Die Zeit ist wohl eines der größten Mysterien unserer Welt. Und doch ist ihre exakte Messung für unseren durchgetakteten Alltag mit vielen Terminen und Verpflichtungen unerlässlich. Hier kommt der Uhrmacher ins Spiel: Er baut und repariert unsere Zeitmesser und sorgt dafür, dass Pünktlichkeit erst möglich wird. Wäre das ein Beruf für dich?

Tätigkeitsbereiche eines Uhrmachers

Uhrmacher ist ein klassischer Handwerksberuf. Der Handwerker stellt Uhren und Zeitmessgeräte verschiedenster Art her, wartet, säubert und repariert diese auch. Darunter fallen sowohl mechanische als auch elektronische Uhren. Von der antiken Taschenuhr über die moderne Armbanduhr bis hin zu einer industriellen Großuhr: Der Uhrmacher kennt ihre Funktionsweise, ihr Innenleben und bringt sie wieder zum Laufen. Während er in kleinen Handwerksbetrieben durchaus noch den ganzen Tag in der Werkstatt sitzt bzw. zwischen Werkbank und Ladenraum wechselt, sieht das in der Industrie anders aus. Auch hier finden Uhrmacher eine Anstellung. Dort werden allerdings Uhren maschinell und in Serie produziert, sodass der Handwerker eher Kleinteile für die Produktion herstellt, CNC-Maschinen programmiert und diese bedient.

Wer im Uhrmacherhandwerk und dort im Einzelhandel tätig ist, sollte generell gerne mit Menschen arbeiten. Auch die Beratung gehört zu seinem Berufsbild: Welche Uhr passt zu wem? Welches Armband fügt sich optimal zu welcher Uhr? Welche Trends gibt es aktuell in der Schmuckindustrie? Welche Materialien sind angesagt? Der Uhrmacher berät seine Kunden zu all diesen Themen und sollte sich deshalb auch bezüglich Optik und Ästhetik gut auskennen.

Ausbildung

Die Ausbildung zum Uhrmacher dauert drei Jahre und ist dual ausgerichtet. Das heißt, der Lehrling erhält seine praktische Ausbildung in einem Betrieb seiner Wahl und besucht zudem in Form von Blockunterricht eine Berufsschule mit entsprechender Fachrichtung in seiner Nähe. Es gibt jedoch auch spezielle Uhrmacherschulen, wie beispielsweise die renommierte Robert-Gerwig-Schule in Furtwangen im Schwarzwald, die bereits seit 150 Jahren Uhrmacher ausbildet. Dort kann man drei Jahre lang in Vollzeit das Uhrmacherhandwerk erlernen. Zugangsvoraussetzung ist ein Hauptschulabschluss oder eine höhere Schulbildung. Wer bereits die mittlere Reife besitzt, kann während der drei Ausbildungsjahre durch zusätzliche Kurse parallel zum Uhrmacher-Gesellenbrief die Fachhochschulreife erwerben.

Eine tolle Möglichkeit, in den Beruf des Uhrmachers hineinzuschnuppern, ist ein Praktikum. Beispielsweise kann man an der Robert-Gerwig-Schule ein Praktikum absolvieren und dabei feststellen, ob der Beruf generell zu einem passen würde.

An diesen Berufsfachschulen in Deutschland kann man eine Ausbildung zum Uhrmacher bzw. zur Uhrmacherin in Vollzeit absolvieren:

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Bildquelle: www.istockphoto.com / SeventyFour

Wer eignet sich für den Beruf?

Um ehrlich zu sein: Uhrmacher ist eine Tätigkeit, die nicht so ganz in unsere schnelllebige, hektische Zeit zu passen scheint.  Der Handwerker muss einige Eigenschaften mitbringen, die heutzutage bei vielen Menschen nicht mehr zu finden sind. Und er ist quasi mit einer weit verbreiteten Eigenschaft unvereinbar: der Ungeduld.

Mach‘ den Check und teste, ob du ein guter Uhrmacher sein könntest. Das trifft auf dich zu, wenn du folgende Charakteristika mitbringst:

Fingerspitzengefühl

Baukästen und Modelleisenbahnen faszinieren dich. Beim 50.000-Teile-Puzzle legst du sofort motiviert los, während deine Freunde verzweifelt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Du arbeitest gerne mit vielen kleinen Teilen. Auch Mikroskop und Pinzette nimmst du mit Vorliebe zur Hand, denn es kann dir gar nicht akribisch genug zugehen. Handwerkliches Geschick, scharfe Augen und eine präzise, ruhige Hand zeichnen dich dabei aus.

„Exakt“ ist dein zweiter Vorname

Wenn du etwas machst, muss es ganz genau sein. Es muss bis ins letzte Detail stimmen, und du bringst auch gerne viel Zeit dafür auf, damit das Ergebnis perfekt ist. Exakt zu arbeiten ist für dich keine Frage der Tagesform, sondern eine Selbstverständlichkeit.

Sanfter Engel

Geduld ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für diesen Beruf. Und die bringst du mit. Dich bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Dein Motto: Gut Ding will Weile haben, und die nimmst du dir auch gerne. Hudeln gehört nicht zu deinem Vokabular, und du kannst viel Zeit für detailliertes Arbeiten aufwenden.

Technikbegeistert

Technisches Verständnis und eine gewisse Begeisterung für Maschinen bzw. Mechanik bringst du mit. Es interessiert dich, wie Geräte oder Maschinen aufgebaut sind und funktionieren. Sind Waschmaschine oder Staubsauger kaputt, hast du flugs den Schraubenzieher zur Hand und wirfst als Erster einen Blick ins Innenleben der Geräte. Erst wenn du diese selbst partout nicht reparieren kannst, rufst du einen Handwerker. In der Uhrmacherausbildung wird ein großer Schwerpunkt auf Mechanik sowie Mess- und Reparaturtechnik gelegt. Deshalb sollte man sich gerne mit diesen Fachbereichen beschäftigen.

Kontaktfreudig

Trotz deiner Leidenschaft zum Werkeln und Tüfteln scheust du den Kontakt mit anderen Menschen nicht. Gerne lässt du andere an deinen aktuellen Projekten teilhaben, erklärst ihnen deine Arbeitsschritte und zeigst deine Erfolge. Auch das sind wichtige Eigenschaften für einen Uhrmacher. Schließlich müssen die meisten von ihnen später auch Kunden beraten, verkaufen und serviceorientiert tätig sein.

Sinn für Ästhetik

Schönes hat für dich einen hohen Stellenwert. Bei dir zuhause finden sich auch Dinge, die allein aufgrund ihrer Optik ihre Daseinsberechtigung haben: eine kunstvoll verzierte Vase, ein antiker Bauernschrank, die handgeschnitzte Holzmaske aus dem Brasilienurlaub. Funktion ist in diesem Fall für dich nebensächlich, hier zählen Ästhetik und Patina. Auch ein Uhrmacher sollte Schönes lieben, schließlich ist die Grenze vom Zeitmesser zum Schmuckstück „Uhr“ fließend.

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Bildquelle: www.istockphoto.com / Rudenkoi

Uhrenwissen

Im Fokus der Uhrmacher-Tätigkeit steht natürlich: die Uhr. Du solltest also auch selbst gerne Uhren tragen und diesen Zeitmesser sowohl aus technischer Perspektive als auch als Schmuckstück spannend finden. Generell unterscheidet man zwischen mechanischen und elektronischen Uhren. Je nach System muss der Uhrmacher bei der Herstellung, Pflege oder Reparatur verschiedene Fertigkeiten anwenden.

Mechanische Uhren

Ein Paradoxon unserer Zeit: Mechanische Uhren liegen im Trend. Mit ihrer komplexen Mechanik, den vielen klitzekleinen Zahnrädern und Federn, die perfekt zusammenspielen müssen, um zu funktionieren, halten sie die alte Handwerkskunst hoch. Diese Uhren enthalten kein einziges elektronisches Bauteil. Bei ihnen sorgt die Unruh, die eine Feder antreibt, für die Taktfrequenz. Solch ein scheinbares Relikt aus vergangenen Zeiten wird in unserer schnelllebigen Gegenwart zum Statussymbol. Und das darf kosten: Hochwertigen mechanischen Uhren sind preislich nach oben kaum Grenzen gesetzt. Dabei kann es sogar sein, dass man die Armbanduhr jeden Morgen per Hand aufziehen muss. Hier geht es nicht um Bequemlichkeit und Komfort, sondern die Uhr wird zum Schmuck und zum Bekenntnis. Für Uhrmacher sind solche Kunstwerke natürlich eine besondere Freude und Herausforderung, sei es auch nur bei der Reparatur oder Wartung. Hier kann er seine komplette Handwerkskunst und sein Mechanik-Wissen einbringen.

Hochwertige mechanische Uhren sollten mindestens alle fünf Jahre zur Revision zum Uhrmacher gebracht werden. Er baut die Uhr auseinander, zerlegt das Uhrwerk in seine Einzelteile und säubert die komplette Mechanik. Alle Teile werden professionell gereinigt. Anschließend setzt er die Uhr wieder zusammen. Diese handwerkliche Qualitätsarbeit kostet: Ein dreistelliger Betrag wird in der Regel für solch eine Überholung fällig. Aber: Danach ist die Uhr quasi wie neu.

Elektronische Uhren

Elektronische Uhren, auch Quarzuhren genannt, besitzen einen Quarzkristall im Uhrwerk. Dieser wird mittels leichter elektrischer Spannung zur Schwingung angeregt. Dafür braucht die Quarzuhr eine Batterie. Diese Batterie muss im Normalfall ca. alle zwei Jahre ausgetauscht werden. Es gibt auch Uhren mit sogenanntem Autoquarz. Diese Automatikuhren können den benötigten Strom durch die normale Körperbewegung des Trägers generieren. Sie brauchen keinen Batteriewechsel. Allerdings ist die Automatik wiederum eine mechanische Baugruppe, die natürlichem Verschleiß unterliegt, vom Uhrmacher gewartet werden muss und irgendwann den Geist aufgibt. Es gibt auch Quarzuhren mit zusätzlicher Funkfunktion. Diese Uhren empfangen elektromagnetische Wellen von Zeitzeichensendern. Sie stellen sich selbst und gehen immer sekundengenau.

Auch Quarzuhren sollten alle paar Jahre zur Wartung und Pflege zu einem Uhrmacher gebracht werden. Zudem ist es bei diesen Uhren ebenfalls wichtig, die Mechanik säubern zu lassen, denn Schmutz könnte zu Widerstand und einem erhöhtem Stromverbrauch führen. Eventuell sind auch Dichtungen zu erneuern. Der Uhrmacher hat auf jeden Fall etwas zu tun.

Weiterbildung

Generell findest du das Berufsfeld des Uhrmachers interessant? Doch hier ist noch lange nicht Schluss. Wer sich für diese Ausbildung entscheidet, der kann sich später vielfältig weiter fortbilden. Zum Beispiel kann er einen Techniker-Abschluss anstreben oder die klassische Meisterschule absolvieren. Als Uhrmachermeister kann man dann seinen eigenen Betrieb eröffnen. Wer noch höher hinaus möchte, schließt ein Studium der Feinwerktechnik an. Eine Ausbildung als Uhrmacher ist dafür eine hervorragende praktische Grundlage.

Fazit

Uhrmacher ist ein abwechslungsreicher Beruf, der handwerkliche Fähigkeiten, Geduld und viel technisches Verständnis voraussetzt. Im Arbeitsalltag wechselt man in der Regel zwischen Werkstatt und Verkaufsraum, denn auch die Beratung der Kunden gehört zum Geschäft. Die Ausbildung dauert drei Jahre und kann sowohl im dualen System als auch in Vollzeit an speziellen Berufsfachschulen absolviert werden.

Die Berufsaussichten sind aktuell nicht schlecht: Es gibt zahlreiche Ausbildungsplätze und auch die Arbeitslosenquote im Berufsfeld ist gering. Offene Stellen findet man in Industrie und Einzelhandel. Auch die Verdienstaussichten sind gut: Bereits während der Ausbildung kann man in der Industrie zwischen 1.000 und 1.200 Euro im Monat verdienen. Später liegt das monatliche Durchschnittseinkommen bei ca. 2.400 Euro (Quelle: Bundesagentur für Arbeit).

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