Tritt ein, bring Glück herein: Schornsteinfeger ist ein toller Beruf. Nicht nur, dass man jedem mal ordentlich aufs Dach steigen darf. Nein, man ist auch noch überall gern gesehen und gilt als Glücksbringer. Über einen Kuss vom Schornsteinfeger freut sich doch jede/r. Oder etwa nicht? Wir haben ein paar handfeste Fakten zum Berufsbild des Schornsteinfegers, früher auch Kaminkehrer, zusammengestellt. Denn vielleicht wäre das ja genau der richtige Beruf für dich.

Arbeitsmarktchancen

Wer auf der Suche nach einer nützlichen Tätigkeit ist, aufgepasst: Kaminkehrer oder Schornsteinfeger sind unerlässlich. Jedes Haus mit Heizungs- bzw. Feuerungsanlage braucht in regelmäßigen Abständen einen Check-Up durch den Fachmann. Und das sind einige: Allein ca. 19 Millionen Wohngebäude gibt es in Deutschland, Firmengebäude und Industrieanlagen kommen noch oben drauf. Sprich der generelle Kundenstamm ist auf jeden Fall vorhanden. Hinzu kommt: Da mittlerweile immer modernere und effizienter Heizungsanlagen technisch möglich sind, werden in den nächsten Jahren und Jahrzehnten zahlreiche Heizungen ausgetauscht werden. Schon allein aufgrund der immer strengeren Emissionsgrenzwerte und der höheren Anforderungen an den Umweltschutz ist dies nötig. Und jede dieser Heizungen muss von einem Kaminkehrer abgenommen werden.

Laut des Bundesverbands des Schornsteinfegerhandwerks herrscht in Deutschland in der Branche derzeit Vollbeschäftigung. Mit einer qualifizierten Ausbildung hast du nach momentanem Stand sehr gute Chancen, einen Job zu bekommen. Aktuell gibt es ca. 7.500 Innungsbetriebe in Deutschland, wo du als Geselle eine Anstellung finden kannst.

Im Auftrag des Staates

Das Schornsteinfegerwesen ist in Deutschland ein ganz spezielles Gewerbe. Bis Ende 2012 galt hier ein sogenanntes Kehrmonopol. Kehrungen, Messungen sowie Kontrollgänge mussten durch den jeweils zuständigen Bezirks-Kaminkehrermeister durchgeführt werden. Ganz Deutschland ist deshalb in ein Schornsteinfegernetzwerk aufgeteilt. Für jede Region ist eine bestimmte Kaminkehrer-Innung zuständig.

Seit 2013 kann man sich als Hausbesitzer jedoch für bestimmte Arbeiten aussuchen, welchen Schornsteinfeger man damit beauftragt. Daraus ergibt sich für den Kunden eine höhere Flexibilität bei der Angebotsauswahl und eine größere Kostentransparenz. Sehr viele sogenannte hoheitliche Tätigkeiten, wie unter anderem die gesetzlich vorgeschriebene Feuerstättenschau, darf aber immer noch nur der bevollmächtigte Bezirkskaminkehrermeister durchführen. Dieser handelt sozusagen im Auftrag von ganz oben: Er ist öffentlich beliehener Handwerker und ist im Auftrag des Staates tätig. Die einzelnen Kehrbezirke werden öffentlich ausgeschrieben und in einem Verfahren durch die Gemeinde nun immer für die Dauer von 7 Jahren vergeben.

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Was macht ein Schornsteinfeger?

Aufgaben

Schornsteinfeger kontrollieren und reinigen Feuerungsstätten und Lüftungsanlagen. Sie prüfen die Funktionsfähigkeit der Anlage und stellen fest, ob vorgeschriebene Grenzwerte eingehalten werden. Dabei geht es beispielsweise um Emissionswerte, die bei der Verbrennung von Brennstoffen wie Holz oder Gas entstehen. Außerdem kontrollieren sie die ordnungsgemäße Aufstellung von Heizungen und klären, ob beispielsweise Abstandswerte korrekt sind und Brandschutzvorschriften im Sinne der Sicherheit erfüllt sind. Auch die Beratung von Hausbesitzern zu den Themen effizientes Heizen, Brennstofflagerung, Heizungsplanung, Einhaltung des Brandschutzes und Entsorgung alter Heizungsanlagen gehört zu ihren Aufgaben. In der Regel finden sie eine Anstellung bei einem Bezirksschornsteinfeger oder machen sich selbstständig. Auch in Energieberatungsunternehmen kann man mit diesem Ausbildungsberuf arbeiten.

Das Berufsbild des Schornsteinfegers hat sich in den letzten Jahrzehnten massiv verändert. Gehörte früher vor allem das Kehren und Fegen der Kamine und Schlote sowie das Säubern der Feuerstätte zu den Aufgaben, hat heute die moderne Technik Einzug in den Arbeitsalltag gehalten. Viel Arbeit am PC, Messungen am Computer sowie das Einholen und Abgleichen von Informationen zur Energieeffizienz und zum Brandschutz machen einen Großteil der Arbeit aus. Technische Zeichnungen müssen gelesen, Messwerte verglichen und Volumenströme ausgerechnet werden. Das ursprünglich sehr handwerklich geprägte Aufgabenfeld hat sich in den letzten Jahrzehnten um den mathematisch und technisch anspruchsvollen Bereich erweitert. Hinzu kommt zudem immer mehr Beratungstätigkeit für Hausbesitzer, was ganz klar in Richtung Dienstleistung geht.

Das solltest du mitbringen

Ein paar Voraussetzungen solltest du deshalb für den Kaminkehrer-Job auf jeden Fall mitbringen. Findest du dich in der folgenden Charakteristik wieder, kannst du ernsthaft mit dem Gedanken spielen, dieses Handwerk zu erlernen.

  • Schon in deiner Jugend hast du die Wochenenden lieber in der Garage oder im Hobbykeller als auf dem Spiel- oder Bolzplatz verbracht. Du bist deinem Vater gern zur Hand gegangen, und gemeinsam habt ihr alles Mögliche repariert – vom kaputten Matchboxauto über die klemmende Jalousie bis zum defekten CD-Spieler. Kurzum: Du liebst es, handwerklich zu arbeiten und anzupacken.
  • Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Klamotten. Dieser Spruch von deiner Mutter ist dir in Fleisch und Blut übergegangen. Es macht dir nichts aus, wenn dir mal ein kalter Wind um die Nase weht, du nass wirst oder deine Hände im Dreck baden. Frische Luft hat schließlich noch keinem geschadet, und schmutzig hast du dich ja schon als Kind gerne gemacht.
  • Hoch hinaus ist dein Wahlspruch, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Beim Klettern kann es für dich nie hoch genug gehen, und für eine gute Aussicht nimmst du einige Höhenmeter in Kauf. Oben angekommen blickst du ohne Probleme ins Tal und freust dich an deiner Spitzenposition. Schwindelgefühl, was ist das?
  • Zahlen sind deine Welt. Dir ist ziemlich schnuppe, wie man „Bundesimmissionsschutzgesetz“ schreibt, aber welche Parameter sich wie mathematisch verändern, wenn ein Brennstoff schlechte Qualität aufweist, rechnest du gerne aus. Chemie, Physik und Mathe, das waren die Schulstunden, in denen du nicht nur physisch anwesend warst, sondern auch ziemlich gute Beiträge abgeliefert hast.

Kurz zusammengefasst: Wer eine gewisse mathematisch-naturwissenschaftliche Grundbegabung aufweist, gerne handwerklich und an der frischen Luft arbeitet und keine Höhenangst hat, erfüllt schon einmal wichtige Voraussetzungen für den Schornsteinfegerberuf. Wenn du dann noch gerne mit Leuten zu tun hast und gerne erklärst und berätst, könnte das wirklich dein Traumberuf sein.

Ausbildung

Wie wird man Schornsteinfeger? Es handelt sich dabei um einen ganz klassischen Ausbildungsberuf. Zum ersten Hineinschnuppern eignet sich ein Schülerpraktikum bei einem Innungsbetrieb. Dabei kann man die typischen Tätigkeiten kennen lernen und selbst feststellen, ob einem die Arbeitsabläufe Freude machen würden. Voraussetzung für die Ausbildung ist ein Hauptschulabschluss. Im Jahr 2017 wiesen 59 Prozent aller Ausbildungsanfänger in diesem Bereich einen mittleren Schulabschluss auf, 25 Prozent hatten einen Hauptschulabschluss und 15 Prozent Hochschulreife. Ein Prozent konnte keinen oder einen niedrigeren Schulabschluss als den der Hauptschule vorweisen.

Nach einer dreijährigen Ausbildung in Betrieb und Berufsschule legt man die Gesellenprüfung ab und darf sich nach Bestehen „Schornsteinfeger“ nennen. Wer später einen eigenen Innungsbetrieb führen möchte, muss noch die Meisterprüfung ablegen. Dann später einen eigenen Bezirk führen zu dürfen, ist das erklärte Ziel vieler Kaminkehrer. Und die Chancen stehen dabei sogar für Berufsanfänger gar nicht so schlecht. Bewerben kann sich nämlich jeder qualifizierte Schornsteinfegermeister mit (etwas) Berufserfahrung. Da die Arbeitsmarktchancen in dieser Branche gerade sehr arbeitnehmerfreundlich sind, erhalten oftmals auch schon junge Handwerksmeister einen Bezirk.

Verdienstmöglichkeiten

Während der Ausbildung erhält ein Lehrling in Bayern beispielsweise vom ersten bis zum dritten Lehrjahr zwischen 600 und 800 Euro im Monat. Laut Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit liegt der durchschnittliche Bruttomonatsverdienst einer ausgebildeten Vollzeitkraft bei ca. 3.170 €. Allerdings kann man sich durch diverse Fortbildungen weiter spezialisieren, vor allem auf dem Energiesparsektor. Hier eröffnen sich gerade im Rahmen von beratenden Tätigkeiten oder Vorträgen zusätzliche Einnahmequellen. Viele Kaminkehrer-Innungsbetriebe bieten dann, die entsprechende Qualifikation vorausgesetzt, auch Energieberatungen an. Auch das ist ein Feld mit Zukunft.

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Glücksbringer

Und wie war das jetzt nochmal mit dem Glücksbringer Kaminkehrer? Der Glaube, dass die schwarzen Gesellen Glück ins Haus bringen, geht wahrscheinlich auf den Umstand zurück, dass das Kaminkehren früher einfach eine sehr wichtige Sache war. War der Kamin verstopft, konnte man weder kochen noch heizen, das Haus wurde kalt, und Ruß zog durch die Zimmer. Kam dann Hilfe in Gestalt des Schornsteinfegers, stand damit buchstäblich das (häusliche) Glück direkt vor der Tür.

Eine andere Lesart besagt, dass vielen Menschen die dunkel gekleideten, schwarz verrußten und umherziehenden Gesellen etwas unheimlich waren. So erzählte man sich hinter vorgehaltener Hand, sie könnten es sogar mit dem Teufel aufnehmen und selbst böse Geister vertreiben – und dadurch ihren Mitmenschen Glück bringen. Auf jeden Fall ist es immer noch so, dass allein der Anblick des Kaminkehrers vor der Tür dem einen oder anderen einfach ein Lächeln aufs Gesicht zaubert. Und das hat man mit Sicherheit nicht in jedem Beruf.

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