Post-Corona: Depressiv durch Homeoffice?
So angenehm und praktisch das Homeoffice auch ist – es hat seine Schattenseiten. Immer mehr Menschen merken, dass die Isolation, die mit der Arbeit von zu Hause einhergeht, negative Effekte auf ihre Psyche hat. Das betrifft vor allem diejenigen, die vorher schon Probleme mit ihrer psychischen Gesundheit hatten. Dazu kamen der lange Lockdown und die vielen Verbote, die das soziale Leben in den letzten Jahren enorm eingeschränkt haben. All dies führte zu einem Anstieg an Fällen von Depressionen in Deutschland. Aber ist unter anderem wirklich auch das Homeoffice schuld daran?
Inhaltsverzeichnis
Depressionen sind keine Seltenheit
Laut Deutschland-Barometer Depression 2021 wurde bei jedem fünften Arbeitnehmer in Deutschland schon einmal eine Depression diagnostiziert. Die Befragung wird regelmäßig von der Deutschen Depressionshilfe durchgeführt und erschien zuletzt im November 2021. In einem repräsentativen Online-Panel im September 2021 wurden 5.283 Personen zwischen 18 und 69 Jahren befragt, von denen eine große Anzahl während der Corona-Pandemie überwiegend im Homeoffice waren. Kann das Arbeiten von daheim der Grund für die steigende psychische Belastung sein?
Depression durch Überlastung oder umgekehrt?
Die Corona-Krise war aus mehreren Gründen psychisch sehr herausfordernd. Neben der Umstellung auf das Homeoffice darf man Faktoren wie die Angst um die eigene Gesundheit und die Gesundheit von Familie und Freunden, sowie die Wirtschaftskrise und die damit verbundenen Ängste nicht vergessen. Zudem mussten viele Eltern neben der Arbeit von zu Hause ihre Kinder betreuen, was zu einer zusätzlichen körperlichen und psychischen Belastung führte.
Das Deutschland Barometer Depression veranschaulicht, dass die Rolle der Arbeit für die Entstehung einer Depression überschätzt wird, da die Bedeutung der Veranlagung unterschätzt wird. Als wichtigste Ursachen für eine Depression werden von den Bundesbürgern folgende Angaben gemacht:
- Belastungen am Arbeitsplatz (95%)
- Konflikte im Job/mit Kollegen (93%)
- Dauerhafte Erreichbarkeit (83%)
Was viele dabei jedoch nicht beachten ist, dass Depression auch biologische Ursachen haben kann. Dies wissen allerdings nur 64% der Befragten und nur 57 % sind sich darüber bewusst, dass während einer Depression vielfältige Hirnprozesse verändert werden. Eine Depression führt dazu, dass der oder die Betroffene seine Umgebung anders wahrnimmt, sehr viel negativer eingestellt ist und sich schnell erschöpft fühlt. So kann es passieren, dass diese Überforderung als Ursache bezeichnet wird, obwohl sie eigentlich nur eine Folge der Depression ist.
Deshalb sind viele Menschen davon überzeugt, dass Urlaube bei Depressionen helfen und auch Ruhe und viel Schlaf die Symptome lindern. Doch laut Prof. Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Inhaber der Senckenberg-Professur an der Goethe Universität Frankfurt, ist dies eben nicht der Fall, sondern genau das Gegenteil. Viel Schlaf verschlechtert bei den meisten die Depression sogar, während Schlagentzug ein etabliertes Behandlungsverfahren in Kliniken darstellt. Urlaube helfen ebenso wenig. Wichtig ist eine Behandlung gemäß nationalen Leitlinien mit Antidepressiva und/oder Psychotherapie.
Depression und Homeoffice
Selbstverständlich kann die Isolation im Homeoffice zu einer Depression beitragen, allerdings sollten vor einer schnellen Beurteilung auch alle anderen Faktoren betrachtet werden. Ein nicht unwesentliches Problem des Homeoffice ist allerdings, dass Betroffene ihre Erkrankung relativ gut verstecken können. Trifft man seine Kollegen und den Chef oder die Chefin nur online, bemerken viele diese auffälligen Symptome eher nicht. Anders ist es jedoch, wenn man sich tagtäglich live sieht. Allein die Körpersprache kann viel verraten.
Mehr zum Thema „Mythen des Homeoffice“ kannst du hier lesen.
Ein weiteres Problem im Homeoffice kann der Druck sein, beweisen zu müssen, dass man auch wirklich arbeitet. Zudem wird die getane Arbeit in vielen Fällen nicht mehr so stark wahrgenommen – sie geht unter. Die ständige Erreichbarkeit ist ebenfalls etwas, das zu mehr Stress führen kann. Viele Arbeitnehmer haben außerdem Sorge, durch das Homeoffice beruflich benachteiligt zu sein und dadurch keine Beförderung zu bekommen.
Mehr zu dem Thema:
Dauerhaftes Homeoffice: So machst du das Beste draus
Keine Frage – das Homeoffice hat sowohl Vor- als auch Nachteile. Oft ist es aber auch einfach nur die fehlende Gewohnheit und die Routine, die uns das Leben schwerer macht. Gerade Menschen, die anfällig für psychische Probleme sind, benötigen Routinen, um ihren Alltag besser zu meistern. Durch die Corona-Krise wurden diese Routinen ordentlich durcheinandergebracht, was ebenfalls auf die psychische Verfassung schlagen kann.
Solltest du auch nach der Pandemie dauerhaft im Homeoffice arbeiten, haben wir für dich ein paar Tipps zusammengestellt, mit denen du das Beste aus deiner Situation machen kannst.
- Jetzt ist Feierabend! Abschalten im Home-Office
- Mehr Teamspirit im Home-Office
- Bequem arbeiten von daheim: 5 Outfit-Tipps fürs Home-Office
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- Home-Office Survival-Kit: Alle wichtigen Tools im Überblick
- Psychische Gesundheit im Home-Office: So trainierst du deine mentale Stärke
- Home-Office einrichten: Mehr Power mit Feng Shui & Co.
- Fit im Home-Office: Gesund essen
- So findest du deine Routine im Home-Office: Tricks und Tools
- All by myself… – 10 Tipps gegen Einsamkeit im Home-Office
Noch mehr Tipps für das Homeoffice findest du übrigens in unserem Homeoffice Guide 4.0.
Fazit
In den vergangenen Jahren war die Belastung der Bevölkerung durch die Krise ziemlich hoch, was sich bei einigen negativ auf das psychische Befinden ausgewirkt hat. Gerade zu Beginn der Homeoffice-Pflicht waren viele nicht auf das Arbeiten von zu Hause eingestellt, hatten keinen ergonomischen Arbeitsplatz und mussten in manchen Fällen nebenher die Kinder versorgen. Die Isolation hat dazu geführt, dass mehr Menschen mit Depressionen zu kämpfen hatten. Auch im Homeoffice ist man mehr oder weniger isoliert und hat weniger soziale Kontakte als im Büro.
Dennoch hat das Homeoffice einige Vorteile und kann nicht allein für den Anstieg psychischer Probleme verantwortlich gemacht werden. Wichtig ist, sich alle Komponenten anzusehen, um die Ursache bestimmen zu können. Falls du jedoch merkst, dass das Homeoffice dir psychisch auf Dauer nicht guttut, solltest du dich definitiv darum bemühen, wieder öfter ins Büro zu kommen. Ist das bei deinem aktuellen Arbeitgeber nicht mehr möglich, wäre es ratsam, dich nach einem neuen Job umzusehen.
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