Gesetze sind deine Leidenschaft, und am liebsten willst du Rechtsstreitigkeiten vorbeugen? Du bist auf der Suche nach einem besonders seriösen und angesehenen Beruf und willst später im Idealfall gleichzeitig ein öffentliches Amt bekleiden und ein Freiberufler sein? Genau diese Kombination findest du im Beruf des Notars.

Die Ansprüche der Urkunden, die er ausstellt, sind sofort vollstreckbar, und den Unterlagen wird durch das Dienstsiegel Gültigkeit verliehen. Das Tätigkeitsgebiet liegt in der sogenannten vorsorgenden Rechtspflege. Die Bundesnotarkammer bezeichnet die Angehörigen dieses Berufsstands deshalb auch als „Richter im Vorfeld“. Dennoch handelt es sich bei den Notaren nicht um Beamte. In Baden-Württemberg allerdings war genau dies bis zum Jahr 2017 der Fall.

Ob du für diesen Beruf geeignet bist, kannst du möglicherweise in diesem Artikel feststellen, in dem wir dir in erster Linie Einblicke in das hauptberufliche Notariat geben, ein Berufsbild, das im Übrigen bis in die Zeit der französischen Revolution zurückreicht.

Infos zum Beruf des Notars

Was sind die Aufgaben eines Notars?

Notare handeln im Interesse des Mandanten und überprüfen, dass die Vereinbarungen nicht im Widerspruch zu geltenden Gesetzen stehen. Wie auch Rechtsanwälte oder Richter sind Angehörige dieses Berufsstands zur Verschwiegenheit verpflichtet.

Bei bestimmten Rechtsgeschäften ist die Form der notariellen Beurkundung vorgeschrieben, beispielsweise bei der Schenkung einer Immobilie. Der Sinn dahinter: Auch wer juristisch nur wenig bewandert ist, soll in den Genuss einer Rechtsberatung kommen, und voreilige Vertragsabschlüsse sollen vermieden werden. Zu diesem Zweck wird ein notarielles Vorgespräch geführt.

Im Allgemeinen lässt sich der Tätigkeitsbereich eines Notariats wie folgt zusammenfassen:

  • Rechtliche Belehrung und Beratung von Mandanten
  • Beurkundung von Willenserklärungen
  • Beglaubigung von Unterlagen
  • Protokollierungen
  • Abnehmen eidesstattlicher Versicherungen

Um das Ganze zu veranschaulichen: In der Praxis gehört es zu den Aufgaben eines Notars, Vertragsentwürfe zu erstellen, Urkunden in den Bereichen Erb-, Familien-, Immobilien- und Gesellschaftsrecht anzufertigen, Vereinbarungen in Ehesachen festzuhalten, Testamente aufzusetzen oder Vorsorgevollmachten und Scheidungspapiere zu erstellen.

Die Insigne des Notars

Vielleicht hast du das schon einmal gesehen: Die traditionelle notarielle Urkunde wird mit einer Schnur und einem Prägesiegel verbunden. Auf diese Weise soll sichergestellt werden, dass an den Unterlagen später noch etwas verändert werden kann.

Mittlerweile steht Notaren jedoch die Möglichkeit zur Verfügung, amtliche Urkunden elektronisch zu erstellen.

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Der Weg zum Beruf

Zunächst ist es erforderlich, ein Studium der Rechtswissenschaften zu absolvieren. Nach dem ersten Staatsexamen wird ein zweijähriges Rechtsreferendariat abgeleistet. Daraufhin erfolgt das zweite Staatsexamen. Die Laufbahn als Notar beginnt im Rahmen eines Anwärterdienstes: Man wird in einem Notariat drei Jahre lang ausgebildet.

Eine große Herausforderung des Berufswegs besteht darin, erst einmal ein Notarassessor (das heißt: Anwärter) zu werden. Hierfür muss man in einem Auswahlgespräch mit dem OLG-Präsidenten und mit der Notarkammer für geeignet befunden werden. Als Notarassessor übernimmt man zum Beispiel die Urlaubsvertretung, doch auch viele Weiterbildungen stehen auf der Agenda. Nachdem man die Anwärterzeit absolviert hat, bewirbt man sich auf freie Stellen. Erst dann kann eine Vereidigung erfolgen und die Bestellungsurkunde ausgehändigt werden, sodass man zum Notar ernannt wird (Quelle).

Wieviel kann man verdienen?

Die Gebühren der Notare hängen von den jeweiligen Geschäftswerten ab. Da ein Notar folglich für ein hohes Honorar manchmal nur wenig arbeiten muss, während auch Aufgaben zur Tagesordnung gehören, die sich kaum lohnen, handelt es sich bei dem „Geschäftsmodell“ des Notars um eine sogenannte Mischkalkulation.

Außerdem gilt: Je größer der Kundenstamm ist, desto mehr kann man verdienen. Da jeder notariell Praktizierende einen fest zugewiesenen Zuständigkeitsbereich hat, besteht für die Angerhörigen dieses Berufs eine Einkommensgarantie.

Ein stark reglementierter Bereich

  • Wenn es heißt, dass ein Notar „auf Lebenszeit“ bestellt wird, dann bedeutet das, dass er mit 70 Jahren automatisch in den Ruhestand befördert wird. Ist eine Person also älter als 70 Jahre, darf sie oder er nämlich nicht mehr in diesem Beruf arbeiten.
  • Eine weitere Merkwürdigkeit, die so seltsam gar nicht ist, wenn man sich die erforderliche absolute Neutralität ins Gedächtnis ruft: Man darf keinen gewerblichen Nebenberuf ausüben. Will man gern einer weiteren Erwerbstätigkeit nachgehen, muss man hierfür einen Antrag bei der jeweiligen Behörde stellen, durch die man beaufsichtigt wird, und deren Genehmigung abwarten.
  • Doch es gibt noch mehr Einschränkungen: Bevor man einen zugewiesenen Amtssitz verlässt, muss man eine Mindestverweildauer von fünf Jahren erfüllen.
  • Geringer Geschäftswert und viel Aufwand? Ungemütliche Mandanten? Kein Fall darf abgelehnt werden: Als Notar hat man den Auftrag, allen Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung zu stehen.

Welche persönlichen Eigenschaften sind wichtig?

  • Wenn du eher eine Kämpfernatur bist, dann bist du für den Beruf des Anwalts wahrscheinlich besser geeignet: Als Notar hingegen ist es wichtig, den Mandanten mit ihrem unterschiedlichen Bildungsstand verschiedene juristische Sachverhalte erklären zu können. Hierfür sind eine hohe soziale Kompetenz und oftmals auch viel Geduld erforderlich.
  • Man muss sich erst einmal gute Studienerfolge erkämpfen: Um Notar zu werden, benötigt man sehr gute Noten in den Staatsexamina: Mindestens vollbefriedigend muss die Note sein.
  • Während ein Rechtsanwalt häufig dazu gezwungen ist, Fälle zu vertreten, von denen er nicht überzeugt ist, agiert ein Notar unparteiisch. Um diese Funktion optimal repräsentieren zu können, ist ein ausgeglichenes Wesen wichtig.
  • Man ist Träger eines öffentlichen Amtes, weshalb es wichtig ist, dass man sich mit der vorsorgenden Rechtspflege identifizieren kann.

Wann bist du für den Beruf nicht geeignet?

  • Du bist nicht dazu bereit, eine sehr lange Ausbildungszeit auf dich zu nehmen?
  • Ehrgeiz ist nicht so deine Sache: Du magst es weder, mit ausgesprochen guten Noten im Studium zu glänzen, noch dich in Auswahlgesprächen gegen andere Kandidaten durchzusetzen.
  • Du hast keine Lust auf einen konservativen Beruf, in dem viel Wert auf das Ansehen des Berufsstandes gelegt wird.
  • Am liebsten würdest du in einem Trendberuf arbeiten.
  • Für deine spätere Berufspraxis schwebt dir eine Festanstellung vor.
  • Du ziehst häufig um – am liebsten quer durch die ganze Bundesrepublik oder auch einmal außerhalb.
  • Du wechselst deinen Tätigkeitsbereich gern und liebst die Abwechslung.
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Werbung ist nicht nach Belieben erlaubt

Die Landesjustizbehörden schreiben bei Bedarf Stellen für Notare aus. Der Zugang zu diesem Beruf ist also, anders als der Beruf des Rechtsanwalts, nicht frei. Der Vorteil an der Sache: Jedem ist ein festes Gebiet zugewiesen, und in diesem muss er sich nicht etwa gegen Konkurrenz durchsetzen, weshalb er auch kein Marketing betreiben muss. Werbung ist sogar verboten, wenn sie beispielsweise Zweifel an seiner Unparteilichkeit erweckt.

Welche Alternativen gibt es zu diesem Beruf?

Wer sich für Gesetze interessiert, kann je nach Lage der eigenen Interessen und Talente auch den Beruf des Rechtsanwalts, des Richters, des Patentanwalts oder auch des Rechtspflegers in Erwägung ziehen.

Noch naheliegender als die erwähnten Berufe ist der Job des Anwaltsnotars: Um als solcher tätig zu sein, muss man mindestens fünf Jahre als Rechtsanwalt tätig sein, davon drei Jahre ohne Unterbrechung. Außerdem muss die notarielle Fachprüfung bestanden sowie Berufspraxis in einem Notariat nachgewiesen werden. Darüber hinaus sind jährliche einschlägige Fortbildungen erforderlich.

Zusammenfassung

Im Jahr 2019 sind laut der Statistik der Bundesnotarkammer 1714 hauptberufliche Notare in Deutschland tätig. Zum Vergleich: In Deutschland sind im Jahr 2019 165.104 Rechtsanwälte ansässig (Quelle: Bundesrechtsanwaltskammer). Dieser große Mengenunterschied lässt vermuten, dass bei weitem nicht jeder Person, die diesen Beruf ergreifen möchte, dies auch gelingen dürfte. Ein weiterer Aspekt, der zu dieser Zahl führt, ist jedoch, dass man nur in 11 deutschen Bundesländern als hauptberuflicher Notar tätig sein kann.

Wenn es dein Traumberuf ist, Notar zu werden, dann musst du, um dieses Ziel zu erreichen, viel Ehrgeiz mitbringen und dich in dein Jurastudium richtig reinhängen: Wie der Artikel „Lieber kein Notar als ein schlechter Notar“ zeigt, haben Bewerber mit weniger guten Examensnoten kaum Chancen auf eine Stelle. Über die Studienleistungen hinaus musst du dir sicher sein, dass du für die notarielle Tätigkeit persönlich geeignet bist.

Was im schlimmsten Fall passieren kann? Wenn du in deinen Examina schlecht abgeschnitten hast, wird empfohlen, den Lebenslauf mit Auslandsaufenthalten und guten Fremdsprachenkenntnissen zu verbessern. Eine herausragende Bezahlung kann ein Rechtswissenschaftler jedoch nur mit guten Noten erwarten, und in vielen Fällen wird eine bestimmte Mindestpunktzahl vorausgesetzt: Um Anwalt werden zu können, benötigt man 9 Punkte, für den Beruf des Staatsanwaltes mindestens 10 (Quelle).

In jedem Fall wirst du dir mit einem abgeschlossenen oder auch einem abgebrochenen Jurastudium keine Sorgen um einen Arbeitsplatz machen müssen: Mitarbeiter mit juristischen Kenntnissen sind in vielen Betrieben willkommen!

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