Fast jeden Arbeitnehmer trifft es mindestens einmal im Leben: Er wird arbeitslos. Seine Beschäftigung zu verlieren, ist erst einmal ein großer Schock. Zum Problem wird es allerdings, wenn du anschließend beruflich gar nicht mehr auf die Füße kommst. Denn dann rutschst du in die Langzeitarbeitslosigkeit ab. Aber das muss keine Endstation sein. Es gibt Tipps und Hilfen, mit denen man sich auch aus dieser Situation wieder heraus in einen neuen Job kämpfen kann.

Arbeitslosigkeit ist für jeden Menschen ein großes Schreckgespenst. Auf der einen Seite bedeutet der Verlust des Jobs, dass die Einnahmen wegbrechen – auch wenn in einer Übergangszeit zunächst Arbeitslosengeld, später eventuell Arbeitslosengeld II bezogen werden kann. Die finanzielle Existenz steht also auf dem Spiel. Zum anderen definiert man sich in einem gewissen Maße auch über seine Berufstätigkeit und seine Arbeit. Ein längerer Jobverlust kratzt demnach auch an der eigenen Identität und am Selbstbewusstsein.

Langzeitarbeitslosigkeit
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Was ist Langzeitarbeitslosigkeit?

Wer bereits auf ein etwas längeres Berufsleben zurückblickt und öfter mal die Anstellung gewechselt hat, kennt sicherlich das Thema Arbeitslosigkeit. Nicht immer gelingt es, direkt im Anschluss an eine Kündigung oder einen Aufhebungsvertrag nahtlos eine neue Stelle anzutreten. Ab und an ist es sogar taktisch gar nicht so ungeschickt, ein oder zwei Monate zu überbrücken und „frei zu haben“. Doch ab wann gilt man als „langzeitarbeitslos“?

Definition: Langzeitarbeitslose sind Arbeitslose, die ein Jahr und länger arbeitslos sind. (Sozialgesetzbuch, III, Art. 1)

Voraussetzung dafür ist natürlich, dass du dich bei der Agentur für Arbeit auch offiziell als arbeitslos gemeldet hast.

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Wie schnell ein Jahr rum ist, weiß jeder. Der Begriff „Langzeit“ beschreibt in diesem Fall also nicht wirklich eine übermäßig lange Zeitspanne. Bist du generell in einer schwierigeren Branche unterwegs und hast es vielleicht zudem mit einem aktuell problematischen Arbeitsmarkt zu tun, können einige Monate Jobsuche wie im Flug vergehen. Und schneller als gedacht nähert sich die Jahresfrist des letzten Jobverlusts, und dann heißt es: langzeitarbeitslos!

Im Jahr 2021 gab es im Durchschnitt ca. 1,04 Millionen Langzeitarbeitslose in Deutschland. (Quelle: statista.de)

Langzeitarbeitslosigkeit
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Die große Gefahr

Natürlich ist allein der Umstand, arbeitslos zu sein, schon ein Problem. Zieht sich diese Beschäftigungslosigkeit jedoch über einen längeren Zeitraum hin, so kommen zwei weitere Schwierigkeiten hinzu:

  1. Je länger du arbeitslos bist, desto größer wird diese zeitliche Lücke in deinem Lebenslauf. Und leider kann sich das bei zukünftigen Bewerbungen zusätzlich negativ auswirken. Denn jeder potenzielle Arbeitgeber, bei dem du dich bewirbst, wird sich unweigerlich fragen: Wieso hat dieser Kandidat so lange keinen Job gefunden? Warum war er für andere Unternehmen nicht attraktiv genug als Arbeitskraft? Und damit kann man als Arbeitsloser in eine Spirale kommen, aus der es sich nicht so leicht ausbrechen lässt.
  2. Es ist erwiesen, dass Langzeitarbeitslosigkeit krank machen kann. Die Folge können konkrete gesundheitliche Probleme physischer und psychischer Natur sein. Die Untätigkeit, zu der man quasi „verdammt“ ist, schmälert außerdem oftmals das eigene Selbstwertgefühl. Hinzu kommt die soziale Ausgrenzung, derer sich viele Langzeitarbeitslose ausgesetzt sehen – sei es durch die Tatsache an sich, dass man ohne Beschäftigung ist, oder aber schlicht und ergreifend durch Geldmangel.

Je länger die Situation der Arbeitslosigkeit andauert, desto schwieriger wird es, wieder einen Einstieg in den Arbeitsmarkt zu finden. Es setzt bei vielen Langzeitarbeitslosen ein teuflischer Kreislauf aus Enttäuschung, Demotivation und Verzweiflung ein. In der Folge haben sie dann oftmals auch immer mehr Probleme damit, ihren Tagesablauf sinnvoll zu strukturieren, pünktlich zu Terminen zu erscheinen oder diese verlässlich wahrzunehmen.

Der Weg zurück in die Beschäftigung

Von Seiten der Behörden gibt es durchaus Hilfsangebote und Unterstützung, um wieder zu einem Job zu gelangen. Die Bundesagentur für Arbeit bietet für Betroffene eine gezielte Beratung zu diesem Thema in den Jobcentern an. Diese ist besonders wichtig, da sie individuell Bezug auf den Betroffenen nehmen muss, um erfolgreich zu sein.

Denn die zwei größten Hürden, die oftmals den Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt erschweren, sind:

  • fehlende berufliche Qualifikation
  • gesundheitliche Beeinträchtigungen

Die dritte Front, an der man quasi kämpft, ist die der Eigenmotivation. Denn diese lässt verständlicherweise mit der Zeit und vielen Enttäuschungen oftmals nach.

Langzeitarbeitslosigkeit
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1. Hilfe holen

Bist du länger als ein Jahr arbeitslos gemeldet, und es klappt einfach nicht, einen Job zu finden, dann zieh die Reißleine: Das schaffst du jetzt nicht ohne Hilfe. Es macht keinen Sinn, weiter wild im stillen Kämmerlein eine Bewerbung nach der anderen rauszuschicken, nur um dann wieder eine Absage zu erhalten. Oder hast du innerlich eh schon resigniert?

Du brauchst jetzt einen Blick von außen auf deine Situation.

Wie das aussieht, kann ganz unterschiedlich sein. Du kannst …

  • … ein Familienmitglied, einen Verwandten oder Freund ins Vertrauen ziehen. Sprich ganz konkret und direkt in einem persönlichen Gespräch dein Problem an. Und bitte um eine Einschätzung: Was meint er oder sie, warum es bei dir nicht klappt mit der Bewerbung? Vielleicht hast du auch Freunde oder Bekannte in der gleichen Branche, die dir Tipps geben können. Auf jeden Fall musst du spätestens jetzt jemanden deine Bewerbungsunterlagen checken lassen.
  • … dir professionelle Hilfe rund um das Thema Bewerbung, Jobsuche und berufliche Qualifikation holen. Private Angebote in diesem Bereich sind nicht günstig; jedoch gibt es oftmals auch Angebote über die Volkshochschulen (zum Teil mitfinanziert über die Behörden durch sogenannte Bildungsgutscheine) oder Sozialvereine (Diakonie, Caritas, Arbeiterwohlfahrt, …). Nimm Kritik und Tipps auch wirklich an, um eine Veränderung deiner Situation möglich zu machen.
    Viele wertvolle Tipps rund ums Thema „richtig bewerben“ findest du auch hier.
  • behördliche Unterstützung in Anspruch nehmen. Hier sind die Beratungsangebote der Jobcenter die erste Anlaufstelle. Sie haben spezielle Maßnahmen im Programm, die Langzeitarbeitslosen die Chance auf einen beruflichen Wiedereinstieg ermöglichen sollen.

Wichtig ist, dass du selbst aktiv wirst, deine Situation in die Hand nimmst und beginnst, systematisch nach den Ursachen zu forschen, warum es mit dem Wiedereinstieg nicht klappt.

Langzeitarbeitslosigkeit
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2. Maßnahmen nutzen

Im Jahr 2019 hat die Bundesregierung das Teilhabechancengesetz eingeführt. Es ist speziell für Menschen gedacht, die sehr lange ohne Arbeit waren. Im Rahmen dieses Gesetzes unterstützt die Agentur für Arbeit Unternehmen finanziell, die sich dazu entschließen, Langzeitarbeitslose bei sich zu beschäftigen. Die Maßnahme wird stetig begleitet, umfasst auch ein Coaching bzgl. genereller Fragen rund um den beruflichen Wiedereinstieg.

Das Jobcenter steht dir hier als Berater, Vermittler und Begleiter zur Seite. Es gibt aktuell zwei verschiedene Maßnahmen:

1. Für Langzeitarbeitslose, die innerhalb der letzten 7 Jahre mindestens 6 Jahre Arbeitslosengeld II bezogen haben

Zielgruppe für diese Maßnahmen sind Menschen, die schon sehr lange ohne Job sind. Wichtig ist hierbei, dass das sogenannte „Matching“ stimmt: Das heißt, du musst dich zunächst sehr gründlich mit deinem Sachbearbeiter im Jobcenter unterhalten, was du dir vorstellst, welche Optionen sich für dich bieten, und was zu dir passt. Nur so kann eine richtige Stelle für dich gefunden werden.

Generell können Klienten im Rahmen dieser Maßnahme bis zu fünf Jahre unterstützt werden. Ein begleitendes Coaching ist inklusive. Die Agentur für Arbeit zahlt dem Betrieb einen Zuschuss zwischen 70 bis 100 Prozent der Lohnkosten. Zusätzlich übernimmt der Staat bis zu 3.000 Euro Weiterbildungskosten. Das Angebot gilt für Firmen jeglicher Branche und ist nicht an spezielle Berufsbilder geknüpft.

Voraussetzung ist, dass es sich um eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung handelt. Über das Jobcenter kommst du an kooperierende Firmen bzw. das Programm.

2. Für Langzeitarbeitslose, die bereits seit mindestens zwei Jahren arbeitslos sind

Firmen, die dieser Zielgruppe im Rahmen einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung eine Chance bieten, erhalten vom Amt zwei Jahre einen Lohnkostenzuschuss zwischen 50 und 75 Prozent des Arbeitsentgelts. Auch hier bekommst du zusätzlich ein Coaching und es werden die Kosten für Weiterqualifizierungskurse übernommen. Dein Ansprechpartner für diese Maßnahmen ist ebenfalls dein Jobcenter.

Gerade wenn du gesundheitlich eingeschränkt bist, kannst du im Rahmen dieser Vermittlung eine Tätigkeit finden, die zu deiner Situation passt.

Langzeitarbeitslosigkeit
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3. Eigenverantwortung übernehmen

Klar ist: Das alles sind nur Angebote. Sie setzen selbstverständlich Engagement und Motivation der Betroffenen voraus. Viele Langzeitarbeitslose hadern generell mit dem System unserer aktuellen Arbeitswelt, in dem sie seit Jahren keine Chance mehr bekommen. Diese Sichtweise ist für den Prozess des Wiedereinstiegs problematisch: Denn willst du wieder einen Platz in diesem System ergattern, musst du dich bis zu einem gewissen Maße auch damit arrangieren.

Das heißt auch:

  • Generelle Tugenden der Arbeitswelt wie Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Erreichbarkeit, Genauigkeit, Ehrlichkeit usw. zu erfüllen.
  • Flexibilität zeigen. Will es einfach auf Dauer in deinem erlernten Beruf nicht funktionieren, musst du wohl oder übel über eine Umschulung bzw. einen Berufswechsel nachdenken. Oder aber du zeigst dich örtlich flexibler und bist bereit, weite Strecken für einen neuen Job zurückzulegen oder auch in andere Bundesgebiete umzuziehen, wo die Jobaussichten aktuell besser sind.
  • Weiterbildungsbereitschaft aufweisen. Oftmals kann es auch an fehlenden Zusatzqualifikationen liegen, warum es einfach nicht klappt mit dem neuen Job. Jüngere wie auch ältere Arbeitnehmer müssen sich ständig weiterbilden, um in ihrem Berufsfeld „aktuell“ zu bleiben. Manchmal kann eine spezielle Qualifizierung neue Chancen bieten.

Fazit

Kurze Zeiten von Arbeitslosigkeit zu überbrücken, stellt in der Regel kein Problem dar. Doch hält der Zustand länger an und findet man einfach keinen neuen Job, rutscht man in die Langzeitarbeitslosigkeit ab. Je länger man arbeitslos ist, desto schwieriger wird es, den beruflichen Wiedereinstieg zu schaffen. Wichtig ist, sich Hilfe zu holen: Aus dem eigenen Umfeld, aber auch über Beratungszentren und die Bundesagentur für Arbeit. Im Rahmen spezieller Fördermaßnahmen kann es dann gelingen, zurück in den ersten Arbeitsmarkt zu kommen.

Quellen:
gesetze-im-internet.de, arbeitsagentur.de, de.statista.com, diakonie.de


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