Deutschland gehen die Lehrer aus. Mittlerweile sind alle Schularten vom Lehrermangel betroffen, mit schwerwiegenden Folgen: Unterricht fällt nicht nur zeitweise aus, sondern nicht selten werden Nebenfächer ganzjährig einfach nicht mehr unterrichtet, da die Fachlehrer fehlen. Kurzfristig können da nur Quereinsteiger als Lehrer Abhilfe verschaffen, denn ein komplettes Lehramtsstudium ist lang. Doch wie kann man hierzulande auf Lehrer umschulen?

Lehrermangel in Deutschland

Lehrer ist einer der wenigen Berufe, den jeder Schulabgänger sehr gut kennt – zwar aus der anderen Perspektive, aber immerhin unmittelbar aus dem Alltag. Dass wir in allen Bundesländern auf einen eklatanten Lehrermangel zusteuern, ist bereits seit Jahren klar, doch nun zeigen sich Ausmaß und Auswirkungen immer deutlicher in der deutschen Schullandschaft. Laut einer forsa Umfrage waren im Jahr 2022 bundesweit 11 Prozent der eigentlich zur Verfügung stehenden Lehrerstellen an allgemeinbildenden Schulen nicht besetzt (vgl. bllv.de).

Vielleicht hast auch du im Laufe deiner Berufstätigkeit in einem anderen Job schon einmal daran gedacht, dass der Lehrerberuf eine spannende Alternative für dich sein könnte. Denn Vorteile bietet der Job als Lehrer oder Lehrerin durchaus.

Warum Lehrer werden? Vorteile des Lehrerberufs

Ein Quereinstieg ins Lehramt führt zu einem Job, der durchaus viele Vorteile mit sich bringt:

  • Du arbeitest mit Kindern und Jugendlichen, was eine extrem bereichernde Tätigkeit sein kann. Denn du kannst sie fördern, unterstützen, ihnen etwas beibringen, sie begeistern und motivieren – und bist jeden Tag hautnah an ihren Gedanken, Gefühlen und Erlebnissen dran. Das ist sicher fordernd, aber auch sehr spannend.
  • Als Lehrer bist du eine sehr wichtige Stütze für die Gesellschaft. Der Lehrberuf legt unter anderem den Grundstein für die weitere Entwicklung vieler neuer Generationen an Fach- und Arbeitskräften – aber natürlich auch ganz schlicht und einfach an deren Persönlichkeitsentwicklung.
  • Du kannst als Lehrer einen Teil deiner Arbeitszeit flexibel und nach deinen Bedürfnissen einteilen. Ob du die Schularbeiten nachts um 2 Uhr oder lieber nachmittags um 16 Uhr korrigierst, ist dir überlassen.
  • Viele Lehrer arbeiten nicht voll, sondern sind in Teilzeit-Arbeitsverhältnissen tätig. Hier sind bislang sehr flexible Modelle möglich.
  • Als Lehrkraft hast du, abgesehen vom Lehrplan, große individuelle Spielräume, wie du deinen Unterricht gestaltest. Im Unterschied zu vielen Tätigkeiten in der freien Wirtschaft bist du nicht permanent mit einem dich beurteilenden Chef konfrontiert, sondern kannst im Beruf sehr frei planen und handeln.
  • Auch Quereinsteiger können – je nach Bundesland – Chancen auf eine Verbeamtung haben. Das hängt vor allem von deinen beruflichen Abschlüssen und Erfahrungen und deinem Alter ab. Grob gesagt, wer die Mitte Vierzig bereits überschritten hat, kann nicht mehr auf ein Beamtenverhältnis hoffen. Verbeamtung im öffentlichen Dienst bietet viel Sicherheit, ein langfristig planbares Einkommen, hohes Ansehen bei Kreditgebern, solide Pensionsansprüche usw.
  • Generell bieten Jobs, in denen du mit Menschen zu tun hast, eine große Chance auf hohe Arbeitszufriedenheit. Tätigkeiten, in denen du hilfst, unterstützt und begleitest, geben auch dem Arbeitenden sehr viel Sinn und Erfüllung.
Lehrerin steht vor Klasse mit sich meldenden Kindern
Bildquelle: www.istockphoto.com / monkeybusinessimages

Quereinsteiger gesucht: Studium vorausgesetzt

Wer eine klassische Lehrerausbildung macht, um später an einer Grund-, Mittel-, Real- oder Gesamtschule oder einem Gymnasium zu unterrichten, muss in Deutschland ein Studium absolvieren. Je nach Schulart unterscheiden sich diese Studiengänge natürlich in fachlicher Tiefe, pädagogischem Lehrumfang und Praxiselementen. Der große Praxisblock erfolgt bei der klassischen Lehrerausbildung erst nach dem Hochschulstudium und nennt sich Referendariat bzw. berufsbegleitender Vorbereitungsdienst. Die Universitätsphase des Lehramts schließt man mit dem ersten Staatsexamen oder der ersten Staatsprüfung ab, das Referendariat mit dem zweiten Staatsexamen oder der zweiten Staatsprüfung.

Wenn du jetzt als Quereinsteiger Lehrer werden möchtest, hast du vermutlich weder Lust noch Zeit oder genug Geld, ein komplettes Studium von vorne zu beginnen. Und das musst du auch gar nicht:

Denn es besteht die Möglichkeit, direkt in ein Referendariat einzusteigen, wenn du bestimmte Hochschulabschlüsse mitbringst.

Aber Fakt ist:

Ohne ein abgeschlossenes Studium hast du kaum Chancen, als Seiteneinsteiger Lehrer an allgemeinbildenden Schulen zu werden. Eine Ausbildung reicht hierfür nicht aus.

Fachrichtung des Studiums gibt Unterrichtsfächer vor

Was du studiert hast, gibt dann die Fächer vor, die du später im Schuldienst unterrichten wirst. Somit soll sichergestellt werden, dass du die nötige fachliche Tiefe mitbringst. In der Regel geben die meisten Lehrkräfte an höheren Schulen mindestens ein erstes und ein zweites Unterrichtsfach. Meist sind die Fächerkombinationen fix, also zum Beispiel die Kombinationen Deutsch und Französisch, Mathe und Physik, Englisch und Geografie. Ausnahmen gibt es unter anderem in speziellen Fächern wie Kunst, Musik und Sport. In Grund- und auch vielen Mittelschulen hingegen unterrichtest du eine Vielzahl an Fächern.

Je größer der Lehrermangel in einem bestimmten Fach ist, desto besser stehen deine Chancen auf den Quereinstieg. Die Kultusminister sprechen hier auch von sogenannten „Mangelfächern“, in denen nicht genügend Absolventen des ersten Staatsexamens zur Verfügung stehen. Jahrelang waren zum Beispiel Fächer aus dem MINT-Kanon davon betroffen, das heißt es fehlten bzw. fehlen Lehrkräfte für Physik, Chemie, Informatik, Mathematik, Biologie. Mit einem Diplom- bzw. Masterabschluss in einem dieser Fächer hat man gute Chancen, direkt ins Referendariat, evtl. in manchen Bundesländern sogar direkt in den Lehrdienst plus berufsbegleitendes Referendariat einsteigen zu können.

Beispiele:

  • Bringst du ein abgeschlossenes Physikstudium mit, könntest du zum Beispiel als Physiklehrer arbeiten, nachdem du den Quereinstieg ins Referendariat absolviert hast.
  • Mit einem Universitätsabschluss in einer modernen Fremdsprache wie Englisch, Französisch oder Spanisch könntest du in diesen Fächern einsteigen.
  • Hast du Pädagogik studiert, hast du gute Chancen für die Elementarstufe im Schulsystem, also die Grundschule.
  • Aber: Mit Studienfächern, die nicht einem schulischen Lehrfach entsprechen (beispielsweise Medienwissenschaft, Orientalistik, Medizintechnik usw.), hast du es relativ schwer, den Quereinstieg in den Lehrerberuf zu schaffen.

Ein Sonderfall ist das Berufsschullehramt. Infos dazu findest du in diesem Artikel:
Quereinsteiger-Jobs: Berufsschullehrer gesucht!

Schlafender Lehrer vor Tafel neben großem Stapel an zu korrigierenden Schularbeiten
Bildquelle: www.istockphoto.com / vchal

Die Bildungshoheit der Länder

Leider ist die Bildungsthematik in Deutschland oftmals etwas kompliziert und nicht leicht zu durchblicken. Das liegt in erster Linie an der Bildungshoheit der Länder, die bei uns per Grundgesetz verankert ist. Das hat zur Folge, dass die Schulsysteme in Deutschland von Bundesland zu Bundesland verschieden sind.

In Bayern besuchen Kinder beispielsweise vier Jahre die Grundschule und entscheiden sich anschließend für eine Mittelschule, eine Realschule oder ein Gymnasium. In Berlin hingegen gibt es eine sechsjährige Grundschule plus ein sich daran anschließendes, zweigliedriges Oberschulsystem mit integrierten Sekundarschulen und Gymnasien. In Bremen wiederum existieren unter anderem sogenannte besonders praxisorientierte Werkschulen, die Kinder nach der vierjährigen Grundschulzeit alternativ besuchen können.

Klingt kompliziert? Ist es leider auch. Deshalb sollte als erster Schritt, wenn du planst, per Quereinstieg im Lehramt anzufangen, das Bundesland feststehen, in dem du später unterrichten möchtest. Das entspricht sicherlich nicht der Lebensrealität vieler Menschen, die gerne flexibel auch in Hinblick auf ihren Wohn- und Arbeitsort bleiben möchten. Aber aktuell ist die deutsche Bildungslandschaft so aufgebaut, dass große Unterschiede zwischen den Ländern bestehen was Schularten und Lehrerausbildung angeht. So kann es durchaus sein, dass deine berufliche Fachrichtung bzw. Vorqualifizierung in dem einen Bundesland ausreicht, um in den Lehrerberuf einzusteigen, in einem anderen Bundesland jedoch nicht anerkannt wird.

Hinzu kommt, dass das Referendariat in den Bundesländern unterschiedlich lange dauert:

  • Bayern und Thüringen: 24 Monate
  • Hessen: 21 Monate
  • Baden-Württemberg: 19 Monate
  • Sachsen, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein, Hamburg, Berlin, Bremen, Saarland, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz: 18 Monate
  • Sachsen-Anhalt: 16 Monate
  • Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern: 12 Monate

Seiteneinstieg ins Lehramt: Not macht erfinderisch

Der Lehrermangel ist jedoch mittlerweile so groß, dass die meisten Bundesländer Sonderprogramme für Quereinsteiger anbieten. Hier wird immer im Einzelfall geprüft, welche Voraussetzungen der Bewerber mitbringt und ob diese für einen relativ schnellen Quereinstieg ausreichen. Informiere dich unbedingt auf den Seiten deines zuständigen Kultusministeriums darüber.

Zum Beispiel gehen einige Bundesländer dazu über, Berufserfahrung als Ersatz für das Referendariat anzuerkennen. Man darf beispielsweise in Nordrhein-Westfalen als Quereinsteiger mit Universitätsabschluss direkt im Schuldienst beginnen, nimmt aber dann parallel an einer berufsbegleitenden Ausbildung teil und kann am Ende mit einer staatlichen Abschlussprüfung die volle Lehrbefähigung erlangen. Andere Länder wie Bayern halten relativ strikt an dem zweijährigen Referendariat fest. Das heißt, wer sich hier für einen Quereinstieg interessiert, muss

1.) einen passenden Hochschulabschluss mitbringen (in einem Unterrichtsfach) und

2.) bereit sein, ein zweijähriges Referendariat zu absolvieren (in Vollzeit). Dieses ist auch je nach Fächerkombination nur an bestimmten Seminarschulen möglich.

Verdienst im Referendariat

Während des Vorbereitungsdienstes bzw. Referendariats verdienst du leider auch nur sehr begrenzt. Im Durchschnitt beträgt das Einkommen zwischen 1.400 und 1.600 Euro brutto monatlich. Die Bezüge unterscheiden sich nach Schulform und Bundesland.

Die Sache mit der Altersgrenze

Es gibt allerdings noch eine weitere Hürde, vor allem für all diejenigen, denen in erster Linie die Verbeamtung wichtig ist. Hier gibt es vom Staat eine festgelegte Altersbegrenzung. Sie liegt in den meisten Bundesländern zwischen 40 und 45 Jahren. Überschreitest du dieses Alter, ist eine Verbeamtung generell ausgeschlossen und nicht mehr möglich. Du kannst aber natürlich als angestellte Lehrerin bzw. angestellter Lehrer tätig werden.

Umgeschulte Lehrkraft nach Quereinstieg erklärt Kindern im Klassenzimmer Lehrstoff
Bildquelle: www.istockphoto.com / Drazen Zigic

Sonderfall Privatschulen

Ein Spezialfall sind Schulen in privater Trägerschaft. Sie haben unter Umständen andere Kriterien, die dir den Quereinstieg in den Beruf leichter möglich machen, da sie nicht an staatliche Vorgaben gebunden sind. Darüber musst du dich aber individuell bei den Privatschulen informieren. Solche Stellenangebote für Lehrer findest du übrigens auch in ganz normalen Stellenbörsen; im Unterschied zu den Anstellungsverhältnissen im Staatsdienst.

Welche Voraussetzungen solltest du als Lehrkraft mitbringen?

Abgesehen von der fachlichen Eignung im jeweiligen Unterrichtsfach musst du als Lehrkörper aber auch noch ein paar andere Dinge, Stichwort Soft Skills, mitbringen.

Bestimmte Voraussetzungen erleichtern dir das Lehrer-Sein sehr:

Fazit

Als Schüler ist einem der Lehrberuf oft sehr fremd und kommt bei der Berufswahl nicht infrage. Doch gerade jetzt, aufgrund des großen Lehrermangels in Deutschland, spielen viele Berufstätige mit dem Gedanken, in den Lehrerberuf umzuschulen. Voraussetzung hierfür ist ein abgeschlossenes Hochschulstudium entweder in einem Unterrichtsfach oder einem eng verwandten Gebiet. Dann besteht die Möglichkeit, unmittelbar ein Referendariat zu absolvieren, das zwischen 12 und 24 Monaten dauert – je nach Bundesland.

Quellen:
deutsches-schulportal.de, bllv.de, bremen.de, gew.de

Aktuelle Jobs für Lehrer



Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir die männliche Form (generisches Maskulinum), z. B. „der Mitarbeiter“. Wir meinen immer alle Geschlechter im Sinne der Gleichbehandlung. Die verkürzte Sprachform hat redaktionelle Gründe und ist wertfrei.