Selbstverwirklichung im Job: Was treibt uns an?
Ein traumhafter, weißer Sandstrand. Kristallklares, türkis-blaues Wasser. Einen Sonnenhut auf dem Kopf, einen Smoothie in der Hand und auf dem Schoss der Laptop. Auch wenn es so aussieht, bist du nicht zum Urlaub hier, sondern erledigst gerade ganz entspannt deine täglichen To-Dos. Der Strand ist dein Büro, den unbequemen Bürostuhl hast du gegen den komfortablen Liegestuhl ausgetauscht, und die stickige Büroluft gegen eine frische Meeresbrise. Hach, wie wäre das schön… Mit dem Laptop im Gepäck auf Weltreise gehen und dabei auch noch Geld verdienen. Selbstverständlich mit einer Tätigkeit, die dich wirklich erfüllt und einen Sinn stiftet.
Inhaltsverzeichnis
Klingt nach unrealistischer Träumerei? Nicht unbedingt. Der Traum, von überall aus auf der Welt arbeiten zu können, scheint heutzutage für viele nicht mehr nur eine Wunschvorstellung zu sein, sondern tatsächlich realisierbar. Dank Internet und Digitalisierung ist es in einigen Berufen durchaus möglich, ortsabhängig zu arbeiten und auch die Zeiteinteilung flexibel zu gestalten. Alles, was Arbeitnehmer dafür brauchen, ist eine gute Internetverbindung, optimale Selbstorganisation und selbstverständlich den richtigen Arbeitgeber.
Die neue Suche nach dem Sinn
In den letzten Jahren hat sich in der Arbeitswelt einiges gewandelt. Die sogenannte Generation Y, zu welcher alle zwischen 1980 und 2000 Geborenen zählen, setzt ihre Maßstäbe für ein glückliches Arbeitsleben ganz anders als die Generationen vor ihr. Ein schönes Auto, ein hohes Gehalt, eine eindrucksvolle Berufsbezeichnung – schön und gut, doch für Millennials keine Priorität. Für sie ist es wichtiger, einen Sinn hinter ihrer Arbeit zu erkennen und darin Selbstverwirklichung zu finden. Sie suchen „Purpose“, möchten ihre eigene Berufung finden, neue Wege gehen und so der Welt durch ihre individuellen Talente und Stärken einen wichtigen Mehrwert liefern. Auch Flexibilität und Unabhängigkeit gehören zu den wichtigsten Werten. Zeit ist die neue Währung.
Die Generation Y ist technikaffin, digital und hinterfragt gerne – auch sich selbst. Wer bin ich eigentlich? Und noch viel wichtiger: Wer möchte ich sein? Diese Fragen sind nicht nur philosophisch zu diskutieren, sondern wollen ernsthaft beantwortet werden. Träume hat man nicht umsonst, und nie war es so einfach, die eigenen Wünsche tatsächlich zu realisieren. YouTube und Social Media eröffnen viele Möglichkeiten, sich selbst zu verwirklichen und sich Wissen anzueignen, dass einem dabei behilflich sein kann.
Selbstverwirklichung: Das treibt uns an
Der Wunsch nach Selbstverwirklichung ist nicht neu, sondern gehört zu den menschlichen Bedürfnissen. Schon im Jahre 1943 untersuchte der US-amerikanische Psychologe Abraham Maslow die menschliche Motivation und veröffentlichte im Zuge dessen die sogenannte Bedürfnispyramide, eine Theorie, die auch heute noch weltbekannt ist. Die Pyramide besteht aus fünf Stufen, drei davon gehören zu den Defizitbedürfnissen, die anderen zwei zu den Wachstumsbedürfnissen. Erstere dienen der physischen Grundversorgung, decken soziale Bedürfnisse ab und müssen erfüllt werden, damit der Mensch Zufriedenheit und Sicherheit empfinden kann. Selbstverwirklichung steht an der Spitze der Pyramide und kann deshalb erst angestrebt werden, wenn alle anderen Bedürfnisse befriedigt sind.
Generell geht es bei der Selbstverwirklichung darum, das eigene Potential zu erkennen und auszuschöpfen, seine Berufung zu entdecken und dieser zu folgen, die beste Version von sich selbst zu werden. Dabei spielt jedoch weniger das Ziel eine Rolle, als der Weg dorthin. Selbstverwirklichung ist sehr individuell, jeder Mensch geht seinen eigenen Weg, hat andere Vorstellungen von Glück und persönliche Wünsche und Träume.
New Work: Eine neue Arbeitswelt
Für junge Menschen spielt Selbstverwirklichung im Berufsleben eine sehr zentrale Rolle. Der klassische „Nine to Five“ Job scheint so langsam einfach nicht mehr in unsere Welt der voranschreitenden Digitalisierung, Automatisierung und Globalisierung zu passen. Diese Fortschritte und der Wandel vom Arbeitgeber- zum Arbeitnehmermarkt fordern neue Denkweisen. Berufsanfänger stellen nun ganz andere Anforderungen an ihre Arbeitgeber als die Generationen vor ihnen. Aus dieser Grundlage entwickelte der Sozialphilosoph Prof. Dr. Frithjof Bergmann die Idee von „New Work“.
New Work bedeutet:
- sinnstiftende Arbeit
- bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie
- fließender Übergang zwischen Leben und Arbeit
- keine Bindung an feste Orte oder Zeiten
- mehr Eigeninitiative und Selbständigkeit
- flache Hierarchien
Beispiele für Selbstverwirklichung im Beruf
Selbstverwirklichung im Beruf ist ein Schlüsselkonzept für persönliches Wachstum und berufliche Zufriedenheit. Es geht darum, mehr als nur grundlegende Bedürfnisse zu erfüllen – es geht um die Verwirklichung von dem, was dir am Herzen liegt auch im Job.
Stellen wir uns einige praktische Beispiele vor, wie Selbstverwirklichung vor allem im Arbeitsleben aussehen kann:
Kreativität und Innovation: Ein Grafiker in einer Werbeagentur, der die Freiheit hat, eigene Designkonzepte zu entwickeln und umzusetzen, nutzt seine kreativen Fähigkeiten vollständig und fühlt sich dadurch in seiner Arbeit bestätigt und wertgeschätzt.
Persönliche Weiterentwicklung: Eine Führungskraft, die regelmäßig an Fortbildungen teilnimmt und sich bewusst neue Führungsstile und Techniken aneignet, erweitert nicht nur ihr Wissen, sondern auch ihr Potenzial, effektiver und empathischer zu führen.
Beitrag zur Gesellschaft: Ein Softwareentwickler, der an Open-Source-Projekten arbeitet, trägt nicht nur zur IT-Gemeinschaft bei, sondern verwirklicht auch sein Bedürfnis, einen sinnvollen Beitrag zu leisten. Oder ein Angestellter in einem großen Unternehmen nutzt seine Position, um nachhaltige Projekte zu initiieren, die sowohl dem Unternehmen als auch der Gesellschaft zugutekommen.
Erfüllung und Zufriedenheit: Eine Lehrerin, die neue, interaktive Lehrmethoden in ihren Unterricht integriert, um Schüler besser zu erreichen und zu fördern, verwirklicht sich selbst durch die positive Entwicklung ihrer Schüler.
Diese Beispiele zeigen, wie berufliche Rollen und Aufgaben so gestaltet werden können, dass sie nicht nur Grundbedürfnisse wie Sicherheit und soziale Anerkennung erfüllen, sondern auch das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung. Durch die Arbeit in einem Umfeld, das Entwicklung fördert und Herausforderungen bietet, können Individuen ihre Ängste überwinden und ein Gefühl von Erfolg und Freude erleben.
Dies führt oft zu einer höheren Lebenszufriedenheit und zu einem stärkeren Gefühl von Erfüllung im Alltag. Selbstverwirklichung im Beruf geht oft über den einfachen Akt der Arbeit hinaus; sie umfasst die Entwicklung des ganzen Wesens, das Streben nach einem bedeutungsvollen, erfüllten Leben und die Realisierung persönlicher Träume und Ziele. Es ist ein lebenslanger Prozess, der Mut erfordert und von einem tiefen Verständnis für die eigenen Wünsche, Ängste und Erwartungen begleitet wird.
Selbstverwirklichung im Berufsleben: Eine Frage des Geschlechts?
Selbstverwirklichung im beruflichen Leben ist ein universelles Streben, das alle Menschen unabhängig vom Geschlecht betrifft. In der Bedürfnispyramide von Maslow stellt die Selbstverwirklichung die oberste Stufe dar. Es geht darum, das eigene Potenzial vollständig zu verwirklichen und eine tiefe Bedeutung in dem zu finden, was man tut. Die Frage, ob dies eine Frage des Geschlechts ist, sollte in der modernen Gesellschaft eigentlich keine Rolle mehr spielen. Denn jeder Mensch, egal welchen Geschlechts, hat das Recht und die Möglichkeit, sich in seinem Beruf und darüber hinaus zu verwirklichen.
Your Job – Your Rules: Eine Studie von stellenanzeigen.de und nushu
In unserer Studie „Your Job – Your Rules”, welche in Kooperation mit dem Female Business Netzwerk nushu entstand, konnten wir ebenfalls feststellen, dass die Sinnhaftigkeit der eigenen Tätigkeit sowie die übergeordnete Einstellung eines Unternehmens zu Kriterien werden, die zunehmend an Relevanz gewinnen. 71 % der Befragten gaben an, im Job nach Selbstverwirklichung zu streben. Fast allen Befragten (94 %) sind flexible Arbeitszeiten wichtig und ganze 38 % würden zugunsten einer sinnstiftenden Tätigkeit sogar auf Gehalt verzichten.
Während 60 % der Frauen angaben, dass ein Unternehmen für sie als möglicher Arbeitgeber umso attraktiver ist, je diverser es aufgestellt ist, sehen nur 46 % der Männer das genauso. 79 % der Befragten möchten sich vor ihrer Bewerbung gerne einen Eindruck von den zukünftigen Kollegen und den Vorgesetzten machen. Wenn ihnen das Team nicht sympathisch erscheint, würden sich sogar 75 % gar nicht oder eher nicht bewerben. Zudem ist fast allen Befragten die gesellschaftliche Verantwortung ihres Arbeitgebers wichtig. Lediglich 6 % ist Corporate Responsibility beim Arbeitgeber hingegen überhaupt nicht wichtig oder eher unwichtig. Auch die Relevanz der Möglichkeit, innerhalb der Festanstellung eigene Projekte umzusetzen, ist mit 78 % als hoch einzustufen.
Downloaden kannst du die Studie hier.
Fazit
Selbstverwirklichung in der Arbeitswelt ist ein tiefer und bedeutender Begriff, der oft in Verbindung mit Maslows Bedürfnishierarchie steht. Es geht dabei um mehr als nur um die Erfüllung grundlegender Bedürfnisse; es ist das Streben nach der Erfüllung deines Potentials in deinem Berufsleben. Psychologie spielt eine große Rolle in diesem Prozess, denn es geht darum, ein Umfeld zu schaffen, in dem du dich nicht nur sicher fühlst, sondern auch die Möglichkeit hast, dich kreativ und persönlich zu entfalten.
Unsere Arbeitswelt ist unbestreitbar im Wandel, Vorstellungen und Werte verändern sich. Die neue Generation der Bewerber fordert mehr Freiheit, Flexibilität, Selbstverwirklichung und Sinnhaftigkeit. Starre Grenzen zwischen Arbeitsplatz und Privatleben beginnen dank Home Office und Remote Work immer mehr zu verschwimmen, was eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf möglich macht.
Das, was uns heutzutage antreibt ist „Purpose“, also ein übergeordnetes gesellschaftliches Ziel unserer Tätigkeit. Noch nie war es so einfach, unseren Träumen zu folgen, Neues zu lernen und unseren Traumjob zu finden. Arbeit bedeutetet für uns nicht mehr nur Existenzsicherung. Arbeit ist eine Chance, unsere individuellen Talente, Interessen und Fähigkeiten zu nutzen, die eigene Persönlichkeit zu entfalten und dadurch einen Sinn zu finden.
Aktuelle Jobangebote
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir die männliche Form (generisches Maskulinum), z. B. „der Mitarbeiter“. Wir meinen immer alle Geschlechter im Sinne der Gleichbehandlung. Die verkürzte Sprachform hat redaktionelle Gründe und ist wertfrei.
Marina ist Redakteurin, Content-Managerin & Autorin. Sie hat Romanische Sprachen, Literatur & Linguistik an der Ludwig-Maximilians-Universität München studiert. Schreiben ist für sie nicht nur ein Beruf, es ist auch ihre große Leidenschaft. Für careeasy – Dein Karrieremagazin von stellenanzeigen.de schreibt Marina freiberuflich über Themen rund um Bewerbung, Karriere und Persönlichkeitsentwicklung.