Neid im Job: Karrieremotor oder -killer?
Die Kollegin wird befördert, der Büronachbar bekommt die Leitung für ein prestigereiches Projekt – und du? Du gehst mal wieder leer aus. Wenn du jetzt ein bisschen neidisch bist, ist das nur menschlich. Kaum jemand kann behaupten, komplett frei von Neid zu sein. Was uns aber voneinander unterscheidet, ist unser Umgang mit diesem Gefühl. Im Arbeitsleben kann Neid sowohl positiv als auch negativ sein und verschiedene Auswirkungen auf die Karriere haben. Denn ob er sich als Motor nutzen lässt, um selbst voranzukommen, oder sich zum Karrierekiller entwickelt, entscheidest du selbst.
Inhaltsverzeichnis
Neider mag niemand
Neid und Missgunst im Job entstehen vor allem dann, wenn ein Mitarbeiter das Gefühl hat, andere Kollegen würden besser behandelt oder bevorzugt werden. Dass hinter dieser Anerkennung auch eine Leistung steckt, wird oft übersehen. Geht man in so einem Fall nun also zum Vorgesetzten und beschwert sich über den Umstand oder schwärzt den Kollegen vielleicht sogar an, wirft das kein gutes Licht auf einen selbst. Immerhin hat der Chef oder die Chefin die Entscheidung getroffen und der Mitarbeiter würde diese mit seinem Verhalten infrage stellen.
„Ich will, was der andere hat – und weil ich es nicht bekomme, mache ich es ihm kaputt“. Wer mit diesem Gedanken durchs Leben geht, ist auf dem besten Weg, Unruhe in sein Team oder das Unternehmen zu bringen. Intrigen, Sabotagen und Mobbing sind keine Kavaliersdelikte. Wer so mit Neid umgeht, der schadet nicht nur dem beneideten Kollegen, sondern auch sich selbst.
Neid als Karrieremotor
Auch wenn Neid oft als negatives Gefühl angesehen wird, kann es in einigen Fällen als Karrieremotor dienen. Wie also schafft man es, positiv mit dem eigenen Neid umzugehen? Einfach nicht neidisch sein? Das ist natürlich leichter gesagt als getan. Es ist völlig okay, wenn du Neid empfindest. Nimm ihn als Anlass dafür, die Situation in Ruhe zu überdenken. Das kann dir sogar dabei helfen, deine eigenen beruflichen Ziele zu überdenken. Was genau möchtest du eigentlich in deinem Job erreichen? Willst du die neue Aufgabe oder Position des Kollegen nur, weil du sie nicht bekommen hast? Oder bist du wirklich an mehr Verantwortung, Überstunden und Dienstreisen interessiert?
Wenn dem so ist, solltest du ein Gespräch mit deinem Vorgesetzten suchen, bei dem ihr über Erwartungen und Zielvereinbarungen redet. Mache klar, dass auch du für den nächsten Karriereschritt bereit bist, und bringe in Erfahrung, was dafür notwendig ist. Natürlich schadet es auch nicht, sich am bevorzugten Kollegen zu orientieren: Spricht er besser Englisch, ist besonders präsentationssicher oder ein auffällig brillanter Teamplayer? Sind es mit anderen Worten vielleicht besondere Skills, die ihm seine Beförderung eingebracht haben – und nicht eine unfaire Bevorzugung?
Neid kann also durchaus auch dazu motivieren, härter zu arbeiten, um seine eigenen Leistungen zu verbessern und seine Karriere voranzutreiben. Zudem kann das Gefühl dazu führen, dass du eine neue Perspektive auf deine Arbeit und dein Umfeld gewinnst. Indem du die Erfolge anderer Mitarbeiter betrachtest, kannst du erkennen, welche Fähigkeiten und Kompetenzen notwendig sind, um erfolgreich zu sein, und dich dann darauf konzentrieren, diese zu entwickeln.
Neid und Missgunst als Karrierekiller
Natürlich gibt es aber auch die dunkle Seite des Neids. Konzentrierst du dich nämlich zu sehr auf das unangenehme Gefühl, kann es passieren, dass die negativen Gedanken und Gefühle überhandnehmen. Es kann sogar so weit gehen, dass dich das bei deiner Arbeit hindert und deine Produktivität und Motivation drastisch mindert. Siehst du nur die Erfolge anderer und vergleichst du dich ständig mit ihnen, führt das zu Frust und Niedergeschlagenheit. Lässt du dich von Eifersucht und Missgunst leiten, lenkt dich das von deinen Karrierezielen ab und bringt dich schnell auf den falschen Weg.
Außerdem besteht die Gefahr, ein toxisches Arbeitsumfeld zu kreieren. Negative Beziehungen zu den Kollegen sind nicht nur schlecht für das Arbeitsklima, sondern auch für deine allgemeine Laune. Das Gefühl, unfair behandelt zu werden, kann die Ursache zahlreicher Konflikte werden, die zu einem unangenehmen Arbeitsumfeld führen. Wirst du allerdings tatsächlich nicht gerecht behandelt und ändert sich dies auch nicht nach einem Gespräch mit den oberen Etagen, solltest du überlegen, den Job zu wechseln.
Wie geht man mit Neid im Job um?
Neid und Missgunst am Arbeitsplatz wird es immer geben – aber die Situation muss nicht zwangsläufig eskalieren. Konzentriere dich auf dein eigenes Leben, deine eigenen Karriereziele und beruflichen Erfolge und nicht so sehr auf die der anderen. Eine generell positive Einstellung macht vieles einfacher und stellt die persönlichen Stärken und Fähigkeiten in den Fokus. Gute Beziehungen zu Kollegen und Vorgesetzten sind essenziell, um sich im Job wohlzufühlen.
Was aber, wenn du selbst das Ziel von Neidern bist und deshalb vielleicht sogar mit Anfeindungen zu kämpfen hast? Beispielsweise, weil du befördert wurdest oder dir ein Projekt zugeteilt wurde, das heiß begehrt ist. Die wohl beste Lösung hierfür ist offene Kommunikation. Sprich die Probleme deutlich und früh genug an, anstatt sie unter den Tisch zu kehren. Rede mit deinen Kollegen und erkläre ihnen, wie du dich dabei fühlst. Oft hilft bereits ein ehrliches Gespräch, um Streitereien aus dem Weg zu räumen.
Fazit
Neid im Beruf werden wir immer erfahren – und vermutlich auch aus mehreren Perspektiven. Egal ob du von Neidern angegriffen wirst oder selbst einer bist, es gibt immer bessere Möglichkeiten, die Situation zu lösen, als in ein dauerhaft schlechtes Arbeitsklima zu verfallen. Nutze lieber die Motivation, die dir Gefühle wie Neid geben können und konzentriere dich auf dich selbst, ohne dich ständig zu vergleichen. Anderen Personen das Leben schwer zu machen, bringt niemandem etwas. Offene Kommunikation dagegen hilft dabei, den anderen besser zu verstehen und vielleicht sogar etwas aus der Situation zu lernen. Wirst du tatsächlich unfair behandelt und es ist trotz zahlreicher Gespräche keine Besserung in Sicht, hilft manchmal nur ein Jobwechsel.
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Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir die männliche Form (generisches Maskulinum), z. B. „der Mitarbeiter“. Wir meinen immer alle Geschlechter im Sinne der Gleichbehandlung. Die verkürzte Sprachform hat redaktionelle Gründe und ist wertfrei.
Marina ist Redakteurin, Content-Managerin & Autorin. Sie hat Romanische Sprachen, Literatur & Linguistik an der Ludwig-Maximilians-Universität München studiert. Schreiben ist für sie nicht nur ein Beruf, es ist auch ihre große Leidenschaft. Für careeasy – Dein Karrieremagazin von stellenanzeigen.de schreibt Marina freiberuflich über Themen rund um Bewerbung, Karriere und Persönlichkeitsentwicklung.