Anwalt, Arzt, Journalist oder Dolmetscher: Rouven Blessing träumte früher von vielen Berufen, aber nicht von der Schauspielerei. Doch inzwischen stand er schon mit Schauspiel-Größen wie Emma Watson und Daniel Brühl vor der Kamera. Trotzdem stuft er sich selbst maximal als Nachwuchsschauspieler ein.

Für uns hat Rouven ein bisschen aus dem Nähkästchen geplaudert und erzählt, wie er zur Schauspielerei gekommen ist, welche Voraussetzungen dafür wichtig sind und was der Beruf mit sich bringt.

Rouven, wie lange arbeitest du bereits als Schauspieler?

Rouven Blessing: Ich habe kurz nach dem Abitur angefangen beim Film zu arbeiten. Also beinahe drei Jahre.

Welche Ausbildung hat dich darauf vorbereitet?

Rouven Blessing: Bis jetzt noch gar keine. Ich habe mir alles selbst beigebracht bzw. an den Projekten und von den Leuten, mit denen ich bereits gearbeitet habe, viel gelernt und mich so stetig verbessert. Der Plan ist allerdings durchaus, ein Schauspielstudium zu absolvieren – vorzugsweise im englischsprachigen Raum.

Welche Eigenschaften sollte man als Schauspieler mitbringen?

Rouven Blessing: Offenheit, Wandelbarkeit, Empathie, Bereitschaft zu harter physischer und psychischer Arbeit und die Bereitschaft Risiken einzugehen, finde ich am wichtigsten.

Wie kommst du an die einzelnen Rollen heran?

Rouven Blessing: Meist über verschiedene Agenturen, an viele aber auch über Bekannte. Connections sozusagen. In der Regel gibt es zuerst eine Rollenanfrage, dann ein Casting und bei größeren Produktionen manchmal auch mehrere Casting-Runden – teilweise noch mit Kostüm- oder Screen-Tests – bis es zur finalen Zu- oder Absage kommt.

Werden dir auch aktiv Rollen angeboten?

Rouven Blessing: Immer öfter, ja. Je länger ich in dieser Branche arbeite, desto mehr Leute kommen auch auf mich mit Angeboten zu, so habe ich das Gefühl.

Welche Rollen nimmst du an?

Rouven Blessing: Als ich nach München gekommen bin, habe ich erstmal vermehrt beim Film gearbeitet, inzwischen wieder mehr Theater. Thematisch mache ich eigentlich alles von lustigen, verliebten oder bösen bis hin zu komplett verrückten Rollen. Ich suche auch nach diesen vielseitigen Kontrasten, damit es nicht monoton wird und ich nicht in eine feste Schublade gesteckt werden kann.

Reist du viel?

Rouven Blessing: Theaterengagements habe ich nur in München, Filmprojekte auch vor allem in diesem Großraum – ab und zu aber auch an anderen Orten in Bayern und Österreich. Für Vorsprechen an Schauspielschulen war ich dieses Jahr mehrfach in England.

Wie viel Geld bekommst du pro Auftrag in etwa?

Rouven Blessing: Das kommt immer ganz darauf an, was für eine Produktion und wie groß die Rolle darin ist und kann dementsprechend stark variieren.

Wie sind die Entwicklungschancen? Kann aus einem Statisten ein Schauspieler werden?

Rouven Blessing: Ich finde schon, wenn man bereit ist, hart dafür zu arbeiten. Ich habe selbst beim Film als Komparse angefangen, was sich dann bald zu kleineren und dann zu größeren Textrollen weiterentwickelt hat.

Hast du ein Vorbild?

Rouven Blessing: Viel zu Viele! Die drei Schauspieler, die mich am meisten inspirieren, sind Johnny Depp, Leonardo DiCaprio und Robert de Niro.

Wie läuft ein Tag am Set ab?

Rouven Blessing: In der Regel kommt man an, wird ins Kostüm und in die Maske geschickt, dann gibt es eine Probe und dann mehrere Einstellungen der Szene mit jeweils mehreren Takes. An längeren Tagen gibt es eine Mittagspause und oft auch ein gemeinsames Abendessen.

Was macht dir bei dem Job am meisten Spaß?

Rouven Blessing: Die interessanten Leute, die ich kennenlerne. Und die Freiheit, jemand ganz anderes zu sein und das eigene Privatleben für ein paar Stunden auszublenden.

Was war bisher deine spannendste Rolle?

Rouven Blessing: Ich liebe alle meine Rollen, aber ich glaube die interessanteste war der verrückte Hutmacher in Alice in Wonderland. Orlando in As you like it war bisher meine körperlich anstrengendste Rolle. Am spannendsten finde ich aber meine Rolle „Goldhahn“ in Wir sind jung. Wir sind stark am Residenztheater.

Triffst du bei deinen Jobs auch mal bekannte Schauspieler? Wie fühlt sich das an?

Rouven Blessing: Ich hatte das Glück, schon viele bekannte Schauspieler treffen zu dürfen. Dabei darf man nicht vergessen, dass sie auch alle ganz normale Menschen sind. Nur der Beruf ist eben nicht ganz normal.

Die schönsten Erfahrungen hatte ich am Set von Colonia Dignidad mit Emma Watson und Daniel Brühl und mit Joseph Gordon-Levitt am Set von Snowden. Bei ersterem war ich schon ein bisschen „starstruck“, aber es war eine wunderbare Erfahrung und bei Snowden hatten wir einen beinahe schon kumpelhaften Umgang, wodurch ich mich dort sehr wohlgefühlt habe.

Was war das Skurrilste, was dir bisher bei einer Rolle passiert ist?

Rouven Blessing: Ich suche eigentlich immer nach skurrilen Aufträgen, um aus meiner eigenen Komfortzone herauszukommen. Und so komme ich immer wieder zu Rollen und Szenen, die mir selbst absolut unähnlich sind: zum Beispiel auf der Bühne die Hosen runterlassen, ein Hakenkreuz auf die Stirn gemalt bekommen, Kämpfe und mehr.

Es passieren immer witzige Sachen: Vor Kurzem, als wir Shakespeare im Amphitheater in München gespielt haben, ging auf einmal mitten in einer meiner Szenen ein Platzregen los und hat mich und meine Liebesgedichte komplett durchnässt. Das Wetter habe ich dann in mein Spiel eingebaut und die Zuschauer – die alle ihre Regenschirme dabeihatten – haben es geliebt.

Kann man dich aktuell in einer Rolle bewundern?

Rouven Blessing: Ab dem 27. Oktober 2016 spielen wir wieder Wir sind jung. Wir sind stark. in der neuen Spielzeit am Residenztheater. In Snowden wird man meinen Rücken und Hinterkopf bewundern können, da ich für einen Teil des Films das Körperdouble von Joseph Gordon-Levitt war. Und in einer kleinen Szene mit ein bisschen Text. Außerdem arbeite ich gerade an mehreren Kurzfilmprojekten. Ansonsten bin ich gespannt, was das Leben noch so bringt.

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