Ein Praktikum ermöglicht einen Einstieg in einen Bereich und ist häufig verpflichtend vorgeschrieben. Ob Vorpraktikum, Schülerpraktikum, Praxissemester, Fach-, Auslands- oder Anerkennungspraktikum – praktische Erfahrungen zu sammeln ist wichtig. Es ist jedoch kein Geheimnis, dass es unter den Unternehmen, die Praktika für Studierende anbieten, schwarze Schafe gibt.

Manche Arbeitgeber sind auf der Suche nach einer möglichst kostengünstigen Arbeitskraft, die quasi umsonst für sie arbeitet. Gleichzeitig wollen sie diese Stelle mit einem intelligenten und engagierten Mitarbeiter besetzen. Damit du den größtmöglichen Nutzen aus dieser praktischen Erfahrung ziehen kannst, haben wir dir ein paar Kriterien zusammengestellt, die du beachten solltest, um das richtige Praktikum zu finden.

Schülerpraktikum: Ein erster Einblick in die Berufswelt

Ein Schülerpraktikum bietet in Deutschland eine hervorragende Gelegenheit, schon während der Schulzeit praktische Erfahrungen zu sammeln und verschiedene Berufsfelder kennenzulernen. Diese Praktika sind meist Teil des Lehrplans und dauern in der Regel ein bis zwei Wochen. Sie ermöglichen es Schülern als Praktikanten, ihre Interessen und Fähigkeiten in einem realen Arbeitsumfeld in der Praxis zu testen und wertvolle Einblicke in den Berufsalltag zu gewinnen.

Für Schüler ist ein Praktikumsplatz oft der erste direkte Kontakt mit der Arbeitswelt. Es hilft ihnen, ihre beruflichen Interessen zu entdecken und mögliche Karrierewege und Branchen zu erkunden. Ein erfolgreich absolviertes Schülerpraktikum kann zudem die berufliche Orientierung erleichtern und die Entscheidung für eine spätere Ausbildung, ein Studium oder einen Job unterstützen.

Die Bewerbung für ein Schülerpraktikum bei einem Unternehmen sollte ebenso sorgfältig wie eine normale Bewerbung bei einem Arbeitgeber vorbereitet werden. Ein überzeugendes Anschreiben, ein gut strukturierter Lebenslauf und gegebenenfalls Schulzeugnisse sind wichtige Bestandteile. Schüler sollten ihre Motivation und Erwartungen klar kommunizieren und auf ihre Stärken hinweisen.

Ob Schülerpraktikum oder ein Praktikum während des Studiums – hier sind 7 Kriterien, auf die du achten solltest, wenn du nach einem guten Praktikum suchst:

#1: Erwerb komplexer Fähigkeiten

Handelt es sich bei der Tätigkeit, die du in erster Linie ausüben wirst, um eine monotone Arbeit, die man innerhalb kurzer Zeit beherrschen kann, wie etwa das Kopieren von Dokumenten? Dann wird dir das Praktikum für deine spätere Berufspraxis kaum Nutzen bringen. Dies bedeutet jedoch nicht, dass dir bei einer wirklich guten Stelle nie Routineaufgaben übertragen werden dürfen. Doch sollte der Großteil der Aufgaben spannend und herausfordernd sein, und die Praktikumsstelle in dem Unternehmen sollte dir eine steile Lernkurve bieten.

#2: Eigene Projekte

Das meiste Wissen erwirbt man bei einem Praktikum, wenn man ein eigenes Projekt in die Praxis umsetzt und mit den dabei entstehenden Problemen konfrontiert wird – oder wie es auch so schön heißt: Learning by doing. Kenntnisse, die im praktischen Kontext erworben wurden, bleiben in der Regel am längsten im Gedächtnis. Auch hat man nach Beendigung des Praktikums etwas vorzuweisen: Erfolgreiche eigene Projekte, die man im Lebenslauf oder auch in einem Vorstellungsgespräch erwähnen kann, sind nicht selten die Eintrittskarte für einen neuen Job.

#3: Berufliche Orientierung

Wichtig ist zudem, dass der Praktikant von dem Betrieb nicht als Ersatz für eine Vollzeitkraft eingesetzt wird und deren Arbeit übernimmt. Der eigentliche Sinn eines Praktikums ist es, dem Praktikanten eine berufliche Orientierung zu erleichtern und einen Einblick in die Branche zu geben. Gerade aufgrund dieses Orientierungscharakters absolvieren nicht wenige Studenten mehr als nur ein freiwilliges Praktikum: Sie sind sich nicht sicher, ob ein Bereich oder eine Stelle richtig für sie ist und verbringen Monate damit, dies herauszufinden.

#4: Weiterbildungen

Besonders zu loben sind diejenigen Betriebe, die ihren Praktikanten Fortbildungen anbieten. Denn: Häufig ist etwas theoretischer Input erforderlich, um praktische Aufgaben besser bewältigen zu können. Vor diesem sollte man auch nicht zurückschrecken, denn in vielen Bereichen gilt das Prinzip des lebenslangen Lernens.

#5: Praxisbezug zu deinem Studium

Möchtest du später nicht dauernd gefragt werden, warum du eigentlich dein Studienfach belegt hast? Wenn du gern einen Praxisbezug zu deinem Studiengang herstellen willst, kann es sich lohnen, ggf. auch etwas länger nach einem geeigneten Praktikumsplatz Ausschau zu halten. Nicht immer muss der naheliegendste Bezug zur Theorie hergestellt werden: Bei den Firmen und Institutionen, die von deinem Professor empfohlen wurden, werden sich nämlich auch sehr viele Kommilitonen bewerben. Blicke ruhig über den Tellerrand, verschaffe dir einen Überblick, welche Möglichkeiten du mit deinem Studium hast, und gehe gern auch einmal einen weniger konventionellen Weg.

#6: Namhaftes Unternehmen

Wie oben angedeutet, muss es sich bei deinem Praktikums-Arbeitgeber nicht immer um ein Weltunternehmen oder ein renommiertes Institut handeln. Auch eine Mitarbeit bei einem Start-Up, welches sich in bestimmten Bereichen einen Namen in der Branche gemacht hat, kann sich lohnen. Während dich in einem größeren Unternehmen meist eine sehr klare Praktikumsstruktur erwartet, kann ein kleinerer Betrieb manche Überraschung für seine Praktikanten bieten. Halte also nach unterschiedlichen Stellenangeboten auf Jobbörsen Ausschau.

#7: Angemessene Bezahlung

Für Pflichtpraktika und Schülerpraktika erhält man im Normalfall kein Gehalt. Wenn du hingegen nach Abschluss deines Studiums ein freiwilliges Praktikum absolvierst, hast du das Recht auf Mindestlohn. In manchen Stellenangeboten auf Jobbörsen wird erwähnt, das Gehalt sei Verhandlungsbasis. In diesem Fall kommt es darauf an, dein eigenes bisheriges Können geschickt hervorzuheben. Auch ein gestaffeltes Gehalt ist möglich, also ein geringes Einstiegsgehalt, das sich nach und nach erhöht.

Gruppe von jungen Menschen, die Praktikum finden wollen

Der Idealfall: Übernahme nach Praktikumsende

Viele Praktikumsstellen in gewissen Branchen locken mit der Aussicht, danach übernommen werden zu können. Groß ist die Enttäuschung dann in Fällen, in denen es nicht geklappt hat. Doch was kann man tun, um die Erfolgschancen zu erhöhen?

Damit alles bestmöglich abläuft, sollte man sich bereits vor der Bewerbung auf eine Praktikums-Stellenanzeige fragen: Passt dieses Unternehmen zu mir? Wenn man sich auch im letzten Drittel des Praktikums noch sicher ist, dass es sich um einen Arbeitgeber handelt, für den man gern längerfristig tätig sein möchte, kann man bei einer guten Gelegenheit einmal vorfühlen: Etwa kann man anmerken, dass man sich sehr darüber freuen würde, nach Ende des Praktikums eine Stelle angeboten zu bekommen.

In manchen Fällen wird eine anschließende Übernahme weder in der Stellenanzeige in Aussicht gestellt, noch stellt sich während des Praktikums die Frage, ob der Praktikant danach fest angestellt wird. Auch ein solches Praktikum kann sich Jahre später als großer Vorteil erweisen, etwa dann, wenn eine interessante Position bei dem ehemaligen Praktikumsbetrieb offen ist.

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Praktische Einblicke durch Mentoring

Ein gutes Praktikum sollte dir nicht nur Aufgaben zuweisen, sondern auch Mentoring bieten. Ein erfahrener Mitarbeiter, der dir als Mentor zur Seite steht, kann dir als Praktikant oder Praktikantin wertvolle Einblicke in die Arbeitsweise und Kultur des Unternehmens und in die Branche geben. Durch regelmäßige Feedbackgespräche erhältst du die Möglichkeit, deine Leistungen zu reflektieren und dich in der Praxis kontinuierlich zu verbessern.

Netzwerken und berufliche Kontakte knüpfen

Während deines Praktikums ist es wichtig, berufliche Kontakte zu knüpfen. Nutze jede Gelegenheit, um dich mit Kollegen aus verschiedenen Abteilungen zu vernetzen. Diese Kontakte können dir später bei der Jobsuche helfen und wertvolle Empfehlungen bieten. Auch Alumni-Treffen oder firmeninterne Veranstaltungen sind eine gute Gelegenheit, dein Netzwerk zu erweitern.

Work-Life-Balance und Arbeitsatmosphäre

Die Arbeitsatmosphäre und die Work-Life-Balance sind entscheidende Faktoren für ein gelungenes Praktikum. Achte darauf, wie das Unternehmen mit Überstunden umgeht und ob flexible Arbeitszeiten angeboten werden. Eine positive und unterstützende Arbeitsumgebung trägt maßgeblich zu deinem Wohlbefinden und deiner Produktivität bei.

Entwicklung von Soft Skills

Neben fachlichen Fähigkeiten solltest du auch auf die Entwicklung von Soft Skills achten. Teamarbeit, Kommunikationsfähigkeit und Problemlösungsfähigkeiten sind wichtige Kompetenzen, die du während deines Praktikums erlernen und stärken solltest. Viele Unternehmen bieten spezielle Trainings oder Workshops an, die dir helfen, diese Fähigkeiten weiterzuentwickeln.

Rückblick und Evaluierung des Praktikums

Am Ende deines Praktikums ist es sinnvoll, eine persönliche Evaluierung durchzuführen. Überlege dir, welche Ziele du erreicht hast, welche Herausforderungen du in deiner Arbeit als Praktikant oder Praktikantin gemeistert hast und was du aus dieser Erfahrung bei dem Arbeitgeber gelernt hast. Ein Abschlussgespräch mit deinem Betreuer kann dir helfen, wertvolles Feedback zu erhalten und zukünftige berufliche Schritte zu planen.

Junge Praktikantin in der Küche

Praktikum im Ausland

Ein freiwilliges Praktikum eignet sich gut dazu, Phasen zwischen zwei Ausbildungsabschnitten zu überbrücken. Es ist dann von einem sogenannten „Überbrückungspraktikum“ die Rede. Besonders viel Erfahrung kannst du häufig sammeln, wenn du für einige Wochen oder Monate ein Praktikum im Ausland absolvierst und dort arbeitest. Nicht wenige Betriebe setzen für unterschiedliche Positionen eine gewisse Menge an Monaten an Auslandserfahrung voraus.

Qualität vor Quantität

„Der ewige Praktikant“ hat ausgedient: Es ist nur davon abzuraten, ein Praktikum nach dem anderen zu absolvieren, denn das wirkt dann in deinem Lebenslauf entweder so, als hättest du dich nicht für einen Fachbereich oder einen Betrieb entscheiden können, oder als wäre kein Betrieb von dir genug überzeugt gewesen, um dich zu übernehmen. Um einem solchen Dilemma vorzubeugen, ist es ratsam, viel Zeit in die Beobachtung des Stellenmarkts zu investieren und die Stellenangebote auf diversen Jobbörsen immer im Blick zu haben, um keine Chance zu verpassen, die dir so manches Praktikum erspart!

Tipps für die Suche

Wenn du einen Praktikumsplatz finden möchtest, kann ein Studentenjob eine wertvolle Ergänzung sein. Durch die Arbeit in einem Studentenjob sammelst du praktische Erfahrungen, die dir bei der späteren Suche nach einem Praktikumsplatz helfen können. Ausbildungsportale sind eine hervorragende Anlaufstelle, um nach solchen Jobs zu suchen, da sie speziell auf die Bedürfnisse von Studierenden zugeschnitten sind.

Auch Karrierewebseiten spielen eine wichtige Rolle. Sie bieten nicht nur Stellenangebote für Praktikanten, sondern auch nützliche Ratschläge und Informationen zur Karriereplanung. Möchtest du dein Praktikum erfolgreich finden, solltest du diese Ressourcen intensiv nutzen und dich gut vorbereiten. Zusätzlich können die Karrieredienste deiner Hochschule wertvolle Unterstützung bieten, indem sie exklusive Praktikumsangebote und individuelle Beratungen anbieten. Durch die Nutzung dieser verschiedenen Quellen erhöhst du deine Chancen, ein passendes und bereicherndes Praktikum und später den passenden Job zu finden.

Wie jeder andere Arbeitnehmer hast auch du als Praktikant übrigens Anspruch auf ein Arbeitszeugnis. Sollte dieses nicht so schnell ausgestellt werden oder sind nicht alle wichtigen Punkte enthalten, so hake einfach nach.

Wir wünschen dir viel Erfolg bei der Suche nach einem Praktikumsplatz!

Fazit: Ein Praktikum finden benötigt Vorbereitung

Das Finden der passenden Praktikumsstelle ist ein entscheidender Schritt in deiner beruflichen Laufbahn. Es ist wichtig, sich vorab gut zu informieren und die eigenen Ziele und Erwartungen zu kennen. Ob Schüler oder Student, Schülerpraktikum oder Pflichtpraktika: Achte auf ein unterstützendes Arbeitsumfeld, klare Aufgaben und die Möglichkeit zur Weiterentwicklung. Ein Praktikum bietet nicht nur praktische Erfahrungen, sondern auch die Chance, berufliche Netzwerke zu knüpfen und Soft Skills zu verbessern. Mit der richtigen Vorbereitung und Einstellung kann ein Praktikum den Grundstein für ein erfolgreiches Berufsleben legen.

FAQs

Bildquellen: „Junge Menschen lachen, weil sie Praktikum gefunden haben“ ©Jacob Wackerhausen – istockphoto.com; „Wenn niemand weiß …“ ©theviralfever – giphy.com; „Mädchen will Praktikum finden“ ©g-stockstudio – istockphoto.com; „Gruppe von jungen Menschen, die Praktikum finden wollen“ ©PeopleImages – istockphoto.com; „Junge Praktikantin in der Küche“ ©klingsup – istockphoto.com

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