Warum jetzt der richtige Zeitpunkt ist, deinen Job zu wechseln
Wenn du ehrlich bist, fragst du dich schon seit Längerem, wann der richtige Zeitpunkt für einen Jobwechsel ist? Klingelt morgens der Wecker, denkst du frustriert zuerst an all die nervigen Kollegen und langweiligen To-Dos, die heute wieder auf dich warten? Und „Stellenanzeigen finden“ ist mit Abstand dein häufigster Suchbegriff in den letzten Monaten? Ganz klar: Bei dir stehen die Zeiger eindeutig auf beruflicher Veränderung.
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Aber passt denn deine persönliche Situation zur aktuellen wirtschaftlichen Lage? Inflation, weltpolitisch unsichere Zeiten, Klimakrise – viele Unternehmen haben mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Ist das der richtige Zeitpunkt, um zu gehen, und woanders neu anzufangen?
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Wann ist der richtige Zeitpunkt für einen Jobwechsel?
Recruiting-Experten und Karrierecoaches empfehlen in der Regel einen Jobwechsel nach ca. drei bis fünf Jahren – und das nicht nur für Berufsanfänger. In dieser Zeitspanne kann ein Arbeitnehmer in einem Unternehmen bereits viel Erfahrung sammeln, er oder sie ist mit allen Prozessen und Abläufen routiniert vertraut und gehört sicherlich zu den erfahreneren Kräften der Firma.
Und paradoxerweise kann gerade dann der ideale Zeitpunkt gekommen sein, um wieder zu gehen.
Warum nach relativ kurzer Zeit die Arbeitsstelle kündigen?
Ganz einfach: Weil sich mit zu viel Routine Langeweile und Stillstand einschleichen können. Wer auf der Karriereleiter weiter nach oben gelangen möchte, sollte also spätestens nach drei bis fünf Jahren nach einer neuen Position oder neuen Aufgaben die Augen offenhalten. Eventuell im selben Unternehmen, denn auch hier kann sich eine Option zur Beförderung auftun, aber durchaus auch bei einem neuen Arbeitgeber. Denn: Ein neuer Job in einer anderen Branche bringt jede Menge Erkenntnisgewinne, neue Erfahrungen und Wissenszuwachs mit sich. In der Regel zumindest.
Jobwechsel nach zwei Jahren sind übrigens auch alles andere als ein Fauxpas und werden von Personalern und Recruitern als völlig normal angesehen. Die Zeiten, als Arbeitnehmer oftmals zehn Jahre und länger bei der gleichen Firma beschäftigt waren, sind schon länger passé.
Bleibst du zu lange bei ein und demselben Arbeitgeber, lauert vor allem eine Gefahr: Du verpasst es, beruflich neue Erfahrungen zu machen und „agil“ zu bleiben. Damit sind nicht Fortbildungen o.ä. gemeint, die du ja auch über dein aktuelles Unternehmen besuchen kannst, sondern vor allem das Kennenlernen neuer Prozesse, das Einleben in eine andere Unternehmenskultur und das sich Einfügen in ein noch unbekanntes Team. An diesen Herausforderungen wächst jeder Arbeitnehmer. Hinzu kommt, dass man natürlich auch fachlich und beruflich seinen Horizont extrem erweitern kann, wenn man mehrere Firmen der Branche von innen kennenlernt.
Aber trotzdem: Kündige niemals nur und ausschließlich aufgrund der Dauer der Betriebszugehörigkeit!
Fühlst du dich wohl in deinem Job und bist zufrieden, dann ist für dich noch nicht der Zeitpunkt zum Wechseln gekommen. Ganz egal, wie viele Jahre du schon bei deinem aktuellen Arbeitgeber bist. Denn um den nächsten Karriereschritt zu gehen, braucht es schon ein paar stichhaltige Gründe.
So erkennst du den optimalen Zeitpunkt für den Wechsel
#1: Zeitfaktor bzw. Betriebszugehörigkeit
Wie lange du bereits bei einem Unternehmen angestellt bist, ist mit Sicherheit ein entscheidender Faktor, wenn es auch nicht der alleinige sein sollte. Aber oftmals verspürt man selbst nach drei oder vier Jahren Betriebszugehörigkeit bereits den Wunsch nach Veränderung. Und das ist dann auch völlig okay so. Merkst du, dass du dich vermehrt dafür interessierst, wie Wettbewerber arbeiten und was sie ihren Mitarbeitern bieten, ist das ein Zeichen, dass du bereit für den beruflichen Neustart bist. Der nächste Schritt ist, konkret nach passenden Stellenanzeigen zu suchen.
Klebst du zu lange an deinem Sessel fest, kann dir das durchaus von manchem Recruiter als mangelnde Flexibilität oder auch fehlende Neugier ausgelegt werden. Denn natürlich ist es bequemer, so lange wie möglich bei einem Arbeitgeber zu bleiben, wo man bereits alles kennt. Neue Herausforderungen werden dort jedoch in der Regel nach ein paar Jahren eher Mangelware.
#2: Mangelnde Motivation wird zu groß
Wer wechseln will, tut das in der Regel entweder aus einer „Weg-von-Motivation“ oder einer „Hin-zu-Motivation“. Für viele Arbeitnehmer ist ein Hauptgrund, den Job zu wechseln, Unzufriedenheit am aktuellen Arbeitsplatz. Sie wollen also nur noch weg vom alten Job. Da spielt Frust eine große Rolle. Wenn du bemerkst, dass du keinerlei Motivation mehr für deine Aufgaben aufbringen kannst, und du dich nur sehr ungern mit Arbeitsthemen beschäftigst, ist es an der Zeit, über einen Wechsel nachzudenken. Eventuell fühlst du dich unterfordert in der Arbeit? Oder du bekommst nie ein Lob oder Anerkennung für deine Arbeitsergebnisse? Dauerhaft kann sich solch eine Situation auch negativ auf deine Gesundheit niederschlagen. Außerdem kannst du keine guten Leistungen erbringen, wenn du nicht motiviert bist.
Aufgepasst: Ein bisschen Frust gehört zu jedem Arbeitsalltag dazu. Das solltest du immer im Hinterkopf behalten. Als Kündigungsgrund reicht das nicht aus. Solche Momente wirst du auch in jedem neuen Job erleben.
Manifestiert sich bei dir jedoch dauerhaft ein Gefühl der Unzufriedenheit und kannst du dich über Monate hinweg immer schlechter motivieren, kann das ein Grund für einen Jobwechsel sein.
#3: Das Unternehmen kämpft mit wirtschaftlichen Problemen
Du stellst fest: Dein aktueller Arbeitgeber muss gerade ganz schön Federn lassen. Die Umsatzziele wurden in den letzten Jahren nie erreicht, und auch die Aussichten für die kommenden Jahre sind alles andere als rosig. Überlege genau, ob es sich für dich lohnt, in deinem alten Job zu bleiben, oder ob du damit riskierst, dass dir vielleicht bald eine Kündigung ins Haus flattert.
Dann kann jetzt der perfekte Zeitpunkt für einen Neubeginn sein, indem du deinem Arbeitgeber vielleicht zuvorkommst: Freunde dich mit dem Gedanken einer beruflichen Neuorientierung an und guck‘ dich frühzeitig nach einem neuen Arbeitsplatz um. Eventuell findest du ein Angebot in einer der Branchen, die vermutlich auch sehr gut durch Krisenzeiten kommen werden. Es ist immer von Vorteil, nicht aus der Arbeitslosigkeit heraus auf Jobsuche gehen zu müssen.
Krisenzeiten kann man nämlich auch für sich nutzen: Denn die momentane Situation ermöglicht bereits einen Blick auf die Stabilität einzelner Branchen im Hier und auch im Morgen. Aktuell ist ein guter Zeitpunkt, zu entdecken, wer durchstarten wird, und für wen es im neuen Jahr eher ein harter Kampf werden wird. Vielleicht kommen für dich ja auch völlig neue Branchen als Arbeitgeber in Betracht, an die du bislang noch gar nicht gedacht hast. Blicke mutig über deinen Tellerrand hinaus und wage dich auf zu neuen Ufern.
Momentan ist eine Zeit, die einige wirtschaftliche Entwicklungen beschleunigt und Gewinner der Krise recht klar erkennen lässt. Zum Beispiel sind das Unternehmen des Online-Marketings, der Erneuerbare-Energien-Branche oder im Telekommunikationssegment. Schon mal an einen Job in diesen Bereichen gedacht?
#4: Das perfekte Jobangebot ist da
Manchmal ist es einfach Schicksal: Obwohl du gar nicht wechseln wolltest, wird dir von einem Headhunter eine tolle Position in einem anderen Unternehmen angeboten. Alles ist perfekt, die neue Karriere liegt quasi auf dem Silbertablett vor dir. Dann trau‘ dich! In diesem Fall ist der richtige Zeitpunkt für den Jobwechsel genau jetzt gekommen. Solch ein Angebot solltest du annehmen und die Chance nutzen, die sich dir bietet. Selbst wenn du erst kurze Zeit bei einer Firma angestellt bist, darfst du jetzt ernsthaft mit dem Gedanken spielen, zu kündigen. Denn wenn der Traumjob wartet, ist es völlig okay, auch nach einem Jahr oder kürzer deiner Firma den Rücken zu kehren. Manche Möglichkeiten kommen einfach nicht wieder.
#5: Mobbing – schnell weg hier
Wer von Mobbing im Arbeitsumfeld betroffen ist, sollte schnell die Reißleine ziehen. Natürlich kann man zunächst innerhalb des Unternehmens versuchen, Lösungen zu finden. Doch oftmals schafft nur ein kompletter Jobwechsel Abhilfe.
Bevor du zu lange in solch einer toxischen Situation mit den Kollegen verharrst, solltest du dich lieber baldmöglichst nach einer neuen Arbeitsstelle umsehen. In diesem Fall ist Abschied die beste Entscheidung.
#6: Work-Life-Balance: Zu viel Stress im Job
Auch dein Umfeld spielt bei der Wahl deines Jobs eine Rolle. Bemerkst du, dass alle deine Freunde entspanntere Jobs haben, bereits um 18 Uhr bei der Hobbyfußballmannschaft aufschlagen können und auch generell flexiblere Arbeitszeiten haben? Und irgendwie nervt dich das tierisch, denn deine Freizeit ist dir extrem wichtig? Außerdem nimmt für dich der Stress in der Arbeit gefühlt immer mehr zu. Deine Work-Life-Balance stimmt nicht.
Wenn du auf die Dauer ein Missverhältnis zwischen Arbeitszeit und Freizeit feststellst, und dich das stört, musst du versuchen, etwas zu ändern. Gerade in den letzten Jahren hat sich die Arbeitswelt gewandelt: Immer mehr Firmen bieten Homeoffice an. Checke also regelmäßig die Angebote auf dem Arbeitsmarkt in deiner Branche und bleibe somit auf dem Laufenden, welche Arbeitsbedingungen hier Standard sind. Stellst du hierbei fest, dass deine aktuelle Arbeitsstelle in einigen Punkten ganz klar ein Defizit aufweist, solltest du mit deinem Arbeitgeber ins Gespräch kommen. Wenn hier nichts zu machen ist, dann ist für dich der Zeitpunkt gekommen, um zu gehen.
Tipp: Spielt für dich der Ausgleich zwischen Freizeit und Arbeitszeit eine große Rolle, dann achte bereits in Stellenanzeigen darauf, wie sich der potenzielle Arbeitgeber diesbezüglich präsentiert. Viele Firmen erwähnen mittlerweile ganz explizit, dass sie Wert darauf legen, ihren Mitarbeitern hier eine gesunde Balance zu bieten.
#7: Die Gehaltserhöhung ist längst überfällig
Was dem einen die Work-Life-Balance ist, ist dem anderen der Gehaltscheck. Jeder setzt seine Prioritäten eben anders. Stellst du fest, dass du eigentlich schon vor ein oder zwei Jahren um eine Gehaltserhöhung gebeten hattest, aber immer wieder von deinem Arbeitgeber vertröstet wurdest, führt das zu Frust. Und jetzt argumentiert dein Chef natürlich mit der unsicheren wirtschaftlichen Lage aufgrund der Energiekrise und der politischen Konflikte.
Damit ist klar: In diesem Jahr kannst du auch nicht mit mehr Kohle rechnen. Auf die Dauer wird dich das nicht befriedigen. Immer nur hingehalten zu werden, ist langfristig keine Option. Bevor dein Ärger zu groß wird, wage lieber den Schritt und schau‘ dich auf dem Arbeitsmarkt um: Vielleicht entdeckst du eine spannende neue Stelle, die auch finanziell deutlich attraktiver für dich ist. Den Versuch einer Bewerbung ist es auf jeden Fall wert.
Mit unserem Netto Rechner kannst du dein neues Gehalt berechnen.
#8: Null Perspektive – fehlende Aufstiegsmöglichkeiten
Einer der häufigsten Kündigungsgründe von Arbeitnehmern ist die fehlende Aufstiegsmöglichkeit. Wer das Gefühl hat, auf der Stelle zu treten, kann sich natürlich zunächst intern bezüglich Beförderungsmöglichkeiten oder neuer Stellen schlau machen. Ein halbes Jahr oder ein Jahr auf eine vom Chef versprochene Teamleitungsfunktion warten zu müssen, ist durchaus nicht ungewöhnlich. Doch sollte sich das länger hinziehen, ist leider zu befürchten, dass du es mit leeren Versprechungen zu tun hast. Dann teste lieber als Bewerber aus, welche Chancen du aktuell auf dem Arbeitsmarkt hast – auch in der neuen Rolle als Führungskraft.
Fazit
Generell gilt: Nach drei bis fünf Jahren den Arbeitsplatz zu wechseln, ist ideal für die Karriere. Aber nicht immer funktionieren solch starre Vorgaben. Im Endeffekt musst du selbst spüren, ob deine Gründe, den Job zu wechseln, stichhaltig genug sind. Doch egal, welcher Sturm draußen auch tobt und wie sich die wirtschaftliche oder politische Lage präsentiert: Bist du todunglücklich mit deinem aktuellen Job und spürst ganz einfach, dass es so nicht weitergehen kann, dann verändere dich. Alles andere verlängert nur die Zeitspanne, in der du unzufrieden bist. Sagt dir dein Gefühl, dass du ganz dringend eine neue Arbeitsstelle suchen solltest, dann höre darauf. Viel Glück bei der Jobsuche und spannende neue Perspektiven!
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Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir die männliche Form (generisches Maskulinum), z. B. „der Mitarbeiter“. Wir meinen immer alle Geschlechter im Sinne der Gleichbehandlung. Die verkürzte Sprachform hat redaktionelle Gründe und ist wertfrei.
Veronika ist Redakteurin und Content-Managerin. Sie hat Kommunikationswissenschaften, Arbeits- und Organisationspsychologie sowie Französische Sprachwissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität in München studiert und ist bereits über 15 Jahre journalistisch in Print und online unterwegs. Für careeasy – Dein Karriere-Magazin von stellenanzeigen.de recherchiert und schreibt Veronika zu Themen rund um Studium & Ausbildung, Karriere, Gesundheit im Job und Arbeitsrecht.