Jobabsage mit Standardfloskeln: Wie erfährst du die wahren Gründe?
„Leider haben wir uns jedoch für einen anderen Kandidaten entschieden.“ Mist, wieder hat es mit der neuen Stelle nicht geklappt. Auf deine Bewerbung folgt prompt – die Jobabsage. Als Begründung erhältst du immer nur dürre Standardfloskeln. Was hat das zu bedeuten? Und welche wahren Gründe können dahinterstecken?
Inhaltsverzeichnis
Gründe, warum Personaler Standard-Absagen verwenden
- Auch Personaler haben in der Regel keine Zeit übrig. Und deshalb finden sich in vielen Jobabsagen die gleichen, standardisierten Formulierungen, mit denen den Bewerbern mitgeteilt wird, dass es leider nichts wird mit der neuen Anstellung.
- Personalverantwortliche verwenden aber auch noch aus ganz anderen Gründen gerne Standard-Absagen: In Zeiten von Arbeitgeber-Bewertungen im Internet, die für die Unternehmen im schlimmsten Fall sehr rufschädigend sein können, wollen sie es sich nicht mit Bewerbern verscherzen. Lieber schreiben sie also eine sehr allgemein gehaltene, höflich formulierte Absage, als mit einer konkreten Begründung einem Bewerber Material für einen online Bashing-Eintrag zu geben.
- Zudem möchten Unternehmen bei Bewerbern nicht zwangsläufig in schlechter Erinnerung bleiben, auch wenn es diesmal nicht mit dem Job geklappt hat. Sie wollen durchaus, dass die Kandidaten auf den Bewerbungsprozess eher positiv zurückblicken, trotz Absage. Das ist wichtig für das Renommee des Unternehmens und erhöht die Chance, dass sich ein grundsätzlich attraktiver Bewerber vielleicht erneut bei der Firma bewirbt.
- Und noch Grund spricht aus Sicht der Recruiter für Standard-Jobabsagen: Firmen bzw. Personalabteilungen müssen das AGG, also das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz, im Auge behalten, wenn sie Bewerber auswählen – und natürlich auch, wenn sie ihre Absage formulieren. Dies besagt, dass Bewerber nicht diskriminiert werden dürfen. Konkret bedeutet das, dass niemand aufgrund seiner Herkunft, seiner Religion, seiner politischen Einstellung, seines Geschlechts oder seiner sexuellen Identität, seines Alters usw. gegenüber jemand anderem benachteiligt behandelt werden darf. Die Praxis zeigt, dass unbedacht formulierte Absagen in diesem Zusammenhang schnell zu einer Klage führen können.
- Manchmal hattest du von vornherein keine Chance auf den Job: Gibt es interne Bewerber, die schon vor der öffentlichen Ausschreibung einer Stelle quasi die Zusage in der Tasche haben, ist der Rest nur noch Makulatur. Diesen Grund wirst du meist in einer Absage nicht erfahren.
Klassische Absage-Floskeln
Im Netz finden sich jede Menge Seiten, die an Personaler gerichtet sind und die bereits vorformulierte Absageschreiben anbieten – in verschiedenen Varianten. Oftmals gibt es unterschiedliche Satz- und Textbausteine, die sich vom Recruiter per Mausklick flott zusammenbasteln lassen. Flugs ist somit ein Standard-Absageschreiben erstellt.
Das kann beispielsweise so aussehen:
Sehr geehrte Frau XY,
wir bedanken uns für Ihr Interesse an unserem Unternehmen und Ihre eingesandten Bewerbungsunterlagen.
Inzwischen haben wir bereits eine Vorauswahl getroffen. Leider konnten wir Ihre Bewerbung dabei nicht in die engere Wahl ziehen. Einige Kandidatinnen und Kandidaten bringen ein Qualifikationsprofil mit, das im Detail noch etwas genauer den Anforderungen der ausgeschriebenen Stelle entspricht, sodass wir uns für diese entschieden haben.
Wir danken Ihnen sehr herzlich für Ihr Interesse an einer Mitarbeit in unserem Unternehmen und wünschen Ihnen für Ihren weiteren beruflichen Lebensweg alles Gute und viel Erfolg.
Mit freundlichen Grüßen
Petra Personal
Das Problem: Erhältst du solch eine Standard-Absage, hilft dir das leider kein bisschen weiter. Denn du kannst daraus nicht schließen, welche Gründe tatsächlich dafür verantwortlich sind, dass du diese Anstellung nicht bekommen hast. Hier anzufangen, zwischen den Zeilen zu lesen, macht wenig Sinn: Denn die copy-paste-artig verwendeten Worthülsen müssen mit der Realität nichts zu tun haben. Das Einzige, was feststeht: Es hat nicht geklappt. Das Unternehmen hat sich gegen dich entschieden.
Doch wie kommst du nun an die wahren Gründe?
Nachforschen ist angesagt
Eine Jobabsage werten die meisten von uns als persönliche Niederlage. Und diese hakt man gerne schnell ab. Wer beschäftigt sich schließlich schon freiwillig mit seinen Schwächen?
Stopp: Hier solltest du einhaken. Es ist wichtig, die echten Gründe zu erfahren, warum dich ein Unternehmen abgelehnt hat. Denn dann kannst du es bei der nächsten Bewerbung besser machen!
Auch wenn es das Ego schmerzt: Setze dich mit der Absage auseinander. So kannst du aus etwaigen Fehlern lernen und es klappt bestimmt beim nächsten Mal.
Willst du dich mit einer Standardabsage nicht zufriedengeben, musst du selbst aktiv werden.
Rückfrage per Mail
In der Regel erhältst du heutzutage die Absage per E-Mail. Vor allem, wenn du seit dem Absenden deiner Unterlagen nichts mehr vom Unternehmen gehört hattest und du auch nicht persönlich, zum Beispiel per Telefon, kontaktiert wurdest, ist eine Absage per Mail üblich. Oftmals hast du dann auch gar keinen anderen Kontakt zur Firma als die Mail-Adresse, an die du deine Bewerbung gesandt hast bzw. von der nun die Absage kommt.
Frage in diesem Fall per E-Mail nach. Du antwortest direkt auf die Absagemail. Wichtig: Bleibe höflich und sachlich, und mache deutlich, dass du gerne erfahren würdest, warum es diesmal nicht geklappt hat. Dass du ein wenig enttäuscht bist, darf man jedoch durchaus spüren.
Beispiel:
Sehr geehrte Frau Personal,
ich bedanke mich für die Zusendung der Absage zu meiner Bewerbung und bedauere es sehr, dass aktuell kein Arbeitsverhältnis zwischen uns zustande kommt. Da ich an mir arbeiten und mich weiterentwickeln möchte, wäre ich Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir kurz die Gründe skizzieren könnten, die dazu geführt haben, dass ich für die Position nicht infrage komme.
Vielen herzlichen Dank.
Mit freundlichen Grüßen
X.Y.
Wenn du Glück hast, erhältst du dann eine Antwort mit der Begründung, warum du nicht in die engere Auswahl gekommen bist. Tipp: Füge der Mail auf jeden Fall noch einmal deine Telefonnummer bei. Vielleicht erhältst du eher einen Rückruf als eine Antwortmail. Denn gerade in Schriftform reagieren Personaler in der Regel eher zurückhaltend mit konkreten Argumenten, warum jemand abgelehnt wurde. Grund dafür sind oftmals Bedenken, in Konflikt mit dem AGG zu kommen. Aber einen Versuch ist es auf jeden Fall wert.
Tipp: Hier findest du praktische Bewerbungsvorlagen.
Ruf doch mal an!
Wurdest du bereits zu einem persönlichen Gespräch – live oder auch online – eingeladen und hast den Personaler direkt kennengelernt, gebietet es die Höflichkeit eigentlich, dass dir auch persönlich abgesagt wird. Persönlich heißt in diesem Fall mindestens per Telefon. Findet solch ein Gespräch statt, so kannst du natürlich gleich nach den Gründen für die Absage fragen.
Bist du allerdings sehr überrascht von der Absage und vergisst, sofort nachzuhaken, ist es durchaus legitim, später noch einmal zum Telefon zu greifen.
Rufe also an und frage höflich nach, ob dir der oder die Personalverantwortliche kurz darlegen könnte, warum du eine Job-Absage erhalten hast. Du hättest großes Interesse an der Stelle und generell einer Beschäftigung in dem Unternehmen gehabt, und würdest einfach gerne wissen, woran es letztendlich gescheitert ist.
Bekommst du dann konkrete, mögliche Gründe zu hören wie beispielsweise
- fehlende Qualifizierungen,
- fehlende Sprachkenntnisse,
- zu große Nervosität im Auftreten,
- mangelnde fachliche Überzeugungskraft u.v.m,
dann nimm diese Argumente wahr, lass sie wirken und versuche nicht, dich sofort zu verteidigen oder deine Sicht der Dinge darzulegen. Darum geht es in diesem Gespräch nicht: Sondern du möchtest ein Feedback bekommen.
Trotzdem hat schon so manche Nachfrage auf eine Absage hin zu einem weiteren Kontakt und sogar zu einem anderen, neuen Jobangebot in demselben Unternehmen geführt. Warum? Viele Personaler bewerten dein Engagement, nachzufragen, in der Regel als sehr positiv. Das zeigt, dass du an dir arbeitest und dass du auch mit Misserfolgen konstruktiv umgehen kannst.
Extra-Tipp: Hier liest du, wie du eine zweite Chance nach der Job-Absage bekommen kannst.
Persönlich vorsprechen? Besser nicht.
Ein persönlicher, unangemeldeter Besuch in der Personalabteilung, davon solltest du jedoch besser absehen. Das wirkt aufdringlich, wenn nicht sogar bedrohlich, und steht in keinem Verhältnis zur Absage, die du bekommen hast.
Etwas anderes ist es natürlich, wenn du vorab in einem Telefonat gemeinsam mit dem Personaler ein direktes Gespräch vor Ort vereinbarst.
Stichwort Employer Branding
Mittlerweile spricht es sich auch in Recruiter-Kreisen herum, dass eine positiv erlebte Candidate-Journey von Bewerbern, denen schlussendlich abgesagt werden musste, für ein Unternehmen sehr wichtig sein kann. Unter dem Stichwort „Employer Branding“ versuchen Firmen, sich unter anderem auch mit einem von Kandidaten möglichst positiv empfundenen Bewerbungsprozess von anderen Unternehmen abzuheben.
Das gelingt nur, wenn mit Bewerbern höflich, ehrlich, klar und auf Augenhöhe kommuniziert wird. In diesem Sinne verstehen auch immer mehr Personalverantwortliche, dass fundierte, konkrete Absagen oftmals besser fürs Firmenimage sind als Standardfloskeln.
Eines ist jedoch klar: Wer die wahren Gründe für eine Jobabsage erfahren möchte, ist immer auf die Kooperation und Bereitschaft des Personalers angewiesen. Falls er dazu keine konkrete Aussage machen möchte, kannst du wenig tun.
Fazit
Eine Absage auf eine Bewerbung zu erhalten ist in der Regel ein negatives Erlebnis. Oftmals bekommst du auch nur Standardfloskeln aus der Personalabteilung, die deine Absage begründen. Es kann sich aber für dich durchaus lohnen, nachzufragen, warum du nicht ausgewählt wurdest. Zum einen hast du die Chance, zu erfahren, in welchen Bereichen du noch Defizite hast bzw. worin du dich verbessern musst. Zum anderen kann sogar durch solch eine Nachfrage ein zweiter, positiver Kontakt zur Firma entstehen, der eventuell neue Möglichkeiten für dich birgt.
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Veronika ist Redakteurin und Content-Managerin. Sie hat Kommunikationswissenschaften, Arbeits- und Organisationspsychologie sowie Französische Sprachwissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität in München studiert und ist bereits über 15 Jahre journalistisch in Print und online unterwegs. Für careeasy – Dein Karriere-Magazin von stellenanzeigen.de recherchiert und schreibt Veronika zu Themen rund um Studium & Ausbildung, Karriere, Gesundheit im Job und Arbeitsrecht.