Wie umweltfreundlich soll dein Arbeitgeber sein?
Spätestens seit Greta, Luisa und Co. sind die Themen Umweltschutz und Klimawandel flächendeckend angekommen. Nachhaltigkeit und eine entsprechende Lebensweise sind in aller Munde. Sie sind nicht mehr nur Nischenbeschäftigung einer verschrobenen Minderheit, sondern liegen voll im Trend. Doch wie sieht es in der Arbeitswelt aus? Wie umweltfreundlich verhalten sich Arbeitgeber hierzulande und welchen Stellenwert hat dieser Aspekt für Bewerber und Angestellte?
Inhaltsverzeichnis
Studie 1: Mitarbeiter wollen mehr Öko
Dass hier oftmals Wunsch und Realität weit auseinanderklaffen, lässt sich exemplarisch anhand zweier Studien verdeutlichen. Das Unternehmen Viking führte gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut OnePoll eine repräsentative Studie durch, bei der 1.000 deutsche Arbeitnehmer befragt wurden. Dabei wollte man mehr darüber erfahren, wie die Befragten ihren Arbeitgeber in Sachen Nachhaltigkeit beurteilen, und welche Maßnahmen bzgl. Umweltschutz sie selbst im Alltag umsetzen. Die Ergebnisse sind deutlich:
- 70 % der Befragten glauben, dass Klimaschutz für ihren Arbeitgeber keine Priorität habe.
- 23,5 % der Teilnehmer gaben an, dass ihr Arbeitgeber nichts für den Umweltschutz tue, oder es nicht ersichtlich sei.
- Fast die Hälfte der Befragten sagte, sie würden einen potenziellen Arbeitgeber auf dessen Haltung in puncto Nachhaltigkeit prüfen, bevor sie sich dort für eine Stelle bewerben.
- 58 % gaben an, sie würden sich bei einem klimaneutralen Arbeitgeber motivierter fühlen.
- Spannend ist hier ein Unterschied zwischen den Generationen: Während 93 % der „Generation Z“ (22 Jahre und jünger) meinen, ihr Arbeitgeber solle mehr für den Umweltschutz tun, sind es bei den „Babyboomern“ (55-73 Jahre) nur 25 %.
Klarer Handlungsauftrag
Das ist im Prinzip ein klarer Handlungsauftrag: Viele Arbeitnehmer wünschen sich deutlich mehr Engagement in Sachen Umweltschutz und Nachhaltigkeit von den Unternehmen. Sie messen dem Thema eine so große Bedeutung bei, dass diese sie sogar bei der Wahl ihres Arbeitgebers entscheidend beeinflusst. Zugleich stellt eine große Mehrheit fest, dass aktuell für ihren Arbeitgeber der Klimaschutz keine Priorität habe.
Studie 2: Wie nachhaltig schätzen sich Unternehmen tatsächlich ein?
Doch wie sieht es in deutschen Betrieben in puncto Nachhaltigkeit, Schutz der Umwelt und Klimaverträglichkeit aus? Fragt man bei den Unternehmen selbst nach, so sind die Antworten relativ ernüchternd. In seinem im Herbst 2019 veröffentlichten Forschungsbericht hat das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung Daten zur Selbsteinschätzung zum Thema ökologische Nachhaltigkeit deutscher Unternehmen erfasst. Die Antworten der Unternehmen zeigen klar auf, dass das Thema Umweltschutz in der Realität bei weitem noch nicht so angekommen ist, wie von den Mitarbeitern gewünscht. Die Unternehmen sollten ihren Betrieb bzgl. folgender Aussagen einschätzen:
„Nachhaltigkeit ist wesentlicher Bestandteil unserer Unternehmensphilosophie.“
Über 57 % gaben an, für ihren Betrieb treffe diese Behauptung eher nicht oder gar nicht zu bzw. das können sie nicht sagen. Nur 15 % waren der Meinung, dass dieser Satz voll und ganz zutreffe.
„Unsere Kunden verlangen nachhaltige Produkte und Dienstleistungen.“
Nur knapp über 36 % der befragten Unternehmen stimmten dieser Aussage voll und ganz bzw. eher zu. Das heißt umgekehrt: Über 60 % sahen hier noch kein Umdenken bei den Kunden.
„Wir verfolgen Nachhaltigkeitsziele, auch trotz hoher Kosten.“
30 % der Befragten stimmten diesem Satz zu. 70 % hingegen konnten diese Aussage nicht bejahen.
Fazit: Wunsch und Realität klaffen weit auseinander
So sehr sich die Beschäftigten hierzulande auch mehr betriebliche Maßnahmen zum Umwelt- und Klimaschutz wünschen: Bei der praktischen Umsetzung ist hier wohl noch sehr viel Luft nach oben. Egal ob Energieeinsparung, Plastikvermeidung oder klimafreundlicher Verkehr bzw. umweltfreundliche Mobilität: Konkrete Ansatzpunkte, anhand derer sich das umweltpolitische Engagement von Unternehmen messen lässt, gibt es viele. Hier sind innovative Konzepte, schnelle Lösungen und eine unbürokratische Umsetzung gefragt. Klar ist: Die Betriebe sollen zeitnah reagieren. Denn Arbeitnehmer stellen mittlerweile hohe Anforderungen an potenzielle Arbeitgeber. Und aufgrund der momentanen Arbeitsmarktlage können sie dies auch durchaus tun.
Heißt umgekehrt: Wer als Betrieb für die besten Arbeitnehmer attraktiv sein will, kann es sich nicht mehr leisten, in Zukunft die Themen Klimaschutz und Umweltfreundlichkeit auszusparen.
Quellen:
blog.viking.de/umweltschutz-im-buero, statista.de
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