tipp 6 – Wechsle das Land! Wenn du in Deutschland überhaupt keine Alternative mehr für dich siehst, dann sieht alles erst einmal dramatischer aus, als es ist! Trittst du in anderen Ländern als Jobsuchender in Erscheinung, kann es je nach Betrieb bzw. Person möglich sein, dass man dir dein Job Hopping verzeiht und vielleicht eine Inkompatibilität deiner Persönlichkeit mit der deutschen Arbeitskultur annimmt. Auch kannst du Glück haben und an einen Personaler geraten, der sich unsicher ist, welche Beschäftigungsdauer in Deutschland dem Durchschnitt entspricht. Lies dir hierzu am besten auch unsere Anmerkungen zum Thema „Arbeitslosigkeit mit Auslandsaufenthalt überbrücken“ durch.

Tipp der Redaktion: Hier findest du professionelle Lebenslauf-Vorlagen zur Inspiration.

Fazit

Je jünger du bist, desto unproblematischer sind häufige Stellenwechsel: Junge Menschen müssen sich erst einmal orientieren und herausfinden, wo die eigenen Talente liegen. Weitgehende Narrenfreiheit hast du vor allem im Studium: Als immatrikulierte Person kannst du Stellen wechseln, so oft du willst, ohne ernsthafte Konsequenzen befürchten zu müssen. Wie bereits erwähnt, ist es grundsätzlich erlaubt, Jobs, die du nur sehr kurz ausgeübt hast, unter den Teppich fallen zu lassen. Und: Es gibt keine Bewerber-Blacklist, also keine offizielle Datenbank, in der Unternehmen ihre schlechten Erfahrungen mit bestimmten Bewerbern eintragen.

Bei der Gestaltung deines Lebenslaufs bist du frei, solange du bei der Wahrheit bleibst. Enthält er jedoch größere Lücken, oder beginnt der Abschnitt „Berufserfahrung“ zu spät, so wird das die Fantasie mancher Personaler anregen: War die Person etwa die ganze Zeit arbeitslos oder gar im Gefängnis?

Du gehst also ein geringeres Risiko ein, wenn du einzelne Phasen, die sich auf einen Nenner bringen lassen, unter einer Kategorie zusammenfasst (siehe Tipp 1). Sehr wichtig für dein berufliches Fortkommen sind zudem gute Arbeitszeugnisse, da diese Vertrauen schaffen. Die Stellen, für die du ein gutes, relativ aktuelles Arbeitszeugnis vorlegen kannst, solltest du deshalb in deinem Lebenslauf erwähnen und die jeweiligen Arbeitszeugnisse beilegen. Im Anschreiben solltest du in jedem Fall diejenigen Positionen hervorheben, die dich zu einer guten Besetzung für die Stelle machen, auf die du dich bewirbst (siehe Tipp 2).

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